Druckartikel: Wer bremst die Raser in der Bamberger Straße?

Wer bremst die Raser in der Bamberger Straße?


Autor: Ulrike Langer

Augsfeld, Freitag, 17. November 2017

In Augsfeld musste sich Haßfurts Bürgermeister Günther Werner einige Kritikpunkte anhören. Dabei ging es nicht nur um die Geschwindigkeitsüberschreitungen.
70 Prozent aller Fahrzeuge sind bei Geschwindigkeitsmessungen im Bereich der Bushaltestelle in Kleinaugsfeld zu schnell gefahren. "Das ist erschreckend", meinte Bürgermeister Günther Werner bei der Bürgerversammlung.Ulrike Langer


Dass die Bürger von Augsfeld am Geschehen in der Stadt und in ihrem Stadtteil besonders interessiert sind, haben sie wieder einmal unter Beweis gestellt: Knapp 100 Frauen und Männer waren zur Bürgerversammlung in der TV-Halle gekommen, um auch mit Bürgermeister Günther Werner (SPD) ihre Anliegen intensiv zu diskutieren. Was den Augsfeldern am Herzen lag, waren die Geschwindigkeitsüberschreitungen in der Bamberger Straße, der Gehweg zwischen Klein- und Altaugsfeld, die Friedhofsgebühren, die Förderung des Musikkapellennachwuchses, das Hochwasser und die Kinderbetreuung.
So hatte die Stadt Haßfurt nach Beschwerden von Diethart Konrad die Geschwindigkeit in der Bamberger Straße gemessen und die Fahrzeuge gezählt und klassifiziert. "Erschreckend war, dass in 24 Stunden gut 3000 Fahrzeuge die Straße genutzt haben, 70 Prozent aller Fahrzeuge in dem Tempo-30-Bereich schneller als 35 km/h gefahren sind und ein Pkw mittags um 12 Uhr sogar mit 84 km/h unterwegs war", berichtete der Bürgermeister. "Ich habe die Ergebnisse sofort der Verkehrsbehörde am Landratsamt und der Polizei weitergegeben." Die Stadt habe alle ihre Möglichkeiten ausgeschöpft. Jetzt müssten die Verkehrsbehörden eine Strategie ausarbeiten, um die Raser "auszubremsen".
Der von Diethart Konrad gewünschte Fahrradweg in der Bamberger Straße sei leider nicht möglich, da Radfahrer sowieso ganz rechts fahren müssten und der Gehweg zu schmal sei. Doch die Bürger forderten auch seit langem einen Gehweg entlang der Pfarrer-Kraiß-Straße zwischen Klein- und Altaugsfeld, weil es für die Fußgänger, die beispielsweise zur Kirche gehen und sich mit Taschenlampen und Warnwesten ausstatten müssten, sehr gefährlich sei. Diesbezüglich sagte Günther Werner zu, mit der Polizei zu reden. Zur Sprache kamen auch wiederholt die Probleme, die Kreuzung beim Hotel Goger zu überqueren.
Herbert Kraus war besorgt, da mittlerweile im Friedhof über 20 Grabstellen nicht genutzt würden. Bürgermeister Werner gab zu, dass die Friedhofsgebühren "tatsächlich für viele Bürger zu hoch sind". Gleichzeitig erklärte er aber, dass nur 80 Prozent der Kosten umgelegt würden.
Harmut Ringer monierte, dass er schon vor zwei Jahren Möglichkeiten aufgezeigt habe, wie Kosten gespart werden könnten. "Es hat sich aber bisher nichts getan", sagte er. "Außerdem stellt sich die Frage, wer die Kosten künftig bezahlen soll, wenn es immer weniger Nutzer gibt."
Reinhold März, der früher im Friedhof am Rödersgraben in Haßfurt beschäftigt war, widersprach dem Gerücht, dass die Gebühren so hoch seien, weil die Abfälle entsorgt werden müssten. "Es sind vielmehr die Großprojekte wie zum Beispiel der Bau einer Aussegnungshalle in Prappach, die für die Katz ist, weil vier von sechs Beerdigungen am Heim des Verstorbenen beginnen", griff er die Stadt vehement an. Auch sei der Friedhof in Wülflingen für 225 000 Euro neu gestaltet worden. "Das müssen wir alles mitbezahlen", echauffierte er sich.
Die von März monierte aufwendige Sanierung der Aussegnungshalle im Friedhof am Rödersgraben in Haßfurt für 680 000 Euro, die so nicht notwendig gewesen sei, sei allerdings, wie Bürgermeister Günther Werner erläuterte, nur von den Haßfurtern bezahlt worden.
Ein Streitpunkt war auch die Ausbildung von Blasmusikern, nachdem die Musikschule Ebern die Ausbildungsverträge aufgekündigt hat. Hubert Müller, Dirigent der Augsfelder Musikanten, schlug vor, dass alle Vereine der Stadt zu diesem Thema mit dem Musikbahnhof Gädheim eine Lösung suchen sollten. Seiner Meinung nach könnte im künftigen Kunsthaus in Haßfurt ein Probenraum eingerichtet werden.
Der Bürgermeister erklärte, dass "etwas für die Jugend getan werden muss. Aber erst wenn alle Kapellen mitmachen, können wir uns etwas überlegen", sagte er.
Auch hierzu meldete sich Reinhold März, Bassist bei den Augsfelder Musikanten, zu Wort. "Die Stadt Haßfurt hat schon die Stadtkapelle vor 30 Jahren jahrelang im Wasser stehen lassen und ihr keinen Probenraum zur Verfügung gestellt", schimpfte er. Bei der Firma Schätzlein gebe es eine Lagerhalle, die jetzt jedoch verkauft werde und von den Augsfelder Musikanten genutzt werden könnte. "Wieso hat die Stadt sich nicht um den Kauf bemüht?" fragte er.
Günther Werner betonte: "Ich habe mit dem Besitzer über einen Kauf gesprochen. Er sagte mir zu, sich zu melden, sobald ein Verkauf in Frage kommt. Das hat er aber bis jetzt nicht getan. Doch ich werde mich darum kümmern."
Hubert Müller erinnerte den Bürgermeister daran, dass er letztes Jahr gesagt habe, er wolle die lokale Kultur fördern. "Bis jetzt ist bei uns davon noch nichts angekommen. Die Worte sollten nun aber mit Leben erfüllt werden!" Günther Werner erklärte dazu, dass bald eine entsprechende Stellenausschreibung erfolge.
Der Bürgermeister teilte ferner mit, dass wahrscheinlich noch in diesem Jahr der Hochwassersteg ausgelegt werde, um die Lage der Fundamente festzulegen. Daraufhin wollte Matthias Heller wissen: "Wer legt eigentlich fest, dass wir immer absaufen?" Schließlich habe die Staustufe bei Ottendorf eine Fallhöhe von 7,39 Metern. Würde sie bei Hochwasser geöffnet, müsste Augsfeld nicht in den Fluten versinken.
Der Bürgermeister erläuterte, dass das Wasserwirtschaftsamt offensichtlich Schweinfurt schützen wolle, auch wenn dies offiziell nie zugegeben werde. "Wir als Stadt können da gar nichts machen."
Bezüglich der Kinderbetreuung in Augsfeld führte Werner an, dass es in Augsfeld keine Möglichkeit zur Erweiterung des Kindergartens gebe und auch Container nicht möglich seien. Gespräche mit der neuen Kindergartenleiterin und dem Landratsamt hätten aber ergeben, dass auch der Flur und die Turnhalle mitgenutzt und dadurch zehn weitere Plätze geschaffen werden könnten. Jetzt müssten noch das Team, der Vorstand und die Eltern zustimmen.
Die Mitteilung von Günther Werner, dass in Klein- und Altaugsfeld wegen des Hochwasserschutzgebietes und des Naturschutzgebietes keine neuen Bauplätze ausgewiesen werden könnten und dass die einzige bebaubare Fläche für die Firma Rexroth vorgehalten werden müsse, löste Kritik aus. "Wieso kann sich Rexroth diese Fläche reservieren, obwohl die Firma sie doch die letzten 30 Jahre nicht benötigt hat?", lautete die Frage. Doch Werner verwies darauf, dass die Fläche als Gewerbegebiet ausgewiesen sei und die Firma ihn gebeten habe, das Gelände weiterhin vorzuhalten.
Sein Wunsch, dass die Bürger ein Beet in der Lindenhainstraße mitpflegen, wenn die Stadt die Blumen zur Verfügung stellt, löste Missfallen aus. "Wieso pflegt der Bauhof in Prappach die Beete und in Augsfeld sollen wir das machen?", fragte Reinhold März. Doch Heiko Schneier sagte zu, das Thema im Verschönerungsverein anzusprechen.
Eingangs hatte der Bürgermeister mitgeteilt, dass die Stadt Haßfurt seit letztem Jahr 37 700 Euro für die Renovierung des Feuerwehrgerätehauses, Restkosten von 25 700 Euro für den Lindenhain, 190 000 Euro für den Hochwassersteg, 11 000 Euro für das Spielgerät im Lindenhain, 2300 Euro für den Wege-Unterhalt, 2500 Euro an Vereinszuschüssen, 167 500 Euro für den An- und Umbau am Kindergarten und 14 800 Euro für die Umrüstung der Straßenlampen auf LED-Technik investiert habe. 2018 seien zudem 5300 Euro für eine mobile Sirenenanlage und 2019 12 000 Euro für eine Garage für den Hochwasseranhänger der Feuerwehr eingeplant. Werner gab an, dass im Zuge des Projekts "Ländliches Kernwegenetz" auch Feldwege in und um Augsfeld ausgebaut würden. Die Besitzer der 16 freien Bauplätze bat er darum, diese an Bauwillige zu verkaufen. Außerdem erinnerte er daran, dass die Ortsbegrüßungstafeln komplett erneuert werden sollten und er noch auf Vorschläge aus der Bevölkerung warte.