Vielseitig mit sieben Saiten
Autor: Ulrike Langer
Haßfurt, Montag, 16. November 2015
Helmut Nieberle bot im Gewölbekeller der Haßfurter Stadthalle mit seinem Trio ein eindrucksvolles Konzert auf hohem Niveau und demonstrierte fingerfertig alle Spielarten des Jazz.
Der Beifall wollte nicht enden: nicht nach dem beeindruckenden Konzert, nicht nach der ersten und nicht nach der zweiten Zugabe. Erst nach der dritten Zugabe verabschiedete das Publikum hochzufrieden den einzigartigen Gitarristen Helmut Nieberle und das Trio Bernhard Pichl (Klavier), Rudi Engel (Bass) und Florian Kettler (Schlagzeug). Die Musiker hatten in der Reihe "Jazz mal anders" des Kulturamts Haßfurt ein glanzvolles Konzert zu Ehren des legendären Gitarristen Django Reinhardt gegeben.
Wie groß das Interesse an dem Auftritt war, zeigte sich daran, dass der Gewölbekeller der Stadthalle vollbesetzt war. Natürlich wollten alle Zuhörer Helmut Nieberle erleben, der auf einer siebensaitigen anstelle der üblichen sechssaitigen Gitarre spielt.
Einzigartige Präzision
Im Mittelpunkt standen zum einen Kompositionen des legendären Begründers des Gypsy-Swing, Django Reinhardt, die Helmut Nieberle arrangiert hatte und mit einzigartiger Präzision und großartigem Einfühlungsvermögen interpretierte. Nieberle hatte einmal in einem Interview gesagt: "Der rote Faden in meinem musikalischen Leben ist die Jazzgitarre, wobei ich auf Form und Freiräume stehe." Was bedeutet, dass die Improvisation einen wichtigen Stellenwert einnimmt, sich aber nicht unendlich ausdehnt.Daneben kam das Publikum unter anderem in den Genuss von "La Vie En Rose" von Edith Piaf, "September Song" von Kurt Weill oder "Rififi", dem unvergessenen Thema aus dem Kriminalfilm von 1955 sowie Kompositionen von Helmut Nieberle wie die Musette-Walzer "Malwalsia" und "Le petit moustique" oder die Stücke "Swing 2010" und "The Jazzguitarplayer".
Nieberles Kompositionskunst sowie seine unglaubliche Fingerfertigkeit und Ausdrucksfähigkeit beeindruckten die Zuhörer zutiefst. Doch auch die Interaktion mit dem Trio, die wie selbstverständlich wirkte, trug zum Erfolg dieses Konzerts bei. Bernhard Pichl hatte sichtlich Freude daran, nicht nur dem Gitarristen zu lauschen, sondern auch seinen eigenen musikalischen Ideen freien Lauf zu lassen. Offenbar inspirierte ihn der Swing ganz besonders zu melodiösen und rhythmisch einfallsreichen Soli. Auch Rudi Engel "tanzte" mit seinen Fingern leidenschaftlich über die Saiten seines Kontrabasses und Florian Kettler "fegte" mit seinen Besen über die Trommeln und Becken, dass es eine Pracht war, und untermalte die schwungvolle Musik dezent, aber bestimmend.
Wieder einmal bewies sich, dass das Trio in allen Spielarten des Jazz zuhause ist; schließlich hat es schon unzählige bekannte und berühmte Solisten eindrucksvoll begleitet, ohne die eigene Ausdrucksfähigkeit zu vernachlässigen.