Waldarbeiter klagen: zu wenig Lohn für schwere Arbeit
Autor: Helmut Will
Ebern, Mittwoch, 05. Juni 2019
Der Borkenkäfer und die Dürre haben den Wald aus dem Gleichgewicht gebracht. Das wirkt sich auch auf die Menschen aus, die dort tätig sind.
Wer im Wald arbeitet, weiß, dass die Tätigkeit kein Zuckerschlecken ist. Hier ist der ganze Mann oder die ganze Frau gefordert. Gerade jetzt, da der Borkenkäfer nach dem heißen Sommer 2018 als Taktgeber für die Waldarbeit steht, sind die Landwirte und Forstarbeiter noch mit der Aufarbeitung der "Käferfichten" beschäftigt.
An einem warmen Frühlingstag arbeitet der 51-jährige Forstunternehmer Thomas Birklein mit seinen Mitarbeitern Mario Lippmann und Jan Pfadenhauer im Waldgebiet "Steinert" bei Jesserndorf. Das Team ist damit beschäftigt, vom Borkenkäfer befallenes Holz zu fällen und, wie es im Fortjargon heißt, aufzuarbeiten. Alle drei haben Motorsägen in der Hand und quälen sich zwischen liegenden Stämmen und Geäst, um die Äste von den Stämmen zu trennen und diese auf eine Länge von fünf Metern zu kürzen. Mit ihrer kompletten Schutzausrüstung kein leichtes Unterfangen. Unter den Helmen der Arbeiter fließt der Schweiß; manchmal stellen sie ihre Motorsäge ab, um über ein Hindernis zu steigen.
Chef Thomas Birklein, der seit dem Jahr 2004 selbstständiger Forstunternehmer ist und drei Forstarbeiter beschäftigt, erklärt, dass im dem Waldstück etwa 50 Festmeter an Käferfichten aufzuarbeiten sind. "Durch die Trockenheit und den Borkenkäfer entstand für die Fichte ein Riesenproblem. Hauptsächlich sind wir damit beschäftigt, dieses Holz aufzuarbeiten. Arbeit gibt es massig. Was ich als ein Problem ansehe, ist, dass mitunter, vor allem in den Wäldern von Großgrundbesitzern, ,Billiglöhner' beschäftigt sind. Die Stadt Ebern muss ich davon ausnehmen, sie setzt mit dem Förster Wolfgang Gnannt auf gelernte und gut ausgebildete Forstarbeiter."
Sowohl Thomas Birklein mit seinem Team als auch die "Billigkräfte" arbeiten im Akkord. Birklein bedauert, dass in den Geboten für Holzaufarbeitungsarbeiten nicht zwischen gewerblichen Hauptunternehmen, Leuten, die sich etwas dazuverdienen wollen, gelernten oder ungelernten Kräften, einheimischen wie Ausländern, unterschieden wird. "Stellenweise", so räumt Thomas Birklein ein, "sind die ausländischen Arbeiter auch für die Waldarbeit qualifiziert, aber sie werden nicht so bezahlt, wie deutsche Forstarbeiter oder auch ich für mein Unternehmen bezahlt werden wollen." Da könne man sich vorstellen, an wen die Aufträge häufig vergeben werden.
Um die 15 Euro bezahlt Thomas Birklein pro Stunde an seine Arbeiter. "Die ausländischen Arbeitskräfte, die als Subunternehmer kommen, arbeiten oft für ein Handgeld, sind wesentlich billiger." Birklein hat nur einheimische Leute angestellt. Der Forstunternehmer beklagt, dass sich die Politik für die Waldbesitzer interessiere, aber nicht für Menschen, die die Arbeit dort machen. "Es wird gejammert, dass Fachkräfte fehlen und man dringend Unternehmer bräuchte, die das machen, aber den Unternehmer will man nicht vernünftig bezahlen." Eine vernünftige Entlohnung sei aber erforderlich, damit die eigenen Arbeiter ordentlich bezahlt werden können.
Jan Pfadenhauer war bis Ende Januar in der Industrie als Fräser beschäftigt. Nach seinen Worten verdient er als Forstarbeiter gut 300 Euro weniger. Was hat ihn bewogen, den schlechter bezahlten und viel schwereren Beruf zu ergreifen? "Hier bin ich näher an meinem Wohnort und die Arbeit füllt mich aus", sagt er und ergänzt: "Bisher habe ich den Schritt nicht bereut." Jan Pfadenhauer vergleicht seine Arbeit mit Bauarbeitern, die jedoch wesentlich mehr verdienen.
Sein Kollege Mario Lippmann bedauert, dass die Bezahlung für die schwere Arbeit schlechter ist als für einen Beschäftigten in der Fabrik, der als Ungelernter an der Maschine steht. Er ist sicher, dass die Bezahlung besser würde, wären nicht ausländische Billigarbeiter an Bord. "Die drücken einfach die Preise und leider merken sehr viele Auftraggeber halt drauf", sagt Lippmann.