Vorstands-Ausstieg: Viele Fragen bleiben offen
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Freitag, 05. Februar 2016
Das plötzliche Ausscheiden des bisherigen Vorstands der Raiffeisen-Volksbank Ebern zum Jahreswechsel wirft einige Fragen auf.
Die offizielle Lesart wirft mehr Fragen auf als sie Antworten gibt. So viel ist sicher: Norbert Knorr gehört nicht mehr dem Vorstand der Raiffeisen-Volksbank an, wie unsere Zeitung bereits am 28. Januar berichtete. Dies bestätigten nun Aufsichtsratsvorsitzender Günther Stottele und Vorstandssprecher Christian Senff in einem Schreiben, das der Aufsichtsrat in einer Sitzung am Montag intern abgestimmt hatte. Konkrete Gründe für die personelle Veränderungen werden darin aber nicht genannt, auch von einer Trennung im gegenseitigen Einvernehmen ist nicht die Rede.
Wörtlich heißt es: "Der Vorstand der Raiffeisen-Volksbank Ebern eG stellt sich in Zukunft neu auf. Dies teilt die Genossenschaftsbank in einer Pressemitteilung mit. Ziel ist es, die erfolgreiche und zukunftsfähige Ausrichtung ab 2016 zu sichern. Vertreten wird die Bank ab dem Jahr 2016 vom bisherigen Vorstandssprecher Christian Senff.
Spekulationen schießen ins Kraut
Eine viel- und doch nichtssagende Erklärung, die ein weites Feld für Spekulationen eröffnet. Trotz umfangreicher Recherchen und Nachfragen bei diversen Aufsichtsratsmitgliedern sowie innerhalb der Belegschaft waren keinen detaillierten Informationen herauszufiltern. Nur so viel: Es werden bei dieser Angelegenheit Fragen des Arbeitsrechts, private Dinge sowie Bankinterna tangiert.
"Die Inhalte daraus sind nicht für die Öffentlichkeit bestimmt."Norbert Knorr (50), der aus dem Itzgrund stammt und in Weidhausen wohnt, rückte zum 1. April 2009 als Nachfolger von Edgar Bunke in den Vorstand der Raiffeisen-Volksbank Ebern.
Nach dem Realschulabschluss und der Ausbildung als Bankkaufmann bei der Raiffeisenbank Schwürbitz-Zettlitz waren das Bankhaus Reuschel in München, Commerzbanken in Sonneberg, Coburg und Bamberg sowie die Raiffeisen-Volksbank Lichtenfels-Itzgrund seine vorherigen Stationen gewesen.
Vier-Augen-Prinzip
Knorrs Unterschrift fehlte: Aufmerksamen Eberner Bankkunden war aufgefallen, dass bei aktuellen Bankschreiben zu Jahresbeginn nur noch Christian Senff sowie ein Prokurist aus dem Hause unterzeichnet hatten, und daraus - die offensichtlich richtigen - Schlüsse gezogen.
Die Suche nach einem Nachfolger ist nur logisch, da bei Genossenschaftsbanken stets das Vier-Augen-Prinzip gilt, wonach der eine Vorstand über den anderen wacht.Ob es wegen dieses Führungsmodells zu Problemen gekommen ist, bleibt aufgrund der vagen Stellungnahme ebenso offen, wie die Frage, ob es fachliche oder auch sachliche Gründe gegeben hat, die zur Trennung führten, die zumindest für viele Außenstehende überraschend kam.