"...wie grün sind deine Blätter..." - Christbaumkulturen im Landkreis Haßberge
Autor: Eckehard Kiesewetter
LKR Haßberge, Sonntag, 09. Dezember 2018
Die Händler in der Region stecken längst mitten in der Saison. Doch die Trockenheit des Sommers hat einigen Schaden angerichtet...
Es muss nicht immer die Nordmanntanne aus Skandinavien, dem Sauerland oder Schleswig Holstein sein. Viele Menschen im Landkreis Haßberge schwören auf Christbäume aus der Region, kaufen lieber beim Stammhändler im Nachbardorf ein, als beim Baumarkt oder vor dem großen Einkaufszentrum in der Stadt.
Gut, man hat so seine Vorstellung: Schön gerade gewachsen soll er sein, möglichst keine Wetterseite oder lichte Stellen aufweisen und keinesfalls eine zweigeteilte Spitze.
"Mein Baum hat keine lange Reise hinter sich und wird erst kurz vor dem Fest geschlagen", sagt ein Käufer auf dem Grund von Gustav Borzel in Unterpreppach beim Aussuchen seiner Blautanne, die er mit einem roten Bändchen mit Namen versieht. Das wirkt wie ein "Besetzt-Zeichen", denn geschlagen wird der Baum erst kurz vor dem Fest: "Dann nadelt er nicht so rasch."
Doch der Klimawandel, widrige Wettereinflüsse und zuletzt monatelange Trockenheit wirkten sich auch auf die Christbaumkulturen aus. Die Dürre hat die Produzenten vor mächtige Herausforderungen gestellt. Bei vielen sind die Setzlinge dieses Jahres komplett vertrocknet. "Ein Totalausfall", sagt Jochen Horn, der im Eberner Stadtteil Höchstädten Weihnachtsbäume verkauft, über seine Pflanzungen vom Frühjahr. "Die wurzeln nicht tief, haben einfach kein Wasser abgekriegt."
Künstlicher Regen
Größere Anbieter, wie etwa "Frankentanne" in Oberwinterbach bei Vestenbergsgreuth rettete eine Beregnungseinrichtung über den Sommer. Eigentlich ist diese Anlage nicht für die Bewässerung in der heißen Jahreszeit gedacht, sondern für die Frostberegnung, wenn es im Frühjahr nochmals zu stärkeren Nachtfrösten kommt. Dann soll eine Eisschicht die jungen Triebe vor dem Erfrieren schützen. Innerhalb der Hülle fällt die Temperatur nicht unter den Gefrierpunkt.Heuer stattdessen also improvisierter Sommerregen.
Auch wenn sich die Qualität und die Preise der Weihnachtsbäume laut Angaben des Vereins bayerischer Christbaumanbieter allgemein in etwa auf dem Niveau des Vorjahrs halten, zeichnet sich ab, dass solch ein Aufwand sich mittelfristig auf die Preise niederschlagen wird. Ebenso die Ausfälle bei der Nachzucht. An vielen Stellen ist der Boden metertief knochentrocken. Entsprechend haben viele junge Kulturen der letzten beiden Jahre dran glauben müssen, sind abgestorben oder derart verkümmert, dass sie als Christbaum nicht mehr infrage kommen.
Der reine Stress
"Auch für die größeren Bäume ist so eine lange Dürreperiode Stress", sagt Jochen Horn, auf dessen Hof zurzeit an den Wochenenden Hochbetrieb herrscht. Da ist die ganze Familie im Einsatz. Los geht es schon mit den Zweigen für die Gräber im November, erzählt der gelernte Elektro-Installateur. Noch im November folgen große Kunden wie Krankenhäuser, Firmen und Schulen, auch werden Bäume für Geschäfte, Gast- und Rathäuser, Plätze und Kirchen geordert.