War am Marktplatz-Tor ein Autorennen zu Ende?
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Donnerstag, 15. Dezember 2016
Der Crash eines jungen Autofahrers am Eberner Marktplatz wirft Fragen auf. Mit quietschenden Reifen schoss er aus der engen Häfnergasse.
Der Crash gegen ein Hoftor am Marktplatz hat vergangene Wochen nicht nur die unmittelbaren Anwohner aufgeschreckt. Das Malheur eines 18-Jährigen sorgt für Spekulationen, seit durch Zeugenaussagen bekannt wurde, dass der Unglücksfahrer mit dem Auto eines Kollegen seiner Clique vom Szene-Treffpunkt Realschul-Parkplatz losgeschossen war und von der engen Häfnergasse mit Heckdrift, quietschenden und durchdrehenden Reifen die Schikane Grauturm zu nehmen versuchte. War es ein riskantes Rennen gegen die Stoppuhr?
Wenn dem so war, so warteten die Freunde am Zieleinlauf jedenfalls vergeblich. Der 18-Jährige hatte den Boliden nach der Quietsch-Aktion in Klein Nürnberg nicht mehr im Griff. Zunächst brach das Heck nach links Richtung Wolz'n-Garten aus, beim Gegensteuern hätte es beinahe die Hauswand mit der Lüftelmalerei geschrammt, weil es nach rechts driftete, hat ein aus Richtung Streitsgarten kommender Autofahrer beobachtet.
Nach dem Grauturm ging es schnurstracks über Gegenfahrbahn und Gehweg, ehe die Raserei am Hoftor des historischen Anwesen zwischen Heimatmuseum und Apotheke endete.
Die Spurensicherung bestätigen laut Polizei zwar diesen Husarenritt: "Der war auf jeden Fall viel zu schnell unterwegs", so die Beamtin der ermittelnden Streife und sie meinte dabei nicht nur die Tempo-30-Zone. Dass es dabei sich aber um eine Rennfahrt gehandelt haben könnte, bezeichnet sie als "reine Spekulation".
Nicht ausdenken, wenn um diese Zeit - gegen 20 Uhr - auf dem Marktplatz Passanten unterwegs gewesen wären. Schaulustige waren jedenfalls schnell versammelt. Mittendrin die Mädels und Jungs vom Schraubertreff nahe der Realschule, wo die rasante Fahrt begonnen hatte.
Später traf man sich nochmals auf dem FTE-Parkplatz, wo auch der Unglücksfahrer, der sich auf eigene Verantwortung aus dem Krankenhaus verabschiedet hatte, dazu stieß.
Der FTE-Parkplatz war schon in früheren Jahren der Startplatz für Rallye-Touren auf Zeit gewesen, die über die Verteilerspange, die B 279 und zurück über den Marktplatz mit quietschenden und qualmenden Reifen ("Gummi geben") absolviert wurden. Die Ampel am Heubacher Kreuz hat diesem Vergnügen mit ihrem gelegentlichen Rotlicht ein Ende bereitet.
Und auch die Rundkurse im Kasernengelände wurden den Rennfahrer-Nachwuchs zwischenzeitlich vergällt, da dort zum einen die Polizeipräsenz deutlich erhöht wurde (Asylbewerberheim) und auch immer mehr Leute wohnen, die wegen ihrer Nachtruhe mitunter auch zum Telefon gegriffen haben, wenn die Reifen am Wochenende wieder einmal gar zu häufig quietschten.
Ist die Szene der Nachwuchs-Raser und Tuner-Szene also auf der Suche nach einem neuen Rundkurs? Der Polizei liegen diesbezüglich keine Informationen vor, teilte stellvertretender Inspektionsleiter Siegbert Weinkauf auf Anfrage mit. "Auch während der Unfallaufnahme bei diesem Unfall am Marktplatz wurden keine derartigen Verdachtsmomente geäußert bzw. an die Polizei herangetragen."
Er sicherte aber zu, dass aufgrund der neuen Gesichtspunkte nochmals Befragungen stattfinden. Die Tatsache, dass jemand mit quietschenden Reifen aus der Häfnergasse - wo keinerlei Übersicht herrscht- driftet, stimmt jedenfalls nachdenklich.
Filmaufnahmen von der Schleudertour rund um die Raiffeisen-Volksbank existieren keine. "Unsere Kameras überwachen nur die Innenbereiche", erklärte Bankdirektor Christian Senff auf Nachfrage.