Druckartikel: Wer deckt sich denn da mit Wolldecken ein?

Wer deckt sich denn da mit Wolldecken ein?


Autor: Ralf Kestel

Frickendorf, Dienstag, 27. Sept. 2016

In Frickendorf häufen sich Fälle, da ungeliebte Hausbesucher an Wollprodukten vergriffen, Geld und andere Wertsachen aber liegen ließen.
Liegt der Schlüssel für einen Ermittlungserfolg in der geheimnisvollen Ruine Raueneck, wo vor Wochen schon in einem Gewölbe ein sorgfältig hergerichtetes und regelmäßig genutztes Lager entdeckt wurde? Foto: Eckehard Kiesewetter


Angst und Schrecken gehen im Eberner Stadtteil an der Baunach um. Seit einigen Wochen treibt ein skurriler Einbrecher sein Unwesen. Er ist dabei nicht auf Schmuck oder Bargeld aus, sondern nimmt Wolldecken (!) mit. Kein Kleider-Fetischist also, der sich an irgendwelchem Frauen-Fummel von der Wäscheleine vergreift, sondern gezielt in offen stehende Häuser eindringt, um sich dort - ausgerechnet - Wolldecken zu schnappen.

Einige solcher Fällen haben sich seit Mai in Frickendorf abgespielt, wie die Eberner Polizei am Montag publik machte. Drei Delikte sind der Ermittlungsgruppe der PI Ebern laut Polizeihauptkommissar Siegbert Weinkauf bislang bekannt. Im Dorf erzählt man sich sogar von vier merkwürdigen Besuchen.

Die Ermittlungen der Polizei laufen laut Weinkauf "in alle Richtungen" weswegen voreilige Vermutungen bzw.

Spekulationen fehl am Platz seien.

Laut Polizei stiegen der oder die Täter jeweils jeweils in den Nachmittags- bzw. frühen Abendstunden über offen stehende Türen in die Häuser ein, obwohl sich mitunter darin sogar Personen befanden.

Insgesamt wurden laut Polizei mittlerweile zehn Decken im Gesamtwert von ca. 200 Euro entwendet.

Weit schlimmer als der materielle Schaden, sind die psychische Belastungen. "Wenn man weiß, dass sich da ein Unbekannter in deiner Wohnungen aufgehalten hat", berichtete eine Geschädigte. Und auch ihrem Nachbarn, ein Mann also, ist "ganz anders geworden", nachdem seine Bettüberdecke verschwunden ist, aber eine andere Decke aus dem Schrank aufs Schlafgemach gelegt worden war.

Auf Wertsachen legt der ungebetene Besucher offensichtlich keinen Wert. "Bei mir hatte er das Laptop zwar in die Hand genommen, aber nur unter eine Kommode gestellt", erzählt eine Zeugin, weshalb es auch auf Fingerabdrücke untersucht worden sei.

Um die laufenden Ermittlungen nicht zu gefährden, hatte sich die Polizei bislang zurückgehalten. Seit Montag hofft man aber doch auf weiterführende Hinweise aus der Bevölkerung, zumal einige Geschädigte erst verspätet Anzeige erstattet haben. "Wenn so eine Decke mal fehlt, denkt man sich doch nicht gleich etwas dabei", schildert ein Frickendorfer seine Beweggründe, nicht gleich zur Polizei gegangen zu sein.

Jetzt aber wurden alle Frickendorfer stutzig und auch hellhörig. Nach einem Einbruch, bei dem der Täter Anfang Mai brachial vorgegangen war, häuften sich die unerlaubten Zutritte über rückwärtige Türen und Treppen von der Hangseite Frickendorfs her. Es gab schon Vermutungen, dass sich ein Landstreicher oder Eremit aus den Wäldern unterhalb der Ruine Raueneck anschleicht, zumal beim Besuch des Kreiskultur-Ausschusses dort ein sorgsam hergerichtetes und auch genutztes (Nacht-)Lager samt Feuerstelle in einem der Gewölbe entdeckt worden war.

Beim aktuellen Fall aber war ein Haus auf der gegenüberliegende Straßenseite das Ziel des geheimnisvollen Besuchers, der vom Talgrund her einstieg. "Allein die Gewissheit, dass sich da jemand im Haus herumgetrieben hat, obwohl jemand daheim war, macht einem angst und bang', auch wenn er keinen Schaden angerichtet oder mein Geld mitgenommen hat", beschreibt eine Geschädigte die Gemütslage vieler Frickendorfer.

Ein Gefühl, das auch eine Familie aus Heubach kennt, bei der vor einigen Wochen ein unbekannter Täter am hellichten Tag eingestiegen war. Dort wurden Wertsachen gestohlen, die zwischenzeitlich zum Teil in Litauen wieder aufgetaucht sind.