Vor dem Fest: Letztes Stündchen hat geschlagen
Autor: Ralf Kestel
Birkach, Sonntag, 21. Dezember 2014
Burgpreppachs Bürgermeister Hermann Niediek (CSU) ist in diesen Vorweihnachtstagen ein "Hans im Glück". Seine Gänse sind eine gefragte Spezialität für den Festtagstisch. Deswegen hat er Hochsaison, ist aber auch schon ausverkauft.
"So glücklich wie ich, rief er, aus gibt es keinen Menschen unter der Sonne." Mit leichtem Herzen und frei von aller Last ging er nun fort, bis er daheim bei seiner Mutter angekommen war. So haben es die Gebrüder Grimm ihrem Hans im Glück zugeschrieben, der eine Gans gegen einen Schleifstein eintauschte.
Nun ganz so hält es Herrmann Niediek nicht mit der Gans. Der Geflügelzüchter, der in diesem Jahr auch noch zum Bürgermeister von Burgpreppach aufstieg, hat eine ganz besondere Beziehung zu Gänsen - er verdient mit Schnatterviechern den Lebensunterhalt für sich und seine Familie. Und vor Weihnachten herrscht bei ihm Hochkonjunktur.
Vor wenigen Tagen mussten sie vom Freigelände in die Ställe. Glückliche Gänse? Jetzt aber geht es ihnen an den Kragen. Ihre Tage sind gezählt, es schlägt ihre letzte Stunde.
"Denn die meisten wollen ihre Gans nicht einfrieren, sondern frisch."
Also hat er auch am Wochenende fast durchgeschafft und bis Heiligabend noch etliche Vorbestellungen abzuarbeiten. 600 Gänse werden an den Feiertagen als Gaumenschmaus auf Mittagstischen in der Region stehen. "Die gehen meist an privat. Meine Kunden holen sie dann auch selbst ab."
Heuer war die Nachfrage besonders stark. "Seit 14 Tagen bin ich ausverkauft. 50 bis 60 Leuten musste ich absagen." Rund 50 Euro kostet ein Tier mit vier bis 5,5 Kilo."
Gustav bleibt verschont
Lediglich Gustav und seine namenlose Freundin hatten eine Überlebens-Chance. "Die haben ein Bleiberecht und das ewige Leben", scherzt der Geflügelzüchter über ein besonderes Paar, das seinen eigenen See bekommen hat und seit sechs Jahren an der Seite der Familie lebt. "Das sind meine Freunde, zu ihnen habe ich eine besondere Beziehung aufgebaut."
Kein Geschäft zu Martini
Niedieks Hauptgeschäft sind aber nicht die Weihnachtsgänse. "Zu Martini geht beim uns Gegensatz zu Ostwestfalen, wo ich herstamme, gar nichts." Vielmehr widmet sich Niediek der Aufzucht und dem Verkauf von Geflügel, das er einen Tag nach Schlüpfen in Norddeutschland abholt, es ein halbes Jahr lang aufzieht und dann wieder verkauft. Rund 35 000 Tiere sind dies im Verlauf eines Jahres.
Die Gänse, Hühnchen, Puten und Enten bietet er bei seinen Touren übers Land in Hessen, Thüringen, Baden-Württemberg und in den bayerischen Landkreisen Kronach, Lichtenfels, Coburg und den Haßbergen an. Auf den Monatsmärkten in Hammelburg, Weikersheim, Fulda, Schleusingen, Ibind und Hofheim. Seit 1999 ist Niediek, dessen Großeltern und Eltern schon als Geflügelzüchter tätig waren, in Burgpreppach zusammen mit seiner Ehefrau ansässig und hat sich gut eingelebt. Den fränkischen Dialekt indes hat er noch nicht angenommen.