Werden Eberns Märkte abgespeckt?
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Dienstag, 18. November 2014
Soll Eberns Weihnachtsmarkt nur noch zwischen Grauturm und Stadtberg stattfinden und der Kirchweihmarkt auf den Festplatz neben dem Rummel verlagert werden? Kontroverse Diskussion in der Geschäftswelt. Welche Meinung haben Sie?
Der Weihnachtsmarkt nur noch auf dem Marktplatz? Der Kirchweihmarkt nur noch auf dem Festplatz? Auf wenig Gegenliebe stoßen solche Gedankenspiele bei den Gewerbetreibenden in der Innenstadt.
Angestoßen hat die Diskussion der Leiter des städtischen Bauhofes, Christian Raehse, der zusammen mit seinem Stellvertreter Mario Winkelmann fürs nächste Jahr einen solchen Vorstoß wagte. "Dabei geht es nicht nur darum, den Arbeitsaufwand für die Bauhofmitarbeiter zu verringern, sondern die Märkte durch eine Konzentration aufzuwerten", erklärte die Geschäftsführerin der Tourismus- und Werbegemeinschaft (TWG) bei einer Zusammenkunft am Montagabend im Gasthof "Frankenstuben" in Ebern.
Konzentration als Vorteil
Die Idee der Bauhofsspitzen: Den Weihnachtsmarkt auf dem Marktplatz konzentrieren, eventuell schon einen Vorabendmarkt am Neptunsbrunnen ohne Fieranten. Heißt: Verzicht auf Stände in der Kapellen- und Ritter-von-Schmitt-Straße, wo die Reihen der Fieranten sich in den letzten Jahren deutlich gelichtet hatten.
Waren es früher über 120 Marktbeschicker, wurden zuletzt nicht einmal mehr 70 gezählt. Daher der Gedanke, sich auf den Marktplatz zu beschränken, wodurch auch die Verkehrssituation entschärft würde. Für den Kirchweihmarkt regten Raehse und Winkelmann an, das Marktgeschehen komplett auf den Festplatz zu verlagern, um dort Spaß, Verzehr und Einkaufsmöglichkeiten zusammenzufassen, wie es Helen Zwinkmann formulierte.
Die Umsetzung zum Weihnachtsmarkt steht frühestens im nächsten Jahr an. Deshalb werden sich die Mitglieder der TWG schon am Freitag nochmals tüchtig reinhängen, um ihr Weihnachtsblättla samt Preisrätsel abzupacken und den begehrten Werbeträger bis zum 29. November unters Volk zu bringen. Dazu gibt es am Weihnachtsmarkt selbst noch eine Umfrage mit Kärtchen, ob die Besucher Veränderungen zum Weihnachtsmarkt wünschen?
Nebenstraßen schon abgehängt
Dass Veränderungen schon laufen, machte Gaby Scherbaum deutlich. "Seit der Schließung mehrerer Geschäfte in der Ritter-von-Schmitt-Straße ist bei uns trotz vielerlei Aktion nichts mehr los", klagte die Parfümerie-Chefin, die deswegen auf einen attraktiven Standort für einen Stand auf dem Marktplatz, weitab ihres Geschäftes, hofft, was natürlich einen erhöhten Aufwand für sie und ihre Mitarbeiterinnen bedeutet.
Wegen der Kapellenstraße plädierte TWG-Vorsitzender Günter Dietz dafür, erst noch das Gespräch mit den dortigen Firmenchefs zu suchen. "Schließlich gibt es ja noch einige Geschäfte."
Auch eine Personalie zum Weihnachtsmarkt beschäftigte die TWG-Mitglieder: Noch immer wird ein Nikolaus gesucht. "Nach dem ersten Aufruf gab es zwar ein Radio-Interview und auch eine Bewerbung, die sich krankheitsbedingt aber zerschlagen hat", klagte Christina Seebach-Künzel.
Doch sie gibt die Hoffnung nicht auf, dass sich noch jemand findet, der gegen gute Bezahlung ins vorhandene Nikolauskostüm schlüpft, um vier Stunden lang die Kinder mit Geschenken zu erfreuen. "Das ist doch eine spaßige Geschichte, und wir zahlen mehr als der jetzt beschlossene Mindestlohn."
Kirchweihmarkt belassen
In ein anderes Kostüm war Stadtrat Fabian Weber (CSU) jüngst zur Faschingseröffnung geschlüpft. Als Stadtpatron St. Laurentius freute er sich über die Aufwertung der Eberner Kirchweih durch Platzkonzert, Kirchweihtanz und Rundmarsch der Kirchweihmusikanten, während er anprangerte, dass viele Gastwirte wegen ihres regulären Ruhetages am Kirchweihmontag geschlossen hatten.
Jetzt gibt es weitere Überlegungen, die Kirchweih aufzuwerten. Den Vorschlägen aus dem Bauhof zufolge sollen die Fieranten künftig nicht mehr auf dem Marktplatz, sondern auf dem Festplatz nahe dem Rummel platziert werden.
"Das bringt den heimischen Geschäften gar nichts", formulierte Günter Dietz eine kategorische Ablehnung, da er um die Laufkundschaft an diesem verkaufsoffenen Sonntag fürchtet. "Außerdem würden die Autohäuser in der Bahnhofsstraße als wichtigstes Zugpferd und Werbeträger zur Kirchweih "völlig abgehängt".
