Vor 50 Jahren kamen die ersten Soldaten nach Ebern
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Montag, 12. August 2013
Vor 50 Jahren kamen Soldaten aus Niedersachsen als Vorauskommando nach Ebern. Sie bauten dort die Garnison mit auf. Manche heirateten hier und fanden ein neues Zuhause.
Als sie in ihren feschen Uniformen über den Marktplatz marschierten, flogen ihnen die Herzen vieler junger Ebernerinnen zu. Sie brachten Leben und neue Impulse in die Stadt, die Soldaten. Das war vor 50 Jahren.
Bei einem Veteranentreffen der einstigen 1. Kompanie des Panzergrenadier-Bataillons 101/103 im Landgasthof "Stadl" wurde die Erinnerung wieder wach. Viele Mitglieder des Vorauskommandos sind geblieben. "Alle haben Eberner Frauen geheiratet", erzählt Herbert "Lou" Ludewig. "Sie haben sich gefreut, als ein paar Norddeutsche kamen" - sie sind geblieben und sind Franken geworden, die "Heißsporne aus Clausthal- Zellerfeld", wie sie sich selbst noch nennen.
Dort war das Bataillon zwei Jahre zuvor aufgestellt worden, ehe es nach Ebern verlegt wurde. "Nie in meinem Leben hatte ich zuvor von Ebern gehört", lacht Ludewig, der später die komplette Instandsetzung unter sich hatte.
Im Schlamm gewatet
Peter Lossi, der aus Sehlde stammt, ergänzt: "Da war noch keine Straße geteert. Wir wateten im Schlamm. Und mussten die Spinde in die paar Gebäude reintragen, die schon fertig waren."
Einen Zaun gab es rund um den Frauengrund noch nicht. Ein Vorteil, den Dieter Müller schnell erkannte: "Das war das erste Mal, dass wir nachts raus konnten. Wir haben einfach Bohlen über den Graben gelegt und sind davon gedüst." Dieser Tatendrang ließ nicht nach: "Wir sind im Rahmen der MTW-Ausbildung einfach bis nach Eichelberg gefahren." Wo es nicht nur eine Brotzeit gab. Er fand dort auch seine Ehefrau.
Die Mitglieder des Vorauskommandos erinnern sich noch genau an ihren ersten Tag in Ebern: "Es war der 6. Dezember 1962 unter Hauptmann Roßberg, und der Leutnant hieß Ogilvy."
Karlheinz Stenzel: "Ich lag 1958 im Lazarett in Amberg und in meinem Zimmer war noch einer, der andauernd von Ebern erzählte. Was willst denn mit deinem Ebern?", fragte ihn Stenzel. "Ich hätte doch nie gedacht, dass ich einmal hier lande."
Nie bereut
Diesen Schritt haben die "Männer der ersten Stunde" indes nicht bereut. Dazu gehörten neben Herbert Ludewig noch Dieter Rennebohm, Peter Lossi, Wilfried Eggers, Karlheinz Stenzel, ein Niederbayer, Wolfgang Dietz, Helmut Haagen, Hubert Glowig (aus Neuenmarkt-Wirsberg), der als erster eine Ebernerin geheiratet hat, und Dieter Müller aus Lahm.
Sie erinnern sich auch noch an erste Rekruten, die "hängen geblieben sind": Willi Holdorf und Georg Schlömer. Aus rheinischen Frohnaturen sind Franken geworden, den Dialekt freilich haben die wenigsten angenommen und so sorgen sie bis heute für Stimmenvielfalt in der Stadt.
Und das war auch so bei der Zusammenkunft namens "grünen Schluck" so, die in Anlehnung an eine Veranstaltung der früheren Kommandeure abgehalten wurde, da sich das gesamte Bataillon einmal im Jahr zum gemütlich Umtrunk traf so, wie Rainer Dehler, der Vorsitzende der Traditionsgemeinschaft ehemaliger Panzergrenadiere 101/103, erklärte.
Von rund 250 Mitgliedern waren 100 gekommen, "Es sind ja noch ein paar da", freute sich Sepp Grundler, der in Gereuth eine neue Heimat gefunden hat. Und Rainer Ludwig berichtete stolz, dass er es auf 33 Jahre am Standort gebracht hatte, auch wenn er zuletzt zu den Aufklärern "konvertieren" musste.