Wahlstress: Drucker arbeiten unter Hochdruck
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Donnerstag, 13. Februar 2014
In zwei Druckereien im Landkreis Haßberge sorgt die Kommunalwahl für zusätzliche Aufträge wegen der Stimmlisten. Aber auch wegen der Wahlprospekte.
Der Wahlkampf hält nicht nur die Kandidaten auf Trab: In zwei Druckereien im Landkreis rattern derzeit die Rotationen und Falzapparate. "Einfach brutal", findet Erwin Hild den momentanen Stress. Der Mürsbacher ist zwar nicht auf Wahlveranstaltungen, Kundgebungen und an Infoständen unterwegs, schiebt aber seit einer Woche jeden Tag eine Nachtschicht.
Hild (57) ist Geschäftsführer der Weigang-Media, zusammen mit einer weiteren Firma in Haßfurt eine von zwei Druckereien, die vom technischen Standard überhaupt in der Lage sind, Wahlzettel zu drucken, da besondere Papier-Formate und auch Faltmöglichkeiten notwendig sind.
Nur wenige Tage Zeit
Und der Drucker steht unter Zeitdruck.
Nach der Entscheidung der jeweiligen Wahlausschüsse, welche Parteien und Kandidaten zugelassen werden und den notwendigen Einspruchsfristen, können die Aufträge, die schon im Dezember akquiriert wurden, erst in dieser Woche ausgeführt werden. "Innerhalb von wenigen Tagen muss alles fertig sein und ich gehe davon aus, dass wir am Montag die letzte Gemeinde ausliefern", hofft Hild.
Dann hat er sechs Nachtschichten und ein arbeitsreiches Wochenende hinter sich. "Durch Krankenstand und einen Arbeitsunfall hat sich unsere personelle Situation dramatisch verschärft."
Also muss der Geschäftsführer selbst ran, der über 40-jährige Erfahrung in der Branche verfügt und zuvor bei Druckereien in Bamberg und Ebern tätig war. "Die sonstigen Aufträge und Kunden dürfen wegen der Wahl ja nicht zurückgestellt werden."
Stichwahlen lassen hoffen
Und doch hofft Hild auf so manche Stichwahl: "Dann gibt es noch ein paar Aufträge."
Denn zusammen mit diversen Wahlbroschüren verschafft die Kommunalwahl in Bayern der darbenden Druckbranche doch eine Sonderkonjunktur durch zusätzliche Aufträge.
Dennoch zeigt sich Hild unzufrieden. "Von manch' Kreispolitikern bin ich enttäuscht. Die reden über den Einsatz für Arbeitsplätze und holen dann für ihr eigenes Prospekt nicht einmal ein Preisangebot ab. Wer weiß, wo die drucken lassen?"
Als Beispiel führt er an, dass sein Hauptkunde, die Weigang AG vor wenigen Jahren den kompletten Firmensitz von Würzburg nach Ebern verlagert hat und aktuell expandiere, "Wir zahlen hier Steuern, werden aber bei der Auftragsvergabe nicht angemessen bedacht. Etwas mehr Zuspruch hätte ich mir hier am Standort schon erwartet."
Mit den öffentlichen Stellen indes ist der Geschäftsführer zufrieden. An den drei Druckmaschinen an der Bahnhofstraße werden die Wahlzettel für die Gemeinden Rattelsdorf, Ebern, Pfarrweisach, Rentweinsdorf, Maroldsweisach, Gerach, Reckendorf, Burgpreppach und Untermerzbach hergestellt. "Die Daten liefern die Wahlämter fix und fertig. Das Layout wird dann bei uns in der Vorstufe erstellt. Danach wird noch Korrektur gelesen, gedruckt, gefalzt und versandt."
Jetzt fehlen noch die Kreuzchen. An der richtigen Stelle. Erwin Hild weiß, wo er sie setzen würde. Aber als Mürsbacher darf im Kreis Haßberge ja nicht mit abstimmen. Für den Kreis Bamberg hat er schon einen Favoriten: "Ein Landratskandidat im Kreis Bamberg hat alle Prospekte bei uns machen lassen."