Virus treibt digitale Schule in Ebern voran
Autor: Eckehard Kiesewetter
Ebern, Donnerstag, 19. März 2020
Die Schulen sind wegen der gesundheitlichen Gefährdung bis nach den Osterferien geschlossen, doch das Lernen geht weiter. Die Mittelschule in Ebern ist ein Vorreiter für digitalen Unterricht, aber auch die anderen Schulen ziehen mit.
Das Lernen hört nie auf. Eine Weisheit, die Pädagogen ihren Schützlingen gebetsmühlenhaft einimpfen. Er gilt fort, auch oder erst recht in Zeiten wie diesen. Denn selbst wenn der sogenannte Präsenzbetrieb an den Schulen ruht, läuft der Unterricht weiter, und dies erstaunlich gut, wie eine kleine Umfrage an Schulen im Landkreis zeigt.
Dabei geht es nicht nur darum, den Kontakt zwischen Schülern und Lehrern aufrechtzuerhalten und Wissensvermittlung und Arbeitsaufträge über innovative Wege zu gewährleisten. Auf digitalem Weg soll dem Schüler-Alltag auch in Zeiten von Corona und drastischen Einschränkungen des öffentlichen Lebens Struktur gegeben werden. Erst recht, wenn es demnächst auch noch zur Ausgangssperre kommen sollte. "Junge Leute brauchen Struktur", sagt Philipp Arnold, der als Leiter der Mittelschule in Ebern zurzeit so richtig in seinem Element ist.
Seine Schule ist seit drei Jahren Teilnehmer des Projekts Digitale Schule 2020, ist Referenzschule für Medienbildung und "lernreich-2.0 Schule".
Die Mittelschule hat bestimmte Präsenzzeiten für Schüler und Lehrer eingeführt. Schüler und Lehrer konferieren per Video-Chats im Google-Classroom. Es gibt Zeitfenster, in denen per pdf-Datei oder Link übermittelte Arbeitsblätter bearbeitet sein sollen, und Regelungen für Kontrolle und Feedback. Die jeweiligen Klassenleiter stimmen sich mit den Fachlehrern ab, damit die Ansprüche an die Schüler nicht überfrachtet werden.
Küche und Kunst im Foto
Da geht es nicht nur um simple Rechenaufgaben oder Aufsätze, sondern um durchaus kreative Ideen: Im Fach Kunsterziehung ist in einer Klasse gerade Kandinsky großes Thema. Die Schüler haben die Aufgabe erhalten, ein Bild im Stil des russischen Künstlers zu malen und eine Fotografie davon zu senden. Im Fach Soziales wird ein Kochrezept geschickt und die Kinder sollen ein Bild ihres fertigen Gerichts als Arbeitsnachweis posten. Selbst im Fach Sport ist kein Stillstand angesagt. Dort nutzt die Schule beispielsweise ein Angebot des Basketball-Bundesligisten Alba Berlin, der per Youtube Filme für Sportübungen in verschiedensten Altersklassen verbreitet.
Was heute fantastisch in die Landschaft passt, habe bereits unter seinem Vorgänger Manfred Jung begonnen, berichtete der Rektor aus Jesserndorf. Im Jahr 2007 war der Etat im Schulverband verdoppelt worden, um die damalige Hauptschule für das digitale Zeitalter zu rüsten. "Wir haben einen Schulverband, wie man ihn sich nur wünschen kann", sagt der Schulleiter. Aufgeschlossene Geldgeber sind die Mitgliedsgemeinden Ebern, Untermerzbach, Rentweinsdorf, Königsberg und Burgpreppach. Inzwischen ist die Schule vorbildlich ausgerüstet mit Dashboards und Computerarbeitsplätzen; die Lehrer haben langjährige Interneterfahrung.
"Die digitalen Werkzeuge können in vielen Unterrichtssituationen einen Mehrwert in den Bereichen Individualisierung, Kommunikation, Informationsweitergabe und vor allem Kreativität bieten", heißt es auf der Schulhomepage.