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Vom Pfarrhaus zum Gemeindezentrum


Autor: Helmut Will

Untermerzbach, Sonntag, 24. August 2014

Die evangelische Gemeinde in Memmelsdorf zählt auf Zuschüsse, Spenden und Eigenleistungen, um sich ein Gemeidehaus zu bauen.
Der pensionierte Lehrer Peter Ulrich schneidet Steine für die Maurer.  Foto: Helmut Will


Einen eigenen Pfarrer oder eine Pfarrerin gibt es in Memmelsdorf schon lange nicht mehr. Weil es in den 50er- Jahren dort noch einen evangelischen Seelsorger gab, wurde 1959 in der Gemeinde ein Pfarrhaus gebaut. In die Jahre gekommen, wurde es in diesem Jahr abgerissen. An gleicher Stelle entsteht derzeit ein Gemeindehaus. Dieses wird Treffpunkt, ein Ort der Begegnung für die Christen aus Memmelsdorf und Untermerzbach. Fleißige Helferinnen und Helfer packen ehrenamtlich zusammen mir Pfarrerin Sonja von Aschen mit an.
Im alten Haus, welches der "Abrissbirne" des Baggers im Mai diese Jahres zum Opfer fiel, waren im ersten und zweiten Obergeschoss Wohnungen vorhanden, im Erdgeschoss befanden sich ein Büro, das Archiv und ein kleiner Gemeinderaum. "Ab 2005 konnte das Obergeschoss nicht mehr vermietet werden.

Schadstellen, Schimmel und eine unzureichende Heizleistung ließen das nicht mehr zu", sagt die Pfarrerin, die in Untermerzbach im Pfarrhaus residiert und seit 2006 Seelsorgerin der Gemeinde Untermerzbach mit ihren Ortsteilen ist.
Was kann man mit dem Gebäude tun? Diese Frage beschäftigte die Geistliche und den Kirchenvorstand fortan. Hätte man das Haus renoviert und weiter vermietet, hätte der Mieter sich stets die Proben des Posaunenchors im Erdgeschoss anhören müssen und ein Garten fehlte auch. "Zuschuss hätte es für die Renovierung von der evangelischen Landeskirche auch nicht gegeben, wenn das Objekt vermietet worden wäre", sagt Sonja von Aschen. Aber ohne einen Zuschuss war das Projekt von vorneherein gestorben. Viele Überlegungen wurden angestellt. Braucht man überhaupt ein Gemeindehaus für etwa 1000 Gemeindeglieder, würde nicht das kleine "Sälchen" im Untermerzbacher Pfarrhaus reichen, wo 18 Leute Platz finden oder sollte man sich woanders einmieten?
"Nach Prüfung der Möglichkeiten reifte der Entschluss das ,alte Pfarrhaus‘ in Memmelsdorf in ein Gemeindehaus umzuwandeln. Günstig ist auch der Standort, direkt gegenüber unserer Kirche", so die Geistliche.
Jetzt galt es zu überlegen, wie man das neue Gebäude konzipiert. Die Pfarrerin: "Für die Gemeindearbeit brauchen wir große Räume, so beim Osterfrühstück, der "Betthupferlwoche", für Mitarbeiterdank-Abende, für Vorbereitungstreffen für Jugendfahrten oder den Kinderbibeltag um einige zu nennen." Mit Renate Schubart-Eisenhardt hat man eine Architektin, die aktiv in der Gemeindearbeit eingebunden ist. Aus ihrer Feder entstanden im Jahr 2008 erste konkrete Pläne für eine Sanierung, einen Umbau. Eingebunden waren Architekten der Landeskirche, ein Prozess über mehrere Jahre, da die Pläne immer wieder den Ansprüchen verschiedener Seiten angepasst wurden. "Die Bezuschussungsrichtlinien machten unsere Planung nicht leichter", sagt Sonja von Aschen, aber ohne einen Zuschuss wäre das Projekt nicht zu verwirklichen.
Schließlich ergab die Kalkulation, dass der Abriss bis zur Kellerdecke und ein darauf zu errichtender Neubau billiger kämen. "Es entstand der Wunsch etwas Neues zu bauen, es soll schöner werden, ein Hingucker werden", sagt die Pfarrerin. Die Kunstabteilung der Landeskirche wurde gefragt und der Künstler Gerhard Mayer aus Nürnberg wird einige Bilder der Emporen der Memmelsdorfer Kirche als Vorlage nehmen und sie auf innovative Art neu gestalten. "Die 31 Bilder werden als Bilderzyklus die Außenwand schmücken, dafür sind beim Neubau Nischen vorgesehen, die fast ganz um das Gebäude herumlaufen", erklärt Sonja von Aschen. In die Überlegungen wurden im April alle interessierten Gemeindeglieder eingeladen, die sich mit einbringen und mit diskutieren konnten.
Von 400 000 Euro Gesamtkosten wird ausgegangen, wozu ein Zuschuss von der Landeskirche in Höhe von 150 000 Euro zu erwarten ist. "Wir haben Eigenleistungen von ungefähr 80 000 Euro eingeplant, der Rest muss nach und nach aus schon zugesagten Zuschüssen, Spenden und Rücklagen der Kirchengemeinde finanziert werden", so die Geistliche.
Stichwort Eigenleistung. "Bisher haben immer Gemeindemitglieder aus der Kirchengemeinde tatkräftig mit angepackt, sei es als qualifizierte fachspezifische Helfer oder als Handlanger", freut sich die Pfarrerin. Frauen des Kirchenvorstandes koordinieren den Einsatz der Ehrenamtlichen, sorgen für Verpflegung und es geht oft lustig auf der Baustelle zu. Geplant ist, das Haus bis zum Einbruch des Winters "dicht" zu haben. Im Frühjahr 2015 soll der Künstler beginnen können, die Bilder außen anzubringen und der Innenausbau soll Stück für Stück erfolgen. "Wie lange alles noch dauern wird, hängt unter anderem auch von den ehrenamtlichen Helfern ab. Da bin ich recht zuversichtlich, dass die weiter mit anpacken."
Das Gemeindehaus wird auch auf Mietbasis für private Feiern zur Verfügung stehen. Wenn alles geschafft ist, werde das Gemeindehaus ein ansprechender Treffpunkt für die Gemeindeglieder sein. Sicher wird die Geistliche dort dann auch ab und zu zur Gitarre greifen und in ihrer natürlichen, erheiternden und ansprechenden Art mit den Gemeindegliedern, Präparanden und Konfirmanden das eine oder andere Lied singen. Auf eine gute Zeit im neuen Gemeindehaus mit ihren "Schäfchen" freut sich Sonja von Aschen schon jetzt.