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Wie kommen die Neubrünner an ihr Geld?


Autor: Ralf Kestel

Neubrunn, Dienstag, 25. August 2015

In der Vorstandsetage der Eberner Raiffeisen-Volksbank dürfte in den nächsten Tagen viel Post eingehen. Denn viele Kunden aus Neubrunn nutzen diese Form des Protests, weil sie der Ansicht sind, dass der angekündigte Abbau des Geldautomaten und des Kontoauszugsdruckers nicht hingenommen werden darf.
Dieser Handgriff gehört in Nuebrunn bald der Vergangenheit an.


Zur Drohkulisse gehört unter anderem der Wechsel zu anderen Geldhäusern, von denen es drei im nahen Ebelsbach gibt, wo die meisten Neubrünner ohnedies durchfahren. Das Thema beschäftigt bereits die Dorfgemeinschaft, die Theatergruppe und sicher bald den Gemeinderat.

Tragen die Neubrünner bald ihr gesamtes Gespartes nach Ebelsbach? Durchaus vorstellbar, wenn es nach den Vorstellungen von Horst Gehring und um Kunden der Eberner Raiffeisen-Volksbank geht. Den CSU-Gemeinderat und gewählten Vertreter der Raiffeisenkunden erbost eine Ankündigung des Bankvorstandes, wonach Geldautomat (GAA) und Kontoauszugsdrucker im Haus der "Öberen Wirtschaft" zum Quartalsende abgebaut werden sollen.

Eine Protest- und Postkarten-Aktion unter dem Titel "STOPPT die Schließung der Raiffeisen Neubrunn", initiiert von der Theatergruppe, läuft schon. Gedroht wird mit dem Wechsel zu einer der drei (Konkurrenz-)Banken, die in Ebelsbach ansässig sind.

Noch leuchtet der Reklamewürfel mit dem Raiba-Logo am Wirtshaus in der Hauptstraße, der auf den Bankautomaten in einem abgetrennten Raum im Hof zur Heilig-Länder-Halle, dem Dorfzentrum, hinweist.
Doch das Licht dürfte bald erlöschen. Aus wirtschaftlichen Gründen will die Bank den mit der Dorfgemeinschaft bis 2020 geschlossenen Nutzungsvertrag schon zum 30. September 2015 kündigen.


Verzicht auf Miete angeboten

Diese "schlechte Mitteilung" ereilte den Vorsitzenden der Dorfgemeinschaft, Heinz Stretz, vor wenigen Tagen per Telefon und Brief. "Damit verliert unser Dorf, mit 750 Einwohner das größte in den Heiligen Ländern, an Wertigkeit", bedauert Stretz den drohenden Verlust an Infrastruktur.

Da hilft auch das Angebot der Raiffeisen-Vorstände nicht, die bis 2020 fällige Pacht als Einmalzahlung plus Dreingabe zu überweisen, wodurch die Dorfgemeinschaft in der Lage versetzt wäre, die geplante Überdachung des Eingangsbereich der oberen Wirtschaft zu stemmen. Heinz Stretz: "Wir würden lieber auf die Miete komplett verzichten, um den Automat zu behalten."

Doch die Miete macht den geringsten Teil der Unkosten aus, weiß Stretz aus Gesprächen mit den Bankverantwortlichen. Das bestätigte auch Vorstandssprecher Christian Senff gegenüber unserer Zeitung. "Da uns die EDV-Unterstützung für die Bauart der GAAs gekündigt wurde, standen wir vor der Entscheidung über eine Neuinvestition. Diese hat ein Volumen von mehr als 30 000 Euro. Dazu kämen noch Ausgaben für neue Alarmtechnik , Leitungskosten, neue Bargeldbeschaffungskosten usw."


Zu wenig genutzt

Deswegen habe man alle SB-Zweigstellen überprüft und die Nutzung abgefragt. Das schlechteste Nutzungsverhältnis sei mit Abstand in Neubrunn herausgekommen. Senff: "Um eine Kostendeckung, wir reden nicht von Verdienst, zu erreichen wäre die 2,5- bis dreifache Menge der bisherigen Abhebungen notwendig."

Des Weiteren könnten Kunden jederzeit sowohl in der nur zwei Kilometer entfernten Zweigstelle in Kirchlauter wie auch in allen Raiffeisen- und Volksbanken im Landkreis kostenlos an ihre Auszüge oder Geld kommen.

Der Vorstand weiter: "Wir haben diese Entscheidung nicht gerne getroffen, aber unter diesen gravierenden betriebswirtschaftlichen Aspekten blieb uns keine andere Wahl. Natürlich haben wir Verständnis für die Aufregung, wenn man etwas weggenommen bekommt. Wir führen Gespräche mit dem Bürgermeister, um für ältere Leute eine Lösung zu finden."
Einen "glatten Wortbruch" sieht dagegen Horst Gehring in der Vorstandsentscheidung, da es bei der letzten Vertreterversammlung geheißen habe, dass es in den Außenbereichen des Geschäftsgebietes keine Schließungen gebe. "Da zählen auch die Automaten dazu."


Schon Zweigstelle verloren

Hubert Derra fühlt sich "über den Tisch gezogen", da "uns die Automaten als Gegenleistung angeboten wurden, um Kirchlauter als alleinige Zweigstelle zu akzeptieren".

Heinz Stretz wunderte sich, dass in einem Schreiben an die Dorfgemeinschaft vom 29. Juli, in dem die Erhebung von Kontoführungsgebühren angekündigt wurde, noch ausdrücklich der Hinweis auf die Bankautomaten in Neubrunn gegeben worden war.

Ellen Lix forderte, dass bei einem möglichen Auszug der Bank der vorher als Nebenzimmer der Gaststätte genutzte Raum wieder so hergerichtet werden müsste.