Volle Pulle Süffisanz und Kritik
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Freitag, 16. Januar 2015
Philipp Weber stillte den Durst des Haßfurter Publikums nach spaßiger Unterhaltung. Doch er goss auch zahlreiche Wermutstropfen in seinen brillanten Vortrag.
"Atmen, Trinken, Essen, Sex - ohne all dies kann man nicht leben", sagt Philipp Weber. Nach seinem überwältigenden Auftritt beim Kulturamt Haßfurt in der Stadthalle der Kreisstadt bleibt nur hinzuzufügen: ohne Lachen ist das Leben nicht lebenswert, und was der Odenwälder Kabarettist von sich gibt, ist zum Gesund-Lachen!
Das große Thema, dem sich der sympathische und scharfsinnige Schnellredner Philipp Weber in seinem neuesten Programm "Durst - Warten auf Merlot" widmet, ist der Durst. So lief den Zuschauern das Wasser im Munde zusammen, als er über Bier, Wein, Sekt, Tee, Kaffee und Wasser philosophierte.
Die besten Tropfen
Gleichzeitig wurde den Zuhörern angesichts des atemberaubenden Tempos, mit dem sich Philipp Weber durch den Abend redete, der Mund trocken.
Sie erhielten auch wertvolle Einblicke in die Machenschaften der Getränke-, Medikamenten- und Zuckerindustrie. Denn niemand kann Witz und Satire, Humor und Kritik so eloquent miteinander verbinden und sein Publikum so herzlich zum Lachen bringen wie der studierte Biologe und Chemiker Philipp Weber.
"Am achten Tage erschuf Gott das Bier und danach hörte man nichts mehr von ihm", sagte er, um sich gleich darauf reichlich deftig über den Geschmack von Bieren der Großkonzerne zu äußern. Sein Fazit: "Dann doch lieber global denken und lokal trinken!"
Doch auch so mancher Kaffee hat es in beziehungsweise um sich: denn diverse Alukapseln seien die größte Umweltverschmutzung. "In Deutschland entstehen durch Nespresso jährlich 6000 Tonnen Aluabfall, von denen nur 25 Prozent recycelt werden, obwohl man zur Kaffeezubereitung gar kein Alu benötigt", öffnete der Verbraucherschützer seinen Gästen die Augen und erläuterte zugleich, welche Unmengen an Wasser sowohl für die Herstellung als auch für das Recyceln von Alu benötigt werden.
"Die Welt hat Durst und das kann verheerende Folgen haben, weil Kaffee zwar nach Erdöl das meist gekaufte Wirtschaftsprodukt ist, aber kaum ein Kaffeebauer fair bezahlt wird", echauffierte er sich. Während er eine wunderbare und zugleich abgründige Pointe nach der anderen in bester Mundart abfeuerte, wies er zugleich auf die Ausbeutung der Erde hin und prangerte den Alkoholkonsum an.
"Durst an Seele"
"Nennen Sie mir einen Feiertag, der nicht im Besäufnis endet?", fragte er. "Immerhin werden in der Adventszeit in Deutschland 50 Millionen Liter Glühwein getrunken und der Nürnberger Christkindlesmarkt ist zu einer Art Adventsballermann verkommen."
Der meiste Alkohol werde nach der Arbeit getrunken, um wieder runterzukommen. Damit sei er das Schmiermittel der Hochleistungsgesellschaft. Dabei leide der Mensch den "größten Durst an Seele".
"Was aber löscht den Durst von Seele?", so Philipp Weber am Ende seines überwältigenden Auftritts: "Die Liebe!" Weil das Publikum, das an diesem Abend viel zu lachen hatte, so viel Applaus spendete, gab er noch eine Zugabe aus seinem Buch "Essen kann jeder".