Wahlsiege machen die SPD Haßberge selbstbewusst
Autor: Klaus Schmitt
Eltmann, Sonntag, 08. Februar 2015
Die Landkreis-SPD ist stolz auf acht rote Rathäuser und den Achtungserfolg bei der Landratswahl. Folglich gab es bei der Kreiskonferenz in Eltmann so gut wie keine Kritik, und Wolfgang Brühl steht weiter an der Spitze des Kreisverbands.
Wolfgang Brühl stand bei vorangegangenen Kreiskonferenzen schon mit kürzeren Hemden vor den Delegierten aus den Ortsvereinen im Landkreis. Der Eltmanner, der 2006 erstmals zum Kreisvorsitzenden der SPD berufen worden war, hat bereits schlechtere Zeiten für seine Sozialdemokraten mitverantwortet. Jetzt ist das anderes. Bei der Kreisversammlung der Landkreis-SPD am Samstag im SG-Sportheim in Eltmann blickte der 46-Jährige, der mit großer Mehrheit in seinem Amt bestätigt worden ist, auf beachtliche Erfolge bei der Kommunalwahl 2014. Und die stärken das Selbstbewusstsein, wie auch seine Rede vor den 64 Delegierten (von 75) deutlich machte.
Die Riege der SPD-Bürgermeister im Landkreis Haßberge sei "enorm angestiegen", freute er sich über die Wahlerfolge. Acht Rathäuser im Landkreis sind mittlerweile rot (wobei er auch Knetzgau dazu zählte; dort wurde der Bürgermeister Stefan Paulus von SPD und CWG nominiert). Besonders hob Brühl den Erfolg in Ebern hervor. Die Stadt hat nach jahrzehntelanger schwarzer Herrschaft mit Jürgen Hennemann jetzt einen SPD-Bürgermeister.
Auf diese Wahlerfolge "können wir aufbauen", sagte der Kreisvorsitzende. Etwas übermütig setzte er dazu: Die SPD habe noch Kapazitäten - "wir können das durchaus noch etwas ausbauen."
SPD wird "ernst genommen"
Auch die Landratswahl wertete Brühl als Erfolg. Zwar hatte der Kandidat Bernhard Ruß, der Bürgermeister in Sand, in der Stichwahl gegen den jetzigen Landrat Wilhelm Schneider (CSU) verloren. Aber das Ergebnis war knapp. Die SPD und Ruß seien gescheitert, räumte Brühl ein, aber das Resultat mache deutlich, dass die SPD im Kreis "ernst genommen wird".
Als ein "super Ergebnis" wertete er ferner die 13 Kreistagsmandate im 60-köpfigen Parlament des Landkreises. Damit habe die SPD ihre Position behauptet, obwohl namhafte Kreisräte nicht mehr angetreten seien. "Wir sind gut aufgestellt" im Kreistag, fasste Wolfgang Brühl zusammen.
Wer Erfolg hat, darf auch in den eigenen Reihen selbstbewusst auftreten. "Wir entscheiden vor Ort", verteidigte Brühl die Kandidatenauswahl bei der zurückliegenden Kommunalwahl. Auch wenn die Liste nicht der von der Landes-SPD geforderten Quote entsprach. Aber aus München wolle sich die SPD vor Ort nicht hineinreden lassen, betonte Brühl, der als Ausbildungsleiter dem Roten Kreuz in Haßfurt tätig ist.
Als Motto für die künftige Politik im Landkreis gab er an, auf pragmatische Lösungen zu setzen. Von Ideologie hält er offenbar nicht viel. Pragmatismus habe sich bewährt und werde sich weiterhin bewähren, sagte er und zitierte eine Aussage des früheren SPD-Bundeskanzlers Willy Brandt: "Jede Zeit will eigene Antworten."
In der kurzen Diskussion gab es so gut wie keine Kritik. Der frühere SPD-Kreisvorsitzende Günther Geiling aus Hofheim mahnte eine bessere und verstärkte Darstellung der Partei in den Medien an. Die Präsenz sei zwar nicht schlecht, sagte er. Sie kann nach seiner Ansicht aber noch weiter verbessert werden.
Die Kreis-SPD bestätigt ihre Führung
Kaum Veränderungen gab es bei der Neuwahl des SPD-Kreisverbandes Haßberge am Samstag bei der Kreiskonferenz in Eltmann. Das Führungsteam wurde nahezu einstimmig im Amt bestätigt. Es gab keine Gegenkandidaten und nur vereinzelte Gegenstimmen. An der Kreisversammlung der Sozialdemokraten nahmen 64 von 75 Delegierten aus den Ortsvereinen teil. Die SPD hat aktuell 748 Mitglieder im Kreis Haßberge.
Kreisvorsitzender bleibt Wolfgang Brühl aus Eltmann. Der 46-Jährrige bekam 84 Prozent der Delegiertenstimmen. Seine Stellvertreter sind weiterhin: Helmut Dietz (Memmelsdorf), Paul Hümmer (Sand) und Thomas Karg (Oberaurach). Die Kassiererin bleibt Brunhilde Giegold (Ebern) und die Schriftführerin Nicole Meyer (Stettfeld).
Im erweiterten Vorstand sind: Bernd Bieber (Königsberg), Manfred Hemmerich (Ebelsbach, neu), Jürgen Hennemann (Ebern), Marco Heumann (Haßfurt), Günther Heusinger (Pfarrweisach, neu), Caroline Holzinger (Haßfurt, neu), Karl-Heinz Kandler (Neubrunn, neu), Susanne Kastner (Maroldsweisach), Jürgen Kolbert (Eltmann), Bernhard Ruß (Sand), Hannelore Schlee (Stettfeld), Stephan Schneider (Haßfurt), Rainer Scholz (Rauhenebrach), Willy Sendelbeck (Rentweinsdorf, neu), Konrad Spiegel (Hofheim) sowie Thomas Stadelmann (Zeil) und Gertrud Strätz (Sand).
Als Vertreter der vier Arbeitsgemeinschaften wählten die Delegierten folgende SPD-Mitglieder: Johanna Bamberg-Reinwand aus Zeil (Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen, neu), Werner Strätz aus Kirchlauter (Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen), Werner Thein aus Maroldsweisach ("60plus") und Florian Kiesenbauer aus Haßfurt (Jusos). Die Kasse des SPD-Kreisverbandes prüfen Hedwig Absmann und Manfred Michel (beide Memmelsdorf) sowie Willi Thema (Maroldsweisach).
SPD übt Kritik an der Staatsregierung
Deutliche Kritik gab es bei der SPD-Kreiskonferenz am Samstag in Eltmann an der Politik der bayerischen Staatsregierung. "Bayern hätte es verdient", sagte die Landtagsabgeordnete Kathi Petersen aus Schweinfurt, dass die CSU an der Spitze des Freistaats abgelöst wird. Das sei bei der vergangenen Landtagswahl (2013) nicht gelungen. Deshalb müsse die SPD weiter daran arbeiten, forderte sie.
Petersen rügte vor allem den Schlingerkurs bei der Energiepolitik. "Wir brauchen und wollen die Energiewende", unterstrich sie die SPD-Haltung. Dagegen sorge Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) nur für Unsicherheit (10h-Regelung bei Windrädern, gegen die Stromtrassen, für Gaskraftwerke).
Wahlmüdigkeit
Matthias Kihn, der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Rhön-Haßberge (das ist das Gebiet der drei Landkreise Haßberge, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen), erinnerte an die Landtagswahl, bei der als Direktkandidat gegen Steffen Vogel (CSU) scheiterte. Er dankte für die "wunderbare Unterstützung" aus dem Landkreis Haßberge. Bedauerte aber gleichzeitig, dass ein Bewerber aus dem Unterbezirk aufgrund der Randlage des Stimmkreises kaum eine Chance habe, über die Liste ins Parlament zu kommen.
Der wiedergewählte Ortsvorsitzende der Eltmanner SPD, Hans-Georg Häfner, beklagte die Wahlmüdigkeit mancher Bürger und sogar der eigenen Anhänger bei der zurückliegenden Kommunalwahl. Selbst Arbeiter, die Klientel der SPD, seien den Wahlurnen fern geblieben, sagte er. "Da wissen wir, wo unserer Aufgabe steckt."
Kommentar des Autors: Und in Bayern?
Er darf stolz sein. Die SPD hat im Kreis Haßberge Erfolge eingefahren. Das sind auch die Erfolge des Kreisvorsitzenden Wolfgang Brühl. Die können die "Sozis" gut gebrauchen, denn Wahlerfolge sind nicht gerade an der Tagesordnung im CSU-Land Bayern. "Wir sind erfolgreich", konstatierte der alte und neue Kreisvorsitzende bei der Kreiskonferenz in Eltmann. Recht hat er. Acht rote Rathäuser und der Achtungserfolg bei der Landratswahl belegen seine Aussage. "Wir sind eine Volkspartei", stellte er fest. Recht hat er auch darin. Aber eine Einschränkung bleibt: Warum gelingt es der Volkspartei SPD nicht, das Volk hinter sich zu bringen? Erfolge bei Kommunalwahlen, selbst in Städten wie München und Nürnberg, bedeuten nicht, dass das Volk auf Landesebene rot wählt. Was läuft da schief?