Druckartikel: Was für Christoph Kreitmeir im eigenen Leben zählt

Was für Christoph Kreitmeir im eigenen Leben zählt


Autor: Günther Geiling

Eltmann, Mittwoch, 22. März 2017

Der Ex-Franziskanerpater Christoph Kreitmeir fesselte in Eltmann über 250 Zuhörer mit Ausführungen über Glück und mit Erkenntnissen zu seinem Leben.
Als wahrer Publikumsmagnet zeigte sich der ehemalige Franziskanerpater und Wallfahrtspfarrer von Vierzehnheiligen, Christoph Kreitmeier. Er signierte gerne Bücher für seine Zuhörer. Foto: Günther Geiling


"Fragen nach dem Glück und einem gelingenden Leben haben in den letzten Jahren zugenommen. Der Buchmarkt wird geradezu mit einem riesigen Angebot von Glücksratgebern überschwemmt. Je mehr ein Mensch sich aber um seine Gesundheit sorgt, desto kränker wird er. Und je mehr er sich mit Glück und Zufriedenheit beschäftigt, desto mehr wird er sie verlieren. Wenn wir es nicht verstehen, unserem Leben einen Sinn zu geben, entziehen wir dem Glück die wichtigste Grundlage", betonte Christoph Kreitmeir, langjähriger Wallfahrtsseelsorger von Vierzehnheiligen, Theologe und psycho-spiritueller Lebensberater. Sein Vortrag "Lebensziele - Lebenspläne: Wege zu Glück und Zufriedenheit" in der Stadthalle von Eltmann lockte über 250 Besucher an.

Die Zuhörer faszinierte natürlich auch das Leben von Christoph Kreitmeir selbst, denn er trat erst vor Kurzem aus seinem Orden aus. "Ich habe bei meiner Vorbereitung auf den Vortrag gewusst, dass diese Worte auf den Herzen brennen, aber da war ich mir noch nicht bewusst, dass das Thema jetzt für mich ganz persönlich so wichtig wird." Auch er selbst sucht eine neue Orientierung.

Kreitmeir trat 1984 in den Orden der Franziskaner ein, die Spiritualität sowie für Menschen in seelischer und materieller Not faszinierte ihn. Nach der Weihe zum Diakon 1995 wirkte er im Arbeitermilieu in Nürnberg, wurde 1996 in Vierzehnheiligen zum Priester geweiht, und war dort von 2005 bis 2016 als Wallfahrtsseelsorger tätig. Im Laufe der Zeit veröffentlichte er fünf Bücher und hielt über 400 Vorträge und 2500 Beratungsgespräche. "Im Rückblick muss ich selber staunen, was ich alles gemacht habe, und mit meinem Einverständnis bin ich ab Oktober 2016 in den Konvent des Klosters Frauenberg in Fulda/Hessen gegangen."

In der dritten Novemberwoche sei er dort mitten in der Nacht aufgewacht und für sechs Stunden hellwach gewesen. "Dabei ist mein Leben vor mir abgelaufen - und ich habe nach 33 Jahren den Orden der Franziskaner verlassen. Ich werde nun in eine andere Diözese wechseln, bleibe aber Priester und werde Krankenhausseelsorger."

Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, "aber das Element, das ich gelebt habe, war nicht mehr meines". Kreitmeir hinterfragte für sich selbst Worte und Regeln "Armut und vor allem Gehorsam". "Everybodys darling, is everybodys Depp" umschrieb Kreitmeir seine Gefühle angesichts der ständigen Anpassungen an die Erwartungen. Er habe an seine Zukunft gedacht. In 15 Jahren wird er 70.

Fasziniert verfolgten die 250 Besucher, von denen ihn viele von Vierzehnheiligen her kannten, seine Ausführungen und sein Fazit: "Nur wer sich verändert, bleibt lebendig. Mut tut gut und wird belohnt." Natürlich räumte er ein, Angst bei diesem Schritt gehabt zu haben.

So wohnt er heute nicht mehr in dem schönen Barockschloss von Vierzehnheiligen, sondern während dieser "vorübergehenden Auszeit" bei Freunden aus Umzugskisten und Koffern. Gegenwärtig beantwortet er sich selbst die wichtigen Fragen des Lebens: "Was brauche ich wirklich und was nicht?" Kreitmeir fühlt sich getragen von guten Freunden und sei deswegen auch jetzt glücklich.

Bei Gesprächen und beim Gang durch die Reihen freute sich der Geistliche über manch bekanntes Gesicht. "Anscheinend sind meine Begrüßungen als Wallfahrtspfarrer, meine Predigten und Gespräche bei vielen in guter Erinnerung geblieben. Vierzehnheiligen war ohne Zweifel eine wichtige Zeit in meinem Leben."

Christoph Kreitmeier erinnerte an den "Weltglückstag" tags zuvor. Die Norweger sollen das glücklichste Volk sein. Sieben Milliarden unterschiedliche Wege zum Glück gibt es, schmunzelte Kreitmeir und meinte, glücklich werde man nur, wenn man in verschiedenen Situationen glücklich sein könne. "Glück kann man nicht erzwingen, aber die Voraussetzungen schaffen, dass es bei einem landet."

Das "Sichvergleichen" bezeichnete der frühere Franziskanerpater als "Lebenskiller". Es komme auf das Umfeld an, "ob das, was man gut kann, auch zum Tragen kommt." Kreitmeir empfahl: "Schauen Sie nicht auf das, was nicht mehr geht, sondern auf das, was geht."

Er gab Impulse und Tipps: "Wenn Sie keine Ziele haben, empfehle ich Ihnen dringend, darüber nachzudenken. Viele von Ihnen wissen als Wallfahrer: Wenn ich kein Ziel habe, komme ich auch nicht an. Und Lebensziele sollten aus eigener Kraft, unabhängig vom Wohlwollen anderer erreichbar sein."

Der Geistliche bemängelte die "Haltung des Nullverzichts-Denkens". Die Menschen nähmen sich zu viel vor und würden dadurch gestresst. "Sie wollen heute alles in ihre Lebenszeit pressen, weil sie nicht mehr an die Ewigkeit glauben. Wir brauchen aber eine grundlegende Lebensphilosophie und müssen nach unserem Lebensprogramm forschen."

Es geht um drei Fragen, sagte Kreitmeir: "Was ich erleben will, wer ich werden möchte und wie ich leben will." Er riet, das Gehirn zu berücksichtigen: Es nimmt Negation nicht wahr. "Überlegen Sie, was Sie anstreben und nicht, was Sie verhindern wollen." Was der Sinn im eigenen Leben sein könnte? "Sie sollten jetzt schon darüber nachdenken, was Sie mit Stolz erfüllen würde, wenn Sie an Ihren Todestag denken!"

Dabei stellte Christoph Kreitmeir heraus: "Unbedingt Erfolg haben zu müssen, ist die sichere Anleitung zum Unglücklichsein." Neidgefühle seien ein sicheres Indiz dafür, dass man nicht sein eigenes Leben führt. "Neid und Eifersucht sind Gifte, die uns von innen her vergiften." Nicht wenige Ursachen der Unzufriedenheit lägen in einem selbst.

Enge und freundschaftliche Beziehungen und echte Freunde seien Hilfen zum Glück und zur Zufriedenheit. Kreitmeir forderte dazu auf, die Augen zu schließen und zu überlegen, wie viele solcher Freunde man hat. "Hoffentlich hatten Sie einige Gesichter vor Augen. Wenn Sie keine Gesichter entdeckten, sind sie ein armer Tropf."

Kreitmeir gab auch eine eigene Einschätzung preis: Gerade in seinem zölibaten Leben seien enge und freundschaftliche Beziehungen äußerst wichtig und machten ihn glücklich. Sich jemand anvertrauen können, tue Seele und Körper gut. Wer liebe, werde zurückgeliebt.

Auf dem Weg zum Glück sei es aber auch ganz wichtig, Kontrolle über seine Zeit zu bekommen. Um seinen Umgang mit der Zeit zu meistern, müsse man sich Ziele setzen. Schon alleine das Bewegen mache glücklich - Bewegung kann leichte Depressionen mildern und Gesundheit und Energie fördern.

Die alte Regel "Lachen macht glücklich" vergaß er nicht. Dazu sei Lachen ansteckend, Freundlichkeit und Glück ebenso. Dies ziehe Kreise, lockere auf und führe zu Gelassenheit und Zufriedenheit. Auch Abwechslung mache glücklich. Sogar die Zweier-Beziehung brauche Impulse von außen. "Wer immer wieder abwechselt (natürlich nicht den Lebensabschnittspartner) wird nicht nur mehr leisten können, sondern auch zufriedener werden."

Schließlich sei der Glaube als Unterstützungsgemeinschaft unbezahlbar. "Das schlimmste ist, wenn Menschen ihren Glauben verlieren. Aktive, religiöse Menschen sind glücklicher und bewältigen Krisen besser. Schließlich sollte man auch ganz konkret ein Danktagebuch führen und jeden Tag über einen positiven Aspekt des eigenen Lebens nachdenken."