Vom "Herd" zu Pink Floyd
Autor: Ralf Kestel
Haßfurt, Donnerstag, 08. August 2019
Er gehört nicht zu den großen Namen des Rock, aber der 74-jährige Andy Bown aus London hat sie alle getroffen - und besingt sie auf seiner aktuellen Platte.
Entspannt sitzt er auf der Terrasse von Schloss Eyrichshof. Oft schaut er in die Augen seines Gegenübers, als wollte er forschen, ob der seinen Erzählungen auch Glauben schenkt. In zwei Stunden wird Andy Bown beim rösler open air mit "Status Quo" auf der Bühne stehen. Doch zuvor nimmt sich der 74-Jährige Zeit für einen Parforceritt durch mehr als 50 Jahre Rockmusik.
Bown gründete die Gruppe "The Herd" anno 1965. Mit "From the underworld" und "Paradise lost" landete er achtbare Chart-Hits. Jetzt hat Bown mit "Unfinished business" nach 30-jähriger Pause wieder ein Solo-Album vorgelegt. Darauf sind mittlerweile verstorbene Musiker (wie Trevor Bolder, Ex-Uriah Heep, David Bowie) ebenso zu hören wie der Herd-Freund Henri Spinetti (Eric Clapton, George Harrison, Katie Melua) oder Mick Rogers (Manfred Mann's Earth Band). Ein Abschlusswerk, das ein Musikerleben krönt, Zufriedenheit ausstrahlt, sich aber auch mit dem Abschiednehmen beschäftigt. Ein Vermächtnis.
Nein, zu den großen Namen im Rockbiz hat der Londoner, der dort noch immer zufrieden mit sich selbst, der Familie und seinen Hunden lebt, nie gezählt. Aber er hat mit den ganz Großen musiziert, weswegen sein Name unter anderem auf Scheiben von Pink Floyd und Roger Waters auftaucht. Und seit 1976 auch bei Status Quo. Die Band verdankt ihm die Top-10-Hits Whatever You Want und Burning Bridges und das markante Intro zu Rockin all over the world.
Im aktuellen Solo-Song (I was there) When the lights went on verarbeitet Bown seine eigene Musik-Biografie und zählt sie alle auf, mit denen er auf der Bühne gestanden oder in den Pubs gejammt hat, etwa: Michael Jackson, Jerry Lee Lewis, Johnny Hallyday, Dusty Springfield, Eric Clapton, Pink Floyd, Roger Waters, Lesley Duncan, Paul McCartney, Carly Simon, Jimi Hendrix, Peter Frampton, Keith Richards, Ringo Starr, Mick Jagger, Chuck Berry, B.B. King, Carlos Santana, Dusty Springfield, Petula Clark, Rod Stewart, Lemmy Kilmister, Meat Loaf, Steve Winwood oder Tom Jones.
Fragt man Andy Bown nach den Akkorden seines ersten Hits "From the underworld" tastet er kurz auf einem fiktiven Keyboard auf dem Tisch herum und sagt: "Ja, das waren diese drei Akkorde" und summt dazu die Melodie. "Die Melodie macht diesen Song aus. Millionen Lieder, die geschrieben wurden, basieren auf lediglich drei Akkorden. Ken Howard, der den Hit geschrieben hatte, konnte keine Gitarre, aber er hatte gute Melodien im Kopf."
Dein Album "Unfinished Business" kommt jetzt heraus. Ich hoffe, Du hast nichts gegen Vergleiche, aber als ich zum ersten Mal reinhörte, hat es mich an die frühen "Dire Straits" erinnert.