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Waldgang durch den Bürgerwald Ebern


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Sonntag, 14. Juli 2013

Die Bürgerwald-Körperschaft Ebern setzt auf Expansion und Fürsorge für kommende Generationen. Neuaufforstungen wirken rentabel in die Zukunft hinein. Der Waldgang führte auch in die Gemarkungen Kirchlauter.
Inmitten lauter Douglasien: Bernhard Schmitt (rechts) präsentierte ein Turbo-Nadelholz.Fotos: Ralf Kestel


Der Bürgerwald wächst - in der Fläche und in die Höhe. Sogar in "Feindesland". So auf einem Nordhang zwischen dem Winterhof und der Staatsstraße Kirchlauter-Appendorf, bekannt als "Steingassäcker". Dort ist die Eberner Bürgerwaldkörperschaft in externer Gemarkung seit 2005 auf fast Hektar auf Expansionskurs, was in früheren Jahren in Kirchlauter schon mit Missmut beobachtet worden war. "Das hat sich aber gelegt", versicherte Forstwirtschaftsmeister Bernhard Schmitt bei einem Ortstermin im Rahmen des Waldganges am Samstagvormittag, an dem rund 30 Rechtler teilnahmen.

Der Wald der Körperschaft mit rund 320 Mitgliedern wirft nicht nur Blätter, sondern auch üppige Renditen ab. Dass dies so bleibt, sollte beim Waldgang gezeigt werden, da Flächen begutachtet wurden, die aktuell oder vor 25 Jahren aufgeforstet wurden.

Die Gewinnerwartung für nachfolgende Generationen, weshalb sich Bernhard Schmitt auch über die Teilnahme etlicher junger Rechtler freute.

Des Försters "Paradies"

Die Fläche in Kirchlauetr sei 2005 zum Teil im Rahmen der Flurbereinigung zugeteilt worden, anschließend Flächen getauscht worden. Weitere Zukäufe deutete Schmitt an.

Aus seinen Gefühlsregungen machte der Forstwirtschaftsmeister keinen Hehl. So erinnerte er sich noch an den ersten Besuch: "Das war ein kahler Bewuchs und aus der einen Hecke sind noch vier Rehe rausgesprungen." Schlechte Voraussetzungen für eine Erstaufforstung. Doch acht Jahre später zeigen sich erste Erfolge, die Schmitt auch wortreich beschrieb. "Mein Paradies" oder "wer mich kennt, weiß, dass ich erst zufrieden bin, wenn zehn Baumarten auf einem Hektar stehen und bei 20 Arten bin ich richtig glücklich." 17 sind es derzeit auf den komplett eingezäunten "Steingassäckern" und doch "kann man davon nur träumen", schwärmte Bernhard Schmitt.

Dabei hatte es anfänglich tüchtig Rückschläge gegeben: Mäusefraß, Trockenheit und Frost setzten der aufkeimender Saat oder Pflanzungen tüchtig zu. Und auch Lieferprobleme: Eine Douglasienpflanzung per Maschine sorgte für 99 Prozent Ausfall. "Da standen gerade mal nur noch zwei Bäume." Doch die Nachpflanzung per Hand und die Kulanz des Lieferanten zeigten Erfolge. "Die haben ein Wahnsinns-Wachstumspotenzial", weiß Schmitt, da die Douglasien im Jahr bis zu 1,20 Meter in die Höhe schießen wie er nachgemessen hat. "40 bis 60 Meter müssten da drin sein."

Ein wirtschaftlicher Aspekt, den Bürgermeister Robert Herrmann als Vorsitzender nicht aus dem Auge ließ, auch wenn man in der Douglasien-Schonung vor lauter Bäumen den Wald kaum mehr sah: "Die Douglasie eignet sich nicht als Christbaum, aber als gutes Bauholz, ähnlich der Lärche, ist aber am Markt noch nicht so gefragt, das kommt aber noch, weil sie den Klimawandel offensichtlich besser verträgt. Unsere Nachkommen werden uns das danken."

Obgleich Naturschutzverbände Einspruch erheben, weil die Douglasie kein einheimisches Holz darstellt. "Bis zur letzten Eiszeit war die Douglasie auch bei uns heimisch und wir im Bürgerwald haben seit 80 Jahren beste Erfahrungen damit", steuerte Herrmann eigene Erfahrungen und die seines Vorgängers Rolf Feulner, der auch am Waldgang teilnahm, bei.

Bernhard Schmitt bezeichnete die Douglasie als "Pionierbaum", der sich "auf jedem Quadratmeter, den er kriegt, verjüngt". Da östlich vom Winterhof auch die Espe vorkommt, die zum Teil die Douglasien in den "Schwitzkasten nimmt", so Schmitt, sind im Rahmen der Mischwuchs-Regulierung noch einige Jahre Pflegemaßnahmen notwendig, was auch Revierförster Wolfgang Gnannt bestätigte.