Volle Terminlisten, strenge Vorgaben: Friseure öffnen Salons im Landkreis Haßberge
Autor: Christian Licha
LKR Haßberge, Montag, 04. Mai 2020
Nach der Corona-Zwangspause dürfen seit Montagdie Friseure ihre Läden wieder öffnen - allerdings nur unter der Einhaltung der Hygienemaßnahmen. Weil die Terminlisten voll sind, ist Geduld gefragt. Zu Besuch bei drei Betrieben im Landkreis.
"Bis Ende Mai bin ich schon komplett ausgebucht", sagt Oliver Merkl, der Innungsobermeister der Friseure im Landkreis Haßberge, nach der wochenlangen Zwangspause. Nachdem am Montag die Friseurgeschäfte wieder öffnen durften, wird auch bei seinen Kollegen bestimmt der große Ansturm eine Weile anhalten, ist sich Merkl sicher: "Ohne eine vorherige Terminvereinbarung werden wahrscheinlich die Kunden keine Chance haben."
Bereits seit der vergangenen Woche klingelt ständig das Telefon beim "Team Art of Hair" in der Haßfurter Bahnhofstraße. Oliver Merkl vergibt einen Termin nach dem anderen und freut sich mit seinen Stammkunden und Mitarbeitern, dass es nun endlich wieder aufwärts geht. "Ich glaube aber nicht, dass wir die Umsatzeinbußen der vergangenen Wochen wieder aufholen können", dämpft der seit 1994 selbständige Friseurmeister zu hohe Erwartungen. Auflagen würden nämlich neben Zeit auch einiges an Geld kosten. So gibt es ab sofort Einmal-Umhänge und selbstverständlich ist auch das Tragen von Gesichtsmasken sowohl für die Kunden als auch für seine acht Mitarbeiter Pflicht. Egal ob Frau, Mann oder Kind, das Haarewaschen im Salon vor dem Frisieren ist vorgeschrieben. Andere Dienstleistungen, wie zum Beispiel das Bart schneiden und das Rasieren, sind gänzlich untersagt.
Die Stühle und Werkzeuge werden regelmäßig desinfiziert und auch die Bedienplätze müssen so reduziert werden, dass der Mindestabstand eingehalten werden kann. Im Fall von Merkl bedeutet das, dass von vorher zehn jetzt nur noch sechs Plätze zur Verfügung stehen. "Mit mehr Aufwand werden wir wohl weniger Umsatz machen, so dass meine Kollegen und ich wahrscheinlich die Preise moderat anpassen müssen", erklärt der Obermeister, der seit acht Jahren dieses Ehrenamt inne hat.
Reger Austausch
Im Landkreis gibt es rund 70 Friseure, von denen ein gutes Drittel Mitglied in der Innung ist. "Wir sind ständig in Kontakt miteinander", sagt Merkl, der auch Nichtmitgliedern schon wertvolle Tipps in der Schließungszeit geben konnte und auch einige neue Beitrittsgesuche bekommen hat.
Hilfe bekommen
Ähnlich ist die Situation bei Anne Schneider. Die 37-Jährige betreibt gleich drei Geschäfte unter dem Namen "Varbenblind" in Ebern, Gleusdorf und Hofheim. Auch sie ist froh, endlich wieder ihre Mitarbeiterinnen beschäftigen zu können. Neben zwei Auszubildenden sind immerhin 15 Friseurinnen auf der Lohnliste.
Die vorübergehende Nichtbeschäftigung wurde durch Überstundenabbau und dem Aufbrauchen von Resturlaub überbrückt. Teilweise musste auch Kurzarbeit gemacht werden. "Die staatliche Soforthilfe habe ich beantragt und auch relativ schnell ausgezahlt bekommen", erzählt Schneider, die froh über diese Art der Unterstützung ist. In ihrem Eberner Geschäft werden bis auf Weiteres mindestens drei Plätze dem Mindestabstand zum Opfer fallen, genauso wie in den anderen beiden Betrieben. Deshalb hat Scheider zusammen mit ihren Mitarbeiterinnen entschieden, zukünftig die Öffnungszeiten auf den Zeitraum von 8 bis 20 Uhr auszuweiten.
Platz ist Trumpf
Etwas leichter angehen kann es Heinz Göhr aus Ebelsbach. Der 57-Jährige ist seit 35 Jahren selbständig, das Friseurhandwerk liegt in seiner Familie im Blut. Schon Mutter Renate Wolf betrieb einen Salon. Göhr hat keine Angestellten und arbeitet nur mit Terminvereinbarung. Bisher waren maximal zwei Kunden gleichzeitig anwesend, was sich auch nicht ändern wird. In seinen großzügigen Räumlichkeiten gibt es genug Platz, um immer Abstand halten zu können. Dass so schnell wieder Normalität einkehren wird, denkt Göhr nicht: "Die Auflagen und Einschränkungen bei uns Friseuren werden uns wahrscheinlich noch lange Zeit begleiten."