Wer sorgt für Bienen-Nahrung?
Autor: Günther Geiling
Kirchlauter, Dienstag, 13. Januar 2015
Bauern, Gärtner und Imker aus dem Landkreis diskutierten in Kirchlauter über Möglichkeiten, um das Futterangebot für die wichtigen Tierchen zu verbessern.
Alle waren gekommen, weil das Problem alle angeht. Bei der Podiumsdiskussion im Oskar-Kandler-Zentrum in Kirchlauter trafen Imker und Landwirte, Gärtner und Politiker aufeinander, um zu diskutieren, wie sich das Nahrungsangebot für Bienen vergrößern lässt. Auch wenn gegenseitige Schuldzuweisungen nicht ausblieben, zeigte die Veranstaltung doch auch Wege auf, wie die jeweiligen Interessen sich vereinbaren ließen.
Bürgermeister Karl-Heinz Kandler stellte eingangs heraus, dass es die Imker in der letzten Zeit nicht einfach gehabt hätten, denn manche hätten ihre ganzen Völker verloren. Hierzu trage sicherlich auch die Bewirtschaftung der Flächen bei. Sein Dank galt den Imkern, dass sie sich nicht entmutigen ließen.
Mit Schlagzeilen wie "Saubere Straßenränder kontra Straßenbegleitgrün", "Keine Bauern mehr, sondern Agrarindustrie" oder "Die Imker brauchen einen Sündenbock für ihr Bienensterben" eröffnete Imkervorstand Peter Kirchner die Veranstaltung. Er gestand den Bauern zu, dass auch sie hart kalkulieren müssten, um ihre Betriebe zu sichern. Von Wünschen, Gefühlen und Idealen könne ein Landwirt nicht leben. Von den Verbrauchern kämen zwar schöne Worte von der tiergerechten Haltung, aber die Ausgaben für Ernährung sänken stetig. Kein Verständnis zeigte er allerdings beim Blick auf Bienen dafür, dass der Bauer in die Blüten spritze. Das schade den Bienen. Kirchner nannte die Biene "einen Wirtschaftsfaktor für die Menschheit", und nach dem Rind und dem Schwein sei die Biene das wichtigste Tier. Dabei habe der Imker jedoch nur zehn Prozent des Nutzens, 90 Prozent hätten stille Nutzer wie die Landwirte.
Wirtschaftliche Zwänge
Der Bauernverband-Kreisobmann Klaus Merkel bedankte sich für die ausgleichenden Worte, weil in der öffentlichen Meinung manchmal ganz anders über die Bauern geredet werde. "Natürlich werden wir nicht 100 Prozent der Landwirte dahin bringen, in Ihrem Sinne zu arbeiten." Aber er spritze nicht während des Bienenflugs, und als Landwirt von Mariaburghausen gehe er auf seinen Imker zu. Das könne auch anderswo funktionieren. Der Bauer müsse sich aber wirtschaftlichen Zwängen stellen. Merkel: "Kein Landwirt schmeißt das Geld auf den Acker und zum Fenster raus. Deswegen ist es das einzig Sinnvolle, miteinander zu reden."
Landrat Wilhelm Schneider (CSU) hob die Leistungen der Imker hervor. Die 81 Obst- und Gartenbauvereine und ihre Jugendgruppen legten seit Jahren vermehrt Wert auf die Aufklärung und Prävention in Bezug auf Bienen und blütenreiches Saatgut.
Der Kreisvorsitzende der Imker, Werner Hornung, ging auf den Wandel in der Gesellschaft und Wirtschaft ein. Zum Glück sei in den letzten Jahren die Zahl der Imker wieder gestiegen, und auch in der Landwirtschaft könne man eine Verbesserung für blütenbesuchende Insekten verspüren. Dennoch wies er auch auf Probleme hin. Durch die Flurbereinigung seien Böschungen und Hecken und durch eine andere Bewirtschaftung Rotklee und Luzerne verschwunden. Es gebe in der Feldflur eine Verödung und Probleme mit Landwirten, die Grünland mähten, bevor es blühe. Auch Kreiselmähwerke und moderne Pflanzenschutzmittel bereiteten Probleme. Seinen Dank richtete Hornung an die Landwirte, die Blühstreifen anlegten oder Schneisen mit Blühpflanzen ansäten. Wünschenswert wäre nach seiner Ansicht, wenn der Zwischenfruchtanbau unmittelbar nach der Getreideernte erfolgte.
Wer kauft vom Direktvermarkter?
Direktor Herbert Lang vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten sprach den Widerspruch zwischen Emotionen und der Wirklichkeit an. Wald und Honig seien zwar "der Deutschen Lieblingskind", aber man importiere zunehmend immer mehr Holz und diskutiere sogar, den Wald ganz aus der Nutzung zu nehmen.
Beispiel Landwirtschaft: Wie solle die Nahversorgung noch funktionieren, wenn vor Ort keine Produktion mehr möglich sei? Lang: "Jeder Doppelzentner Getreide aus den Heiligen Ländern konkurriert mit Thüringen oder der Pariser Börse." Hier eine heile Welt vorzugaukeln, ergebe keinen Sinn. "Wer von Ihnen kauft denn beim Direktvermarkter ein?" Verbraucher, Imker und Landwirte müssten offen miteinander umgehen und auch in Ausbildung, Naturschutz und Landschaftsschutz müsse man die Dinge richtig wahrnehmen. So habe der Ertrag beim Getreide nach dem Kriege bei 18 Doppelzentnern pro Hektar gelegen, während heute 75 Hektar pro Hektar erzielt werden könnten. Auf der anderen Seite sei der Stickstoffaufwand seit den 80er Jahren um 40 Prozent, der Anteil von Kali um 75 Prozent und bei Phosphat sogar um 85 Prozent zurückgegangen. Man sei also auf dem richtigen Weg, meint er.
Karl Schmitt vom Imkerverein Kirchlauter mahnte bei den Landwirten den richtigen Zeitpunkt für das Mähen an. Albert Köder, Reckertshausen, sah einen Grund in manchen Problemen mit den Imkern, dass den Landwirten einfach das entsprechende Wissen fehle und manche Dinge sicher nicht mutwillig geschähen. Richard Ullrich stellte fest, dass seit dem Jahre 1985 die Monokultur auf dem Vormarsch sei. "Jetzt muss ich meine Bienen schon im Juni anfüttern, weil die Wiesen nicht mehr ausblühen und nur noch zur Silage verarbeitet werden."
"Warum wird bei der Ausbildung der Landwirte bei so viel blühenden Rapsfeldern die Bedeutung der Biene nicht herausgehoben? Und warum kommt bei den Spritzmittelschulungen die Biene nicht vor?", warf Ralf Ullok ein.
Auch Kommunen sind gefordert
Ein Bürger der Kreisstadt wies auf die vielen unbebauten Grundstücke hin, die man für die Bienen nutzen könnte. Stattdessen erhielten die Besitzer von Grundstücken die Aufforderung, diese zu mähen. "Auch die Kommunen sind hier somit gefordert." Landrat Schneider sicherte zu, dass man dieses Thema auch in der Bürgermeisterdienstbesprechung aufgreifen werde. Hinsichtlich des Straßenbegleitgrüns gebe es natürlich zwei Bereiche. Manche intensiven Straßenbereiche müssten aus Gründen der Verkehrssicherheit öfter gemäht werden. Aber an anderen Stellen und bei Ausgleichsflächen abseits von Kreisstraßen werde bereits berücksichtigt, dass erst nach der Blütezeit gemäht wird, sagte er.