Angriffe auf Hilfskräfte: Wenn Retter selbst in Not geraten
Autor: Helmut Will
Ebern, Mittwoch, 03. Juli 2019
Im Kreis Haßberge werden Polizisten, Feuerwehrleute und Sanitäter zum Glück eher selten ein Ziel von Attacken. Dennoch gibt es auch dort solche Fälle. Dazu ein Kommentar.
Sie helfen Menschen in Not und werden dafür beleidigt, bedroht und angegriffen - als wäre ihre Arbeit
nicht schon fordernd und gefährlich genug. Schlimm, dass man überhaupt darüber nachdenken muss, wie Polizisten, Feuerwehrleute oder Sanitäter geschützt werden müssen und können. Immer wieder ist von Entgleisungen gegenüber Einsatzkräften zu lesen, vor allem in Ballungsgebieten und Großstädten. Die Helfer stehen zwischen den Fronten.
Allein 49 Übergriffe gab es in der Silvesternacht in Berlin. In Dortmund wurden Polizeibeamte mit Silvesterraketen beschossen. Das Rote Kreuz verzeichnete für das vergangene Jahr in einem internen Meldesystem 99 Übergriffe. Bei etwa zwei Millionen Einsätzen eine vergleichsweise geringe Zahl, aber jeder Angriff ist einer zu viel. Und wie sieht es im Landkreis Haßberge aus? Auf jeden Fall besser.
Der stellvertretende Leiter der Polizei in Ebern, Detlef Hauck, sagt, dass Beleidigungsdelikte gegen Polizeikräfte bei der Inspektion Ebern vorherrschten. Der Schwerpunkt liege auf öffentlichen Straßen und Plätzen oder auch in Privatwohnungen, wenn die Polizei nach einen "Hilferuf" anrückt. Gewaltdelikte gebe es häufiger bei freiheitsentziehenden Maßnahmen, bei Identitätsfeststellungen oder Sachverhaltsklärungen. Eine Steigerung kann Hauck nicht erkennen. "Die Anzahl der Delikte und damit verbundene Verletzungen von unseren Einsatzkräften liegen in den letzten fünf Jahren etwa auf gleichbleibendem Niveau", sagt er.
Gewalt gegen Einsatzkräfte des Rettungsdienstes im Kreis Haßberge hat das Rote Kreuz Haßberge bisher nicht hinnehmen müssen. Michael Will, Pressesprecher des Rot-Kreuz-Kreisverbandes Haßberge, beschreibt aber: "Verbale Entgleisungen kommen ab und zu vor, weil Alkohol oder andere berauschende Mittel im Spiel sind." Dass Patienten oder Betroffene bewusst und geplant in aggressiver Art und Weise gegen den Rettungsdienst vorgehen oder ausfällig werden, stelle man zum Glück nicht fest. Das bestätigt auch Christoph Grimmer, der Leiter für den Rettungsdienst beim Roten Kreuz Haßberge. "Die eine oder andere Handgreiflichkeit ist bei uns dokumentiert, aber im Verhältnis zu rund 16 000 Einsätzen im Landkreis pro Jahr liegen diese im niedrigen einstelligen Bereich." Ernsthaft verletzt wurde bei solchen Situationen kein Rettungsdienstmitarbeiter, ergänzt Michael Will.
Fälle, in denen neben den Kollegen der Polizei ab und an auch Rettungskräfte beleidigt werden, seien durch Alkohol bedingt, wissen die Helfer. Dabei kommt es nach den Worten des Pressesprechers durchaus vor, dass Patienten das Bemühen des Rettungsdienstes um deren Gesundheit und bei der Versorgung von Verletzungen oder Erkrankungen nicht verstehen. "Da fallen dann schon mal beleidigende Ausdrücke." Das nähmen sich die Einsatzkräfte aufgrund professioneller Distanz allerdings nicht zu Herzen, da die Patienten durch den Einfluss von Alkohol und Drogen oft nicht Herr ihrer Sinne seien und derartiges Verhalten im nüchternen Zustand in aller Regel nicht an den Tag legen würden. Weniger angenehm sei es natürlich, wenn Rettungskräfte durch plötzlich randalierende Patienten bespuckt oder gar getreten werden, was jedoch extrem selten vorkomme.
"Gewalt gegen den Rettungsdienst kommt in unserem Zuständigkeitsbereich sehr selten vor", fasst Michael Will zusammen. Der Landkreis Haßberge ist keine Großstadt mit ihren Auswüchsen. Dennoch werden Vorfälle, wenn sie doch vorkommen, vom Roten Kreuz ernst genommen und betroffene Kollegen nicht alleine gelassen. Wer eine solche Situation erlebt hat, die ihn gegebenenfalls psychisch belastet, kann sich jederzeit an das interne Team der psychosozialen Notfallversorgung für Einsatzkräfte wenden. Die Helfer für die Helfer sind rund um die Uhr telefonisch erreichbar.