Druckartikel: Wenn die Geliebte im Stall eingesperrt wird

Wenn die Geliebte im Stall eingesperrt wird


Autor: Günther Geiling

Kirchlauter, Sonntag, 18. Januar 2015

In Berlin drehte sich am Wochenende bei der "Grünen Woche" nahezu alles um Ernährung, um Hormone im Fleisch oder Gentechnik in den Nahrungsmitteln. In Kirchlauter war dies noch drastischer, denn mit Flugblättern wurde zum generellen Boykott der regionalen Wurst- und Fleischtheken aufgerufen.
Diese Damen wurden in Sachen gesunder Ernährung aktiv: von links Ehefrau Karin Heppner (Magda Stöhr), Sabine Sulzbach (Martina Freisinger) und die naive Nachbarin Lotte Reischel (Justina Gehring). Foto: G. Geiling


Allerdings war dies nur im Theaterstück "lass die Sau raus!" der "Theatergruppe Kirchlauter" der Fall.
Lebensmittelskandale, der Konsumtrend, die Bedeutung des ländlichen Raumes und die Frage, wie Kühe, Schweine oder Hühner gehalten werden, waren Themen, die in der Großstadt Berlin, aber auch im Haßbergort Kirchlauter im Mittelpunkt standen. Auch hier kam die Frage auf, ob man die heile Welt immer nur fordere, im eigenen Heim aber ein ganz anderes Verhalten an den Tag lege.

Die beiden Nachbarinnen Selma (Martina Freisinger) und Lotte (Justina Gehring) wollten dies auf jeden Fall nicht auf sich beruhen lassen und wurden selbst aktiv. Mit Flugblättern unter dem Motto "mein Kühlschrank ist kein Ponyhof" riefen sie zum Protest auf. Und um die Nachhaltigkeit ihres Protestes zu verstärken, verkündeten sie auch in ihren eigenen Familien, dass von nun an lediglich Vegetarisches auf den Tisch komme.

Die Begeisterung von Karins Ehemann Norbert (Roland Gehring) und Sohn Mirco (Thomas Klemm) hielt sich da in Grenzen. Um des lieben Friedens willens stimmt aber Ehefrau Karin (Magda Stöhr) der Idee Norberts zu, im alten Stall selbst eine Sau zu halten, wovon die naive Lotte und die militante Selma natürlich nichts wissen sollten.

Als die beiden jedoch einen Streit zwischen dem Ehepaar Heppner belauschten, vermuteten sie fälschlicherweise, die "Sau Anita" sei Norberts Geliebte. Ab da an überschlagen sich die Ereignisse und bei so viel Verwirrung streikt selbst die Polizei.

Zufriedene Regisseurin

Das Lustspiel "lass die Sau raus!" in drei Akten von Andreas Wening sorgte im "Oskar Kandler-Zentrum für Lachsalven und unterhaltsame Stunden. Regisseurin Marieanne Baum war nach den ersten beiden Vorstellungen sichtlich gelöst, dass alles so gut geklappt hat. "Bei mir sind nur positive Stimmen angekommen. Alle Theaterspieler haben das Beste aus ihren Rollen gemacht in Gestik, Mimik und auch Sprache. Es gab nur gute Kritiken und manche sprachen davon, dass in Kirchlauter am besten Theater gespielt wird."

Kein Wunder also, dass schon die Nachmittags- und dann auch die erste Abendaufführung weit über 300 Besucher anlockten. Die Theatergruppe hat sich in ihrem 35-jährigen Bestehen natürlich auch eine große Fangemeinde geschaffen, die nicht nur aus der Gemeinde kommt, sondern aus einem großen Umkreis.

"Dies war am Anfang natürlich nicht so. Erst mit den Jahren hat sich das so entwickelt und jetzt ist der Saal eigentlich immer voll. Unser wichtigstes Werbeinstrument ist dabei die Mundpropaganda", betonte Marieanne Baum, die seit 1988 die Regie führt und die Theatergruppe leitet. Zum Glück hat sie mit Eberhard Baum, ihrem Bruder, einen wichtigen Partner, der das ganze Jahr über Theaterangebote liest und studiert und dann für die Gruppe heraussucht.

"Für uns beginnt die Theatersaison im Oktober mit dem Lesen der Rollen. Im November und Dezember ist zweimal die Woche Probe und zum Endspurt nach Weihnachten stehen wir schon jeden Tag bei unseren Proben auf der Bühne", beschreibt Marieanne Baum die intensive Vorbereitungszeit.

Ca. 50 Aktive sind in den dreieinhalb Jahrzehnten in die verschiedensten Rollen geschlüpft und in diesem Jahr sind mit Magda Stöhr und Arnold Kirchner zwei dabei , die von Anfang mitmischen. Für die verschiedenen Rollen waren noch Roland Gehring, Thomas Klemm, Justina Gehring, Martina Freisinger, Marc Veen, Tanja Wissendheit und Rainer Pankratz aktiv. Für die Bühnentechnik sorgte Klaus Klemm und als Souffleuse wirkten Eva Genslein und Marieanne Baum.

Um die sechs Vorstellungen im "Oskar-Kandler-Zentrum" über die Bühne zu bringen, ist noch einmal die dreifache Zahl an Helfern notwendig. "25 Helfer habe ich auf meiner Liste für Einweisung, Ausschank, Bedienungen, Sektbar, Kasse und einiges mehr. Als Nothelfer stehen noch die Jugendlichen der IHADG-Kirchlauter bereit, während gute Geister im Hintergrund auch Bernhard Schlereth und Peter Kirchner für die Getränke sind," betonte die Theaterleiterin. Für Bühnenaufbau und Saaldekoration sorgen die Theaterspieler selbst.