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Vorstand greift tief in die Kiste


Autor: Ralf Kestel

Bramberg, Sonntag, 07. Oktober 2012

Beim Haßbergverein Bramberg hat man viel Geld, aber keinen Plan. Der Versuch einer Vereinsauflösung ist vorerst gescheitert. Nun soll eine weitere Versammlung stattfinden, in der die Probleme gelöst werden sollen.
Aktenstudium: Schriftführer Alois Voigt (links) und Gregor Pecht suchten nach der Vereinssatzung aus dem Jahr 1988; im Hintergrund Klaus Wohlfahrt. Foto: Ralf Kestel


Wer zu viel Geld hat, bekommt auch Probleme. Diese Lebenserfahrung gilt auch für Vereine, die aufgelöst werden sollen. Beispielsweise für den Bramberger Haßbergverein. Dessen Ende sollte am Freitag, 5. Oktober, in der "BMC-Alm" besiegelt werden. Das misslang. Es gibt Probleme, wie das Restvermögen in Höhe von fast 16 000 Euro verwendet wird.
Auf jeden Fall im Dorf, darin waren sich die elf Stimmberechtigten einig. Doch mit 8:3 Voten wurde in geheimer Wahl eine Auflösung abgeschmettert. Am 2. November soll ein weiterer Anlauf gestartet werden, eventuell eine neue Führungsmannschaft zu finden.

Vorstand nicht entlastet


Der aktuelle Vorstand war bei der Generalversammlung im August erst gar nicht entlastet worden.

Gesucht wird nun ein mindestens vierköpfiges Gremium, das möglicherweise gar nicht viel zu tun bekommt.
Denn mehrfach klang der Gedanke an, den Verein einfach ruhen zu lassen und während dieser Zeit das Guthaben aufzubrauchen. Wie das geschieht, darüber soll ein Vierer-Gremium entscheiden, das laut Satzung notwendig ist, solche Entscheidungen treffen.
Einen ähnlichen Ansatz hatte gleich zu Beginn der Mitgliederversammlung Alois Voigt, Schrift- und Kassenführer in Personalunion, vorgeschlagen. Er forderte die Auflösung des Vereins, der zuletzt kaum Aktivitäten entwickelte, da sich mehrere Mitglieder des Vorstandes gar nicht mehr hatten sehen lassen oder ihre Ämter niederlegten. Der Haßbergverein solle in einen anderen Ortsverein integriert werden, da auch ein letzter Rettungsversuch, jüngere Mitstreiter zu finden, gescheitert sei. Eine Drei-Viertel-Mehrheit der Anwesenden sei zur Auflösung notwendig, erklärte Voigt. Aktuell hat der Verein noch 77 Mitglieder, denen seit Jahren kein Vereinsbeitrag mehr abverlangt wird.

Wer bekommt das Geld?


Wegen des Vereinsvermögens schlug Voigt vor, ein Gremium zu bilden, in das jeder Verein einen Vertreter entsendet. Hinzu komme der Ortssprecher. Das Geld sollte für Dorfverschönerungsmaßnahmen verwendet werden. Ein Vorschlag, den Voigt offensichtlich nicht mit Vorsitzendem Gregor Pecht abgestimmt hatte. Denn: Der meldete sofort Einspruch an. Bei Auflösung des Vereins falle das Geld der Stadt Ebern zu, die diese Summe für Maßnahmen zur Ortsverschönerung einsetzen müsse, steht in der Vereinssatzung, sagte Pecht und zückte die Kopie einer Vereinssatzung unbestimmten Datums. Diesen Passus der zweckgebundenen Verwendung habe man damals auf Forderung des Finanzamtes einsetzen müssen, um als gemeinnützig anerkannt zu werden, erinnerte sich Pecht düster.
Alois Voigt meldete Zweifel an: "Ich bin seit 35 Jahren Schriftführer habe aber nie so eine Satzung gesehen."
Also setzte sich Gregor Pecht ins Auto und holte von Zuhause sämtliche Vereinsunterlagen. "Fein säuberlich" in einem Karton aufbewahrt. Und dann begann das großen Blättern und Suchen.

Alte Unterlagen


Neben einem Finanzjournal aus dem Jahr 1930, als der Beitrag noch drei Reichsmark betrug, stieß man auch auf das Original der besagten Satzung aus dem Jahr 1988, das auch Alois Voigt unterzeichnet hatte.
Wie geht's also weiter? Klaus Wohlfahrt, selbst Vereinsvorstand beim Motorsportclub, meinte, dass "es nichts bringt, wenn wir eine Entscheidung immer weiter rausschieben". Kreisheimatpfleger und Vereinsmitglied Günter Lipp fragte: "Gibt's noch eine Chance?" Dazu Gregor Pecht: "Es will doch keiner mehr etwas machen." Das Vereinsleben liege de facto seit 2009 am Boden und seit 2007 hätten keine Neuwahlen mehr stattgefunden. Ein Fakt, der Gerhard Huppmann, einen früheren Vorstand, ärgerte: "Ihr habt zehn Jahre lang nichts mehr gemacht und beim Geld hat sich auch nichts mehr getan. Das könnte noch mehr sein."
Alois Voigt warnte davor, das Vereinsgeld der Stadt zu geben: "Die rechnen dann Arbeiten ab, die sie sowieso hätten machen müssen." Auch Günter Lipp ließ Skepsis anklingen: "Im Stadtrat sitzen eine Haufen Leut' und die haben kein Geld und wir hier haben einen Haufen Geld und keine Leut'." Nun soll bis zum 2. November über eine Lösung des Problems nachgedacht werden.