Druckartikel: Wer zieht als neuer Chef ins Pfarrweisacher Rathaus ein?

Wer zieht als neuer Chef ins Pfarrweisacher Rathaus ein?


Autor: Ralf Kestel

Pfarrweisach, Mittwoch, 05. März 2014

Zwei Kandidaten streben die Nachfolge von Hermann Martin an: Ralf Nowak (ULB) und Markus Oppelt (CSU). Die Konstellation ist mehrfach kurios, denn Bürgermeister Martin gehört(e) auch schon beiden Gruppierungen an: der CSU und der Unabhängigen Liste Bürgerblock (ULB). Einst unter einem Dach vereint, ist das Tischtuch längst zerschnitten.
Wer zieht als neuer Chef ins Pfarrweisacher Rathaus ein?


Das gilt auch für die beiden Nachfolge-Kandidaten: Markus Oppelt (CSU) und Ralf Nowak (ULB), die einander noch im Amt des CSU-Ortsvorsitzenden gefolgt waren. Bei der Frage, wer Bürgermeister-Kandidat werden soll, war es aber vorbei mit der (Partei-)Freundschaft.

Elf von zwölf CSU-Mitgliedern kürten Oppelt zum Spitzenmann. Der ULB-Bewerber Nowak erhielt 15 von 15 Stimmen bei der Nominierung in seiner Gruppierung. Jetzt stehen die rund 1250 Wahlberechtigten der Gemeinde vor der Entscheidung, wer künftig im Rathaus das Regiment führen soll.

Besondere Regelung

Sie dürfen 23 Stimmen verteilen. Eine besondere Regelung: Gemeinden bis zu 3000 Einwohnern können ihre Bewerberzahl gegenüber der Zahl der Sitze im Gemeinderat verdoppeln (womit bis zu 24 möglich werden). "Die Höchstgrenze wurde aber nicht ausgeschöpft.

Die zu vergebende Stimmenzahl richtet sich dann nach der Anzahl der Liste mit den meisten Bewerbern und nicht nach der möglichen Bewerberanzahl", teilte Michael Baiersdorfer vom Wahlamt der Verwaltungsgemeinschaft Ebern auf Anfrage mit. Die ULB hat 20 Kandidaten aufgeboten, die gemeinsame Liste von CSU, Freien Wählern und kommunal unabhängiger Liste 23.

Unsere Redaktion hat beide Kandidaten zu ihren Zielen und Schwerpunkten befragt. Zum Redaktionsgespräch war aber nur Ralf Nowak (ULB) bereit, während Markus Oppelt ausschließlich schriftlich auf gezielte Fragen antworten wollte. "Dann bin ich auf der sicheren Seite." Entsprechend knapp auch seine Auskünfte.

Interesse an den Kandidaten

"Der Wahlwerbung läuft gut, bei unseren Ortsterminen sind immer Leute da und wollen sich unsere jungen Kandidaten mal aus der Nähe anschauen", meint Ralf Nowak (45), der seit zwölf Jahren dem Gemeinderat angehört. In diesen Jahren habe er die Erfahrung gemacht, dass "unsere Leute keinen Streit wollen, sondern den gemeinsamen Einsatz für beste Lösungen".

Und wie sollen die aussehen? Nach Nowaks Überzeugung sind die Ziele klar vorgegeben: Sanierung der maroden Gemeindestraßen in Teilabschnitten, Umgestaltung des Kraisdorfer Gemeindezentrums.
Weitere Aufgaben warten ihm zufolge im Rathaus und Bauhof. Notwendige Sanierungsmaßnahmen in der Schule und der Turnhalle sollten zu einer großen Maßnahme geschnürt werden, um an Zuschüsse zu kommen. Der Verbleib von Lohr und Römmelsdorf an der Burgpreppacher Wasserversorgung ist für Nowak unabdingbar. "Das sind gewachsene Strukturen."

Als Jugendbeauftragtem des Gemeinderates liegt ihm diese Klientel am Herzen: "In Pfarrweisach habe ich schon eine Idee, wie sich im Bauhof mit Eigenleistung eine neue Lösung umsetzen lässt." In Junkersdorf wollten die Jugendlichen eigentlich nur ein neues Dach und Fenster für die alte Schule. Im Kindergarten gelte es, die gute Betreuung sicherzustellen und die Einrichtung in Gemeindehoheit zu behalten.

Neuer Wanderführer

Bei der Seniorenbetreuung hält der Fernsehtechnikermeister Initiativen für notwendig, "damit die Leute so lange wie möglich im eigenen Haus bleiben können." Dabei weiß Nowak ganz genau, dass dies "in alten Fachwerkhäusern mit Schlafstube im ersten Stock gar nicht so einfach ist. Dazu brauchen wir Privatinitiativen."
Neue Ansätze verspricht Nowak in Sachen Fremdenverkehr: "Wir werden neue Wanderwege ausweisen und geführte Wanderungen anbieten." Einen Experten als Führer hat er schon gewonnen, den Noch-Bürgermeister und Vater der Lebensgefährtin, Hermann Martin.

Eine klare Position bezieht Nowak auch zur B 279-Umgehung. "Da ist nur die Lösung im Westen interessant und dafür haben auch die Menschen gestimmt. Für die Bahntrasse sehe ich keine Chance, denn wir wollen nicht, dass unser Ort erneut zerschnitten wird. Es gibt aber auch schon Stimmen, dass alles so belassen werden könnte wie es ist, wenn nur der Schwerverkehr wegfiele."

Das klingt bei Markus Oppelt (43) etwas anders: "Bei der B 279-Umgehung gilt es, den entsprechenden Gemeinderatsbeschluss weiter zu verfolgen bzw. umzusetzen. Entsprechende Gespräche mit den neuen Verantwortlichen der Bundesregierung sind am Laufen", meint der passionierte Jäger zum B 279-Problem. Der gelernte Autolackierer, der neun Jahre in die Selbstständigkeit war und zuletzt die Lackiererei eines Autohauses in Ebern leitete, nennt Musik und Kochen als Hobbys.

Seit 2011 ist er Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes und berief sich bei seiner Bürgermeisterkandidatur aufs Elternhaus, da bereits Vater Karl als Bürgermeister fungierte. ""Ich bin als Kind mit Wahlplakaten und dem Bayernkurier aufgewachsen", sagte Oppelt bei seiner Nominierung.

Bei seinen politischen Schwerpunkt holt er weit aus: "Mein Ziel ist u.a. die Aufrechterhaltung der Selbstständigkeit der Gemeinde Pfarrweisach und die Gemeinde noch attraktiver zu gestalten, wie z.B. durch die Ansiedlung kleinerer Betriebe und die Übernahme bzw. Umsetzung der guten Ideen der Hofheimer Allianz in Sachen Leerstandsmanagement und Revitalisierung der Ortskerne."

Landesbäuerin kommt

Der Wahlkampf verlief nach Oppelts Einschätzung bisher "ruhig und bis auf paar Ausnahmen relativ sachlich".
Als weitere Aktion kündigt er für die gemeinsame Liste von CSU/FWG und KUL für den Aschersdonnerstag eine Versammlung mit der Landesbäuerin Anneliese Göller über das Thema "Lebendiger ländlicher Raum" an. Beginn ist um 19 Uhr im Pfarrsaal Pfarrweisach.

Bei einer von Pfarrer Brütting angeregten Podiumsdiskussion mit Winfried Golonka als Moderator, wie früher schon praktiziert, sagte Oppelt jüngst seine Teilnahme ab.