Druckartikel: Was der Büttner tut, das sieht man in Sand am Main

Was der Büttner tut, das sieht man in Sand am Main


Autor: Alfons Beuerlein

Sand am Main, Sonntag, 17. August 2014

 Zum Gemeindejubiläum wurde das Treiben früherer Jahrhunderte in Sand lebendig. Altes Handwerk faszinierte.
Die Schaukämpfe waren beim Mittelalterfest in Sand durchaus sehenswert. Fotos: Alfons Beuerlein


"Von den Kelten bis ins Mittelalter" hieß die Festveranstaltung, die zur 875-Jahr-Feier der Gemeinde Sand arrangiert wurde. Ausrichter war die "Keltische Interessengemeinschaft Sand - Brennos Freunde", deren Anliegen es ist, das Leben und den Alltag früherer Zeiten nachzuempfinden.

In der Sandgasse und im Hof des Winzers Matthias Rippstein hatten am Freitag und Samstag Büttner, Schuster, Glasmacher, Schmiede und andere alte Berufszweige Stände aufgebaut, um alte Handwerkskünste zu zeigen. Auf dem Kinderspielplatz am Altmain befand sich ein mittelalterliches Zeltlager, das Einblicke in das Leben zur damaligen Zeit vor etwas mehr als 200 Jahren gab. Leider machten Regenschauer der reizvollen und bestens organisierten Veranstaltung immer wieder einen kleinen Strich durch die Rechnung.

So entsteht ein Holzfass

Interessant war es, dem Büttner Alois Hofmann aus Roßstadt beim Fertigen eines 240-Liter-Holzfasses zuzuschauen. "Als Sohn eines Landwirtes habe ich das schon als Bub von meinen Vater abgeschaut", erzählte der Hobbybüttner auf die Frage, ob er diesen Beruf erlernt hat. Das Steinmetz-Handwerk von der Pike auf gelernt hat dagegen Michael Tully aus Königsberg, der seine Begabung ebenfalls sehr vielen Zuschauern vorführte.

Vor allem das jüngere Publikum schaute zu, wie einst Schuhe besohlt wurden. Beim Pinselmachen durfte man selbst mit Hand anlegen. Überhaupt gab es für die Kinder viel Abwechslung beim Drachenreiten, beim Bogenschießen, beim Ballwerfen und beim "Römer verhauen".

Den Erwachsenen erklärten Max und Fritz Göller aus Zeil die 500-jährige Geschichte ihrer Brauerei; mit dabei hatten sie die Grundstoffe für die Herstellung von Bier, denn das ist seit dem Mittelalter bis heute unverändert: Wasser, Hopfen und Malz.

Langbogenschnitzer, Glasermeister, Besenbinder, Töpferinnen und Holzschnitzer ließen sich ebenso über die Schulter schauen wie der Schmied beim Fertigen von Hufeisen und Namenschildchen.

Das Korbmacherhandwerk ist zuhause in Sand bis heute

Das Korbmacherhandwerk fehlte natürlich nicht in Sand, denn hier ist es zu Hause. Korbmacher Edwin Scheuring, ein Meister seines Faches, ließ sich beim Flechten von Futterkörben zuschauen.

Bewundert wurde der Nachbau von Steinschleuder und Pranger. Steckte man den Kopf durch den Pranger, konnten die Angehörigen ein schönes Erinnerungsfoto schießen.

Ausstellung über die Geschichte der Heimat

Eine eigene Ausstellung hatte der Sander Historiker Mark Werner zusammengestellt und gab sehr fundierte Auskünfte über den Bauernkrieg, über archäologische Funde in der heimatlichen Umgebung, über germanische Kultplätze und vor allem über die nahe Sand vermutete frühere Wüstung "Aschwinge".

Hochinteressant ging es auch beim Zeltlager auf dem Spielplatz am Altmain zu. Kleidung, Mobilar, Hausrat und Werkzeuge waren stilecht nachempfunden. Wer es wissen wollte, der erfuhr, wozu unterschiedliche Pfeilspitzen dienten. Frauen glätteten ausgekämmte Tierhaare und versponnen sie zu Wolle. Klöppnerinnen sowie Weberinnen ließen feine Gewebe entstehen. Schwert- und Lanzenkämpfer zeigten Schaukämpfe.

Die Besucher wurden auch bestens unterhalten mit mittelalterlichen Tänzen des Burg- und Heimatvereins Altenstein und fremdartig klingender Musik der Musikgruppen. Auch für das leibliche Wohl war Bestens gesorgt, so dass man zusammenfassend sagen kann: Ganz so schlecht war das Leben im Mittelalter auch wieder nicht.