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Vorndran schickt die Franken auf den Mars


Autor: Ulrike Langer

Haßfurt, Donnerstag, 13. November 2014

Für seinen schrägen Humor ist Helmut Vorndran unlängst mit dem Frankenwürfel gewürdigt werden. Dass er diese Auszeichnung mehr als verdient, unterstreicht seine Lesung in Haßfurt.
Über den "Haßfurter Würfel", den ihm Petra Lettang vom Kulturamt Haßfurt überreichte, freute sich der frischgebackene Träger des Frankenwürfels, Helmut Vorndran besonders. Fotos: Ulrike Langer


Lesungen mit Helmut Vorndran sind immer außergewöhnliche Erlebnisse. Dieses Jahr hatte Petra Lettang vom Kulturamt den frischgebackenen Träger des Frankenwürfels zur Vorstellung seines neuesten Frankenkrimis "Das fünfte Glas" eingeladen. Erst nach drei Stunden, in denen die Zuhörer in der ausverkauften Rathaushalle voll auf ihre Kosten gekommen waren und viel zu lachen gehabt hatten, entließen sie den Krimiautoren mit viel Applaus.

Witzig, wendig, und widersprüchlich muss ein Franke sein, um mit dem "Frankenwürfel" ausgezeichnet zu werden. Helmut Vorndran ist all dies und noch viel mehr.

Kabarettistische Funken

Nicht nur, dass er in den 30 Jahren als Mitglied des "Totalen Bamberger Cabarets" (TBC) Themen aus Politik und Gesellschaft mit seinem schwarzen und unbarmherzigen Humor in den Blickpunkt und seine humoristischen, intellektuellen, schauspielerischen und musischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt hatte.

Auch als Autor von fränkischen Kriminalromanen pflegt er skurrile Gedankengänge. Er erfreut durch einen unübertroffenen Wortwitz und zündet immer wieder hemmungslos kabarettistische Funken. Im Interview mit Petra Lettang gab er an, in seiner Pubertät noch nicht an eine solch steile Karriere gedacht zu haben. "Damals hatte ich an andere steile Dinge gedacht", schmunzelte er.

Als in Bad Neustadt/Saale geborener Unterfranke und in Rattelsdorf bei Bamberg lebender Oberfranke gab er an, Franken natürlich zu mögen. "Ich könnte höchstens beim südlichen Thüringen noch schwach werden", erzählte er. Eine Romanze in den Haßbergen zu schreiben, könne er sich nicht vorstellen, aber die dem Alphabet folgende Krimireihe von "Das Alabastergrab", über "Blutfeuer", Der Colibri-Effekt" und "Drei Eichen" bis "Das fünfte Glas" werde er beenden.

"Mein Buch mit dem Titel Habakuk, das 2015 erscheinen wird, ist definitiv kein Krimi", teilte Vorndran mit. Zudem verriet er, sich darin weiter mit der Stadt Haßfurt beschäftigen zu wollen. Mit Haßfurt verbindet ihn offenbar ohnehin eine Art Hassliebe: Zum einen schimpft er gerne über die Haßfurter Autofahrer. Zum anderen macht er Haßfurt zur Hauptstadt des Bundeslandes Franken. Dabei handelt es sich in seinen Augen um eine Art ausgleichende Gerechtigkeit.

Weil Vorndran mit einem "innigen Verhältnis zu Viechern" aufgewachsen ist, spielen Tiere wie die Biene oder das Polizeischwein Riemenschneider regelmäßig eine wichtige Rolle in seinen Romanen. So eröffnete er seine Lesung mit Geschichten über die Honigbiene und das Schwein Riemenschneider, bevor er auf Haßfurt zu sprechen kann. Immerhin hat er für die Haßfurter extra eine Geschichte eingebaut, in der der "Frankonaut" Rudi Eck der bis Mai dieses Jahres Bürgermeister gewesen ist - als erster Mensch den Mars betreten soll.

Für Rudi Eck, der bei der Lesung selbst anwesend war,bedeutete dies ein großer Moment. Durfte er doch den brandenden Applaus, wie im Buch beschrieben, entgegennehmen. "Ich war total überrascht, dass ich in dem Buch eine Rolle spiele", sagte Eck nach der Lesung. Ebenso klasse ist, dass Haßfurt im Buch zur Hauptstadt Frankens werde.

Haßfurt in Gefahr

Abgesehen davon freute sich Eck an diesem Abend noch über etwas anderes: "So schön, wie Helmut Vorndran vorliest, kann man seine Bücher gar nicht lesen. Seine Geschichten sind klasse, seine Wortwahl ist ganz ausgezeichnet und man fühlt sich in seinen Romane mitten im Geschehen. Kennt man doch die Orte und Personen, die er verwendet."

Doch Vorndran wäre nicht der "gewürfelte Franke", wenn die fränkische Marsmission nicht noch einige Verwicklungen haben würde: Weil der Start der Rakete zum Mars ganz Haßfurt auslöschen würde, würde die FASA - die Franconian Aeronautic Space Agency - einen großen Kinderspielplatz in Zeil am Main spendieren.
Mit weiteren Auszügen aus dem Buch, die unter anderem von der tatsächlich existierenden Simultankirche in Untermerzbach handelten - und mehreren Zugaben endete die beeindruckende Lesung. Dass Petra Lettang dem Autor einen "Haßfurter Würfel", vollbepackt mit Konfitüre aus der Kreisstadt, überreichte, freute Vorndran sehr: "Herzlichen Dank. Des is ein Würfel, mit dem ich wenigstens was anfangen kann."