Windrad-Projekt sorgt weiter für Spannungen
Autor: Helmut Will
Ebern, Freitag, 21. Oktober 2016
Das Projekt auf dem Tonberg ist passé, doch bei der Bürgerversammlung in Ebern stand die unrühmliche Geschichte des Vorhabens im Mittelpunkt.
Der Wind war aus den Segeln genommen. Dafür hatten Schwarzstorch, Graureiher, Wespenbussard und Wildkatze gesorgt. Die Gesellschaft zur Umsetzung der Energiewende (GUT) hat, wie in den vergangenen tagen ausführlich berichtet, ihren Antrag zum Bau von Windrädern auf dem Tonberg im Bürgerwald zwischen Ebern und Kirchlauter, zurückgezogen. Trotzdem widmete Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) einen Großteil seiner Ausführungen bei der Bürgerversammlung für die Stadtteile Eichelberg, Heubach und Reutersbrunn in der Frauengrundhalle diesem Thema. Auch wenn nicht mehr relevant, überreichten die Ortssprecher von Reutersbrunn und Eichelberg, Andreas Leibold und Bernd Ebert, Unterschriften von Gegnern des "gestorbenen" Projekts.
Entspannte Situation
"Wir haben heute für diese Versammlung andere Vorzeichen, die Lage hat sich entspannt", sagte Hennemann zu Beginn der Sitzung.
Wie zu erfahren war, hatte er sich im Vorfeld der Versammlung mit den Unterzeichnern einer dreiseitigen Petition kontra Tonbergprojekt getroffen, die an den Stadtrat Ebern gerichtet war. Die "Wogen" waren also schon geglättet. Die Bürgerversammlung lief "sehr gesittet" ab, wenngleich eine gewisse Anspannung spürbar war. Die Unterzeichner der Petition aus Reutersbrunn und Eichelberg brachten Sachargumente vor und appellierten unter anderem an das Gemeinschaftsgefühl, was nicht nur an den "EBN-Kennzeichen" festgemacht werden sollte. Man dürfe keinen "Keil" in die Bürgerschaft treiben.
Der Bürgermeister holte weit aus, griff auf die Projekthistorie zurück, zeigte die Entwicklung des Projektes von der ersten Stunde bis hin zur Entscheidung der GUT auf, von dem Vorhaben Abstand zu nehmen. Aber er spann das Projekt Windpark gedanklich auch weiter, zeigte Schritte und Hürden auf, die noch bis zur Vollendung des Projektes zu bewältigen gewesen wären, wäre dieses nicht gestoppt worden. "Ich habe den Eindruck, dass vieles durch-
einandergebracht wurde, sagte Hennemann.
Er sprach auch den globalen Klimawandel an ("das hören wir häufig auch von unseren Förstern") und legte seine Überzeugung dar, dass man von fossilen Brennstoffen wegkommen müsse. In Sachen Windpark sei man erst ganz am Anfang gewesen und habe frühzeitig die Nachbarn in Kirchlauter informiert. "Vielleicht war das unser Fehler", so der Bürgermeister wörtlich.
Persönliche Angriffe
Dann sprach er das "Klima" im Miteinander an. Die Frage sei nun, wie man weiter miteinander umgehe. Er verhehlte nicht, dass er sich über manche Aussage geärgert hat.
Persönliche Angriffe sollten unterbleiben und demokratische Entscheidungen akzeptiert werden. "Wir haben viele Aufgaben gemeinsam in unserer Stadt und den Ortsteilen zu bewältigen, da können und wollen wir uns es nicht leisten, uns das Leben gegenseitig schwer zu machen."Falsch verstanden wurde seine Aussage, dass er nun hoffe, dass sich manche, die sich gegen die Windräder auf dem Tonberg eingesetzt hätten, nun auch mit gleicher Intensität für das Gemeinwesen einbringen. Er stellte klar, dass diese Aussage in Richtung Kirchlauter gemeint war. "Dort sind Leute aufgetaucht, von denen bisher nichts zu hören war."
Viel habe er nun erzählt, befand ein Versammlungsteilnehmer, verbunden mit der Frage, wie es zukünftig weitergehe - der Flächennutzungsplan wurde angesprochen. "Der ist hinfällig, da ändert sich nichts mehr", so Hennemann.
Auf gutem Weg
Schließlich gab es noch Informationen des Bürgermeisters zum Breitbandausbau. Er legte dar, wie der Ausbau in drei Schritten vorangehe. "Manche Orte, wie Heubach, sind versorgt, da wird nichts mehr passieren." Man sei auf einen guten Weg, vernünftige Internetversorgung hinzubekommen. Wer spezielle Fragen habe, möge sich an Dirk Suhl in der Stadtverwaltung wenden.Stadtrat Thomas Limpert wies darauf hin, dass es in Heubach Anwesen gäbe, die nicht angeschlossen seien. Weitere stadtpolitische Themen wurden vom Bürgermeister angesprochen und erörtert. Wasser und Abwasser seien im Stadtgebiet sichergestellt. Hennemann kündigte an, dass zwischen 2016 und 2018 Beitragsbescheide ergehen werden, da die Investitionssummen hierüber eingeholt würden.
Für die Dorferneuerung in Eichelberg, Heubach und Reutersbrunn können noch private Maßnahmen angemeldet werden. Auf Frage von Thomas Limpert sagte Hennemann, dass man sich mit der Flurbereinigungsdirektion nochmal zusammen tun könne, um zu prüfen, was am Dorfplatz in Heubach noch passieren könne. Große Maßnahmen werde es nicht mehr geben.
Albert Martin bemängelte, dass bauwillige junge Leute - drei seien es, die in Reutersbrunn bauen möchten - von der Stadt auf Baugebiete im Stadtbereich verwiesen werden, die erschlossen sind. "Eine Gesamterschließung rentiere sich nur ab einer gewissen Größenordnung", sagte Hennemann in Bezug auf Reutersbrunn.
Was mit dem Platz am Feuerwehrhaus in Reutersbrunn vorgesehen ist, wollte Ortssprecher Andreas Leibold wissen. Bisher sei noch nichts angedacht, sagte Hennemann, er könne sich aber vorstellen, dass die Stadt Material stellt und die Arbeit in Eigenleistung erbracht werden könne.
Zum Schluss überreichte Andreas Leibold mit Bernd Ebert, Ortssprecher von Eichelberg, eine Unterschriftenliste. Leibold: "91 Bürgerinnen und Bürger haben gegen die Windräder, vier dafür gestimmt, einige haben sich enthalten." "Das nehmen wir zu den Akten", sagte Hennemann, verbunden mit der Aufforderung, künftig im gegenseitigen Vertrauen aufeinander zuzugehen.
Das veranlasste Bernd Ebert noch eine Spitze in Richtung Bürgermeister zu schießen: "Ihr (Stadt) wolltet doch was von uns, deshalb hätte man auf uns zugehen müssen."