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Vogelschar bleibt im Verborgenen


Autor: Johanna Eckert

Ebern, Dienstag, 13. Januar 2015

Die Zählung rund um Ebern im Rahmen der "Stunde der Wintervögel" war nur wenig ergiebig.
Horst Schneider aus Rentweinsdorf hatte am Wochenende einen freien Blick gen Kirche, denn rund um seine Meisenknödel herschte gähnende Leere. Die Wintervögel blieben bei dem stürmischen Wetter im Gebüsch versteckt.  Foto: Horst Schneider


Bereits zum zehnten Mal hatte der Landesbund für Vogelschutz (LBV) zur deutschlandweiten "Stunde der Wintervögel" aufgerufen. Dabei waren am Wochenende nicht nur Naturschützer gefragt, die Vöglein zu zählen, die sich in diesen Tagen an Futterplätzen, im Garten oder auf dem Balkon tummelten. Zwar meldete der LBV, dass "bereits der Zwischenstand die Ergebnisse der Vorjahre" übertraf, doch rund um Ebern war von Amsel, Drossel, Fink und Star kaum etwas zu sehen.

"Das ist das Wetter", bestätigte Edgar Maier, einst langjähriger Vorsitzender der Kreisgruppe Haßberge des LBV und jetziger Kassier. Der starke Wind in den letzten Tagen habe dazu geführt, dass sich die Vögel lieber im Gebüsch verdrückten, als Vogelhäuschen und andere Plätze aufzusuchen. Fliegen in diesen Orkanböen hätte den Wintervögeln viel zu viel Kraft gekostet.

"Die Energie sparen sich die Vögel", sagte Maier.

"Es hat nichts gebracht"

Genauso wie der Vogelschützer selbst. Denn am Wochenende hat er keine Strichliste geführt, welches bunte und kleine Federvieh bei ihm vorbeigeschaut hat. Es war fast keiner da. Wenn es im Mai um die Gartenvögel geht, dann ist Edgar Maier wieder dabei und zählt.

Auch für Horst Schneider in Rentweinsdorf gab es in den vergangenen Tagen nichts zu sehen, nichts zu hören und somit auch nichts zu zählen. "Ich habe es probiert, aber es hat nichts gebracht", teilte er dem Fränkischen Tag mit. Auch das verhältnismäßig milde Klima ist daran wohl nicht ganz unschuldig. Der Selbstversuch am Sonntagnachmittag brachte die nüchterne Erkenntnis: Kein einziger Vogel hat innerhalb von 60 Minuten das Vogelhäuschen, verziert mit Meisenknödel und Apfelputzen, aufgesucht.

Mit der Aktion "Stunde der Wintervögel" will der Vogelschutzverbund wissen, wie es den Vögeln geht, die in der Region überwintern. Dabei geht es nicht nur um die Vogelarten im Detail. Welche Fütterung für Wintervögel die beste sei und ob der Klimawandel einen spürbaren Einfluss habe sind Fragen, denen die Naturfreunde mit dieser Studie nachgehen wollen.

Den Zeitraum der Vogelzählung konnten die Beobachter während der dreitägigen Aktion selbst wählen. "Die meisten Vögel kommen so ab 15 Uhr", meinte Vogelfreund Schneider aus Rentweinsdorf. Damit auch die Ungeübten wussten, wer da - nicht nur während der Zählstunde - im Garten herumhüpft, gab der LBV Steckbriefe der 24 häufigsten Wintervögel den Beobachtern an die Hand. Die Zählungen konnten per Internet oder Postkarte an den Verband übermittelt werden.

Der Star 2015 ist der Star

Noch sind die Zählungen bayern- und deutschlandweit nicht komplett ausgewertet. Doch eines wusste der LBV schon wenige Stunden nach Ende der Aktion: "Bayerns Naturfreunde und Vögel haben dem Sturm getrotzt. So zeichnet sich derzeit eine hohe Gesamtbeteiligung ab."

Und wer macht dabei das Rennen unter dem singenden Federvieh? "Feldsperling, Kohlmeise und Haussperling liegen nahezu gleich auf. Doch der Star 2015 ist der Star." Noch nie wurden in der zehnjährigen Geschichte der Mitmachaktion so viele überwinternde Stare in Bayern gemeldet, wie in diesem Jahr. Der Haussperling oder die Amsel hingegen machen den Vogelschützern Sorgen: "Deren Bestand in Bayern geht seit Jahren zurück", so die Beobachter. Um zu derartigen Ergebnissen zu kommen, ist eine hohe Beteiligung von Mensch und Vogel an den Aktionstagen notwendig. Vom 8. bis 10. Mai wird die "Stunde der Gartenvögel" in Deutschland stattfinden.