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Theres: Wer schießt da auf die Schilder?


Autor: Andreas Lösch

Horhausen, Donnerstag, 27. April 2017

Auf der Maintalautobahn in Fahrtrichtung Bamberg wurde ein Verkehrszeichen von einem Geschoss durchschlagen. Was steckt dahinter?
Dass das Geschoss ordentlich "Wumms" hatte, sieht man hier: Es hat das Verkehrsschild rückseitig bersten lassen. Fotos: Andreas Lösch


Was ist denn das für ein Loch in dem Schild auf der Autobahn (A70) im Bereich der Gemeinde Theres? Ein Autofahrer, der dort täglich unterwegs ist, schickte dem Fränkischen Tag ein Foto zu, auf dem eine offensichtlich beschädigte so genannte Entfernungstafel zu sehen ist. Er versah es mit dem Vermerk "Sieht aus wie ein Einschussloch, da hat wohl jemand Schießübungen gemacht".

Seine Annahme trifft es so ziemlich: Die für den Autobahnabschnitt zuständige Verkehrspolizeiinspektion Schweinfurt-Werneck sowie die Autobahndirektion Nordbayern haben sich das Bild auf Nachfrage des Fränkischen Tags angesehen und bestätigen, dass es sich um ein Einschussloch handelt.


Es gibt keinen Aktenvermerk

Aus welcher Waffe welches Projektil abgefeuert wurde, bleibt allerdings ungewiss, die Polizei hat zu besagtem Loch keinen Aktenvermerk. Die Inspektion vermutet, dass eine Präzisionsschleuder verwendet wurde, dies seien relativ einfach zu beschaffende Waffen beziehungsweise ließen sie sich mit etwas Geschick relativ einfach selbst herstellen. Mit den Schleudern könne man zum Beispiel Steine oder auch Metallkugeln verschießen, die Kraftentwicklung eines Geschosses kann hoch sein.

Das Schild befindet sich etwa 500 Meter nach der Auffahrt Haßfurt/Theres bei Horhausen in Fahrtrichtung Bamberg. Zuständig für die Reparatur ist in diesem Fall die Autobahndirektion Nordbayern. Wie Hauptstraßenmeister und Leiter der Autobahnmeisterei in Knetzgau, Dieter Gonnert, dem Fränkischen Tag erklärt, kommt es "tatsächlich in unregelmäßigen Zeitabständen vor, dass unsere Verkehrszeichen zum Ziel von Geschossen werden".
Es müsse nicht immer Munition aus einer Handfeuerwaffe sein. "Da kommen auch Flaschen oder Pflastersteine in Betracht. Auch Schuhe wurden schon als Wurfgeschosse benutzt." Ob es sich im vorliegenden Fall "um eine bewusste Aktion oder um eine willkürliche Auswahl des Zieles handelt, entzieht sich unserer Kenntnis", erklärt Gonnert. Werden solche "Treffer" festgestellt, werde dies der zuständigen Polizeiinspektion mitgeteilt. "Die Einschusslöcher werden dann von uns überklebt." In dem Fall bei Horhausen ist das bereits geschehen.


Gefährlich? Ja!

Sind solche Schieß- oder auch Wurfübungen nicht ziemlich gefährlich? Ja, sagt die Verkehrspolizei Schweinfurt-Werneck. Aber im konkreten Fall längere Ermittlungen anzustellen, sei wenig erfolgversprechend: Den Schützen könne man kaum ausfindig machen. Es muss dem Gesetz zufolge erst etwas Gravierendes passieren, damit ausführliche Ermittlungen eingeleitet werden: "Dazu muss es zu einer konkreten Gefährdung gekommen sein", erklärt die Verkehrspolizeiinspektion und bedauert dies zugleich: Das sei für die Bevölkerung "ungut geregelt".

Hätte ein Geschoss etwa andere Verkehrsteilnehmer gefährdet, wäre jemand verletzt oder gar getötet worden, wäre die Situation eine komplett andere. So handle es sich um einen Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung und eine Sachbeschädigung öffentlichen Eigentums.

Wer auch immer welches Geschoss mit welcher Waffe wann abgefeuert hat, in einer Sache legt sich Dieter Gonnert aber fest: Ausschließen könne man eine Verfolgungsjagd zwischen Polizei und Verbrechern, "das ist mehr was fürs Fernsehen, vielleicht ,Alarm für Cobra 11'. Dies wäre sicherlich auch durch die Presse gegangen."