Wahlkampf wird zum Zuckerschlecken
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Sonntag, 29. Januar 2017
Eine kleine SPD-Delegation zusammen mit MdB Sabine Dittmar überregional tätige Betriebe im ehemaligen Eberner Kasernengelände an.
Manchmal ist das Politiker-Dasein doch ein Zuckerschlecken. Findet zumindest die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar. Auch wenn ihr Landesvorsitzender am Samstag krankheitsbedingt passen musste, startete sie nach einer turbulenten SPD-Woche in Berlin und mit viel Lob für die Entscheidung ihres Noch-Parteivorsitzenden Sigmar Gabriel zum "wunderbaren Auftakt ins Wahljahr 2017". Dies an einem Ort, den auch Gabriel 2008 als Umweltminister besucht hatte: in der einstigen Bundeswehrkaserne (Stichwort: Fahrsicherheitszentrum). Diesmal ging's aber auch um Torten-Verzierungen und Fondant.
In Gedanken ging die Reise aber zunächst weit zurück, da Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) die Leistungen präsentieren wollte, die im Rahmen des Bundesprogrammes Stadtumbau-West erreicht wurden, was für Florian Pronold als Staatssekretär im Bundes-Bauministerium gedacht gewesen war. Jetzt wurde MdB Sabine Dittmar mit den Fakten zur Konversion beglückt, auch mit dem Besuch bei Firmen, die nach eigenen Darstellungen bundes- bzw. weltweit tätig sind: Bei der Lüftungs- und Klima-Anlagen-Firma Anwatec interessiert sich die Ärztin naturgemäß für Filteranlage, wie sie auch in Operationssälen eingesetzt und gewartet werden, was Junior-Chef Mike Stumpf detailliert erläuterte.
Spende gab's noch obendrein
Zusammen mit Bankdirektor Christian Senff von der Raiffeisen-Volksbank überreichte Stumpf zudem eine 2000-Euro-Spende an die Stadt für Ferienbetreuung und Musikschule.Beim "Zuckerbäcker" (Zuckerpapier24) zeigte Firmen-Chef Roland Huthansl, dessen Unternehmen 45 000 Kunden in 78 Ländern bedient, wie man mittlerweile eine Torte mit selbst einem ausgewählten Bild mit Lebensmittel-Farben/-Tinte photomäßig bedruckt.
Dabei beklagte Huthansl die Praxis, wonach die gelieferten Zutaten mehrfach kontrolliert werden. "Bei diesen EU-Richtlinien ist das Landratsamt Haßberge noch besonders genau."
Weiter präsentierte er die Asylbewerber-Gemeinschaftsunterkunft im ersten Stock, wo bis zu 32 Flüchtlinge (Syrer, Kurden, Afrikaner) leben. "Das funktioniert bestens. Ich wohne einen Stock drüber und kann das beurteilen." Auch Bürgermeister Hennemann sprach von einer "tadellosen Integration und einem Vorzeige-Quartier". Zusammen mit dem Heim im städtischen Gebäude leben in der Kaserne derzeit knapp über 100 Flüchtlinge, im Stadtgebiet insgesamt 250. "Ich denke, wir haben das gut hinbekommen."
Mittlerweile festzustellen sei, dass für anerkannte Asylbewerber, die in Ebern bleiben wollten und auch schon Arbeitgeber gefunden hätten, die Wohnungen fehlen. Roland Huthansl: "Eine unserer Familien hat ein halbes Jahr lang gesucht."
Zur Situation in der Kaserne generell sagte der Bürgermeister, dass alle Gebäude verkauft, fünf noch ohne Nutzungen seien. "40 Gewerbetreibende haben sich angesiedelt, die mindestens 170 Arbeitsplätze bieten. Dabei ist auch ein richtiger Sozial-Bereich entstanden." Ein Problem sei gewesen, dass der Übergang zum Teil zwar schnell, aber eher zufällig und nicht zielgerichtet erfolgt sei, was zu Konflikten führe, wie Hennemann mit Blick auf Hotel und Veranstaltungshalle an führte.
Für die noch leer stehenden Gebäude habe es schon viele Ideen gegeben, die sich alle zerschlagen hätten. "Ich habe es mit Jugendherberge oder Schullandheim versucht, bin aber abgeblitzt. Es braucht dazu halt einen Träger." Auch ein Natur-/oder Grenzlandmuseum sei denkbar.