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Wer regiert im Gleisenauer Schloss?


Autor: Katja Müller

Ebelsbach, Donnerstag, 27. Februar 2014

Mit Walter Ziegler (BNL) und Martin Wasser (CSU) kandidieren zwei grundverschiedene Männer um den Bürgermeisterposten in Ebelsbach. Amtsinhaber Ziegler agiert ruhig , Herausforderer Wasser tritt als Macher auf. An den Weichenstellungen für die Zukunft ändert das nichts.
Der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach in Gleisenau. Foto: FT-Archiv


Egal, wer die Wahl am 16. März gewinnt: Auf das Gemeindeoberhaupt in Ebelsbach kommen viele Neuerungen im Gewerbegebiet "Alte und neue Baywa" in Ebelsbach zu.

Auf der Fläche "Neue Baywa" beginnen gerade die Bauarbeiten für einen Netto-Markt, eine Filiale der Drogerie Rossmann und den Kik-Textildiscount. Gegenüber dem Areal will sich die bereits vorhandene Norma vergrößern (NKD schließt). Auf dem Gelände "Alte Baywa" baut der Handyshop ein neues Geschäftsgebäude. Bisher war er im Gewerbegebiet Lohwiese zu finden. Auch der Rewe-Einkaufsmarkt will sich vergrößern. Mögliche Leerstände fürchtet Bürgermeister Walter Ziegler durch die Umzüge nicht. "Die Gebäude bleiben nicht lange leer", versichert er.

Gegen den Umzug des Aldi-Discounters in die Elt-Auen (Elt- mann) wehrt sich Ziegler.

"Das wollen wir nicht zulassen", so der Vertreter der Bürgernahen Liste (BNL). Dabei weiß er den Gemeinderat geschlossen hinter sich.

Auch Herausforderer Martin Wasser (CSU) lehnt die Bebauung der Elt-Auen ab. Für ihn ist allerdings entscheidend, dass man durch die Bebauung des Hochwassergebiets in Eltmann ein Überlaufen des Ebelsbachs riskiere.
Sollte der Bankkaufmann gewählt werden, will er die Belange der Gemeinde aktiv vorantreiben. "Meiner Meinung nach wird Ebelsbach mehr verwaltet als gestaltet", sagt der Herausforderer von der CSU.

Die Dinge, die Ziegler als seine Verdienste herausstelle - die Ausweisung von Baugebieten, der konstante Schuldenabbau, der Ausbau der Breitbandversorgung - seien Verwaltungsaufgaben, die zu den Aufgaben eines Bürgermeisters gehören, meint der Gegenkandidat.

Walter Ziegler dagegen ärgert der Vorwurf der CSU, dass er zu wenig für die Kindergärten getan habe. "Das stimmt so nicht und das kann ich auch belegen", sagt der Amtsinhaber.

In seiner Amtszeit seien ausreichend viele Kindergarten- und Krippenplätze geschaffen worden. Der Gemeinderat und er hätten sich für schnelle Lösungen in Ebelsbach, Gleisenau und Steinbach eingesetzt. "Die Gemeinde hat alle Kosten übernommen, die durch Zuschüsse nicht gedeckt werden konnten", erklärt der 64-Jährige.
Der 52-jährige Wasser spricht von einer "nicht optimalen" Kommunikation zwischen Kindergartenverein und Bürgermeister. Den Auslöser sieht er in einer gewissen Überforderung der Kindergarten-Vereine, die ehrenamtlich die ganze Verwaltungsaufgaben stemmen müssten. Er würde sich dafür einsetzen, die Ehrenamtlichen bei der Arbeit zu unterstützen.

Das Thema Familie ist beiden Männern wichtig: Walter Ziegler hat drei Kinder, Martin Wasser vier und beide wollen die Gemeinde für junge Familien attraktiv machen.

Während Ziegler dabei vor allem auf die Schaffung und Bewahrung der nötigen Infrastruktur setzt (er fand während seiner Amtszeit Lösungen für Platzprobleme und installierte einen Kindergartenbus, der die Kleinen abholt und bringt), will Wasser auf dem kurzen Dienstweg Verbesserungen schaffen, ohne viel Geld in die Hand zu nehmen. Er könne sich vorstellen, ein Jugendcafé an wechselnden Orten abzuhalten oder einen Jugendbürgermeister zu ernennen, der sich für seine Generation einsetzt. Immer wieder betont er, wie wichtig der Dialog sei - auch mit den anderen Bürgermeistern der Verwaltungsgemeinschaft Ebelsbach.

Auf der Agenda beider Politiker stehen die energetische Sanierung der kommunalen Gebäude, die Förderung der Vereine und der Feuerwehren (das neue Fahrzeug für Schönbrunn ist bereits bewilligt), außerdem Familien- und Seniorenpolitik.

CSU-Mann Wasser bemängelt die fehlende Bereitschaft von Amtsinhaber Ziegler, Themen aktiv anzugehen. "Das schnelle Internet ist ein Standortfaktor, sowohl fürs Gewerbe als auch privat. Da muss man immer wieder nachhaken und die Verantwortung nicht auf eine Behörde abwälzen, die nicht in die Gänge kommt", sagt Wasser. "Das Internet ist mir wichtiger als eine Straße oder ein Friedhof", ergänzt Wasser.

Beide, Ziegler und Wasser, wissen aber, dass sie ohne die Unterstützung der Bürger beim Wahlkampf wie im Gemeindeleben nicht weit kommen.

Die Bürgermeister-Kandidaten im Überblick

Walter Ziegler (BNL) ist 64 Jahre alt, seit 37 Jahren verheiratet, hat drei erwachsene Kinder und sieben Enkelkinder. Der Vermessungsingenieur gehört seit 1990 dem Gemeinderat an und wurde 2002 zum Ersten Bürgermeister gewählt.

Martin Wasser (CSU) ist 52 Jahre alt, verheiratet und hat vier Kinder und einen Enkel. Der Bankkaufmann ist bereits bei der Wahl 2008 gegen Walter Ziegler angetreten und hat verloren. Er ist der Vorsitzende des CSU-Ortsverbandes.


Vier Listen bemühen sich bei der Kommunalwahl um 16 Sitze im Ebelsbacher Gemeinderat

16 Plätze gibt es im Gemeinderat Ebelsbach, insgesamt 59 Männer und Frauen aus vier Parteien/Wählergruppen bewerben sich um die Sitze im Gremium. Der Fränkische Tag hat mit Vertretern der CSU, SPD, Bürgernahen Liste (BNL) und Freien Wählerliste (FWL) über ihre Wahlziele gesprochen.

Andreas Hoch (BNL) ist im Mai 2012 in den Gemeinderat nachgerückt. Der Student ist mit der Arbeit des Bürgermeisters und Parteikollegen Walter Ziegler mehr als zufrieden: "Wir wurden immer früh genug und sehr umfassend informiert und hatten ausreichend Zeit, Fragen zu stellen", lobt der Gemeinderat. Überhaupt habe sich die Arbeit mit den anderen Parteien sehr harmonisch gestaltet. "Wir haben bestimmt 90 Prozent der Beschlüsse mehrheitlich gefasst", erklärt der Student, der auch für die nächste Legislaturperiode kandidiert. "Es gab eigentlich keine Opposition, und daraus schließe ich, dass die CSU mit der Arbeit von Walter Ziegler zufrieden war." Umso mehr treffe ihn deshalb das Verhalten der CSU im Wahlkampf, die dem Bürgermeister plötzlich vorwerfe, er habe sich zu wenig für die Kindergärten eingesetzt. "Das hat ihn schwer getroffen", meint Hoch.

Christian Zehendner (CSU) kritisiert, dass sich der Gemeinderat unter Bürgermeister Ziegler in den letzten Jahren auf die Verwaltungsarbeit beschränkt habe und nicht auf die Zukunft ausgerichtet gewesen sei. "Wir haben die Weisheit auch nicht mit Löffeln gefressen, aber es kann doch nicht so schwer sein, die Jugendarbeit auszubauen." Dafür müssten nach Meinung des Winzers keine großen Geldsummen in die Hand genommen werden. "Ein Jugendzentrum ist zu weit gegriffen. Eine einfache Lösung wäre eine Skaterbahn", meint der Gemeinderat.
Christian Zehendner war zuletzt für die Junge Liste (JL) im Gemeinderat, hat sich aber mit drei weiteren JL-Kommunalpolitikern der CSU angeschlossen. Die Junge Liste tritt nicht mehr für den Gemeinderat Ebelsbach an.

Martin Horn ist auf dem ersten Platz der SPD-Liste und will neu in den Gemeinderat einziehen. Der Vorarbeiter des Bauhofs Ebelsbach möchte etwas mehr Pragmatismus in die Politik bringen und setzt sich vor allem für den Erhalt der Infrastruktur ein. Ein weiteres Ziel sei es, "die Märkte in Ebelsbach zu schützen und einen Umzug nach Eltmann" zu verhindern.

Thomas Studtrucker (FW) liegt vor allem das Wohl seines Heimatorts Rudendorf am Herzen. "Man braucht eine funktionierende Infrastruktur, um gut leben zu können", sagt er. Vor allem die Sanierung der Staatsstraße 2281, eine Lösung für die defekten Hausanschlüsse an der Kanalisation und der Ausbau der Breitbandversorgung sind ihm wichtig. Mit der Arbeit von Bürgermeister Walter Ziegler "kann man zufrieden sein", sagt Thomas Studtrucker und ergänzt: "Der Schuldenabbau war konsequent und die wesentlichen Dinge wurden im Gemeinderat einstimmig beschlossen, der hinter dem Bürgermeister stand."