Druckartikel: Viele Probleme mit Brücken im Stadtgebiet

Viele Probleme mit Brücken im Stadtgebiet


Autor: Ralf Kestel

Ebern, Montag, 04. Dezember 2017

Die Stadtverwaltung beginnt mit der Erstellung von Brückenbüchern. Dabei ist noch unklar, wie viele überhaupt benötigt werden.
Sieht eigentlich ganz passable aus: Brücke im Eberner Mühlenviertel, die Probleme bereitet, weswegen schon eine Tonnage-Beschränkung erlassen wurde.   Ralf Kestel


Brückenbauer haben im Eberner Stadtrat Hochkonjunktur: Nicht wegen irgendwelcher Zwistigkeiten unter den Fraktionen, die Brücken über Flüsse, Bäche und Gräben im Stadtgebiet sind marode.Diese Erkenntnis ergab eine erste Nachschau durch einen Sachverständigen des Ingenieurbüros SRP mit Firmensitzen in Zeil, Kronach, Buttenheim und Nürnberg. Der Mann hat Arbeit auf Jahre, die immense Summen verschlingen werden, wie sich schon beim ersten Sachstandsbericht abzeichnete.

Brückenbau-Ingenieur Christian Neubauer ist ein Mann mit Humor. Dass in Ebern bislang keine Brückenbücher existierten, was eine DIN eigentlich seit mindestens 1999 vorschreibt, nahm er gelassen. "Der Verwaltung kann man keinen Vorwurf machen. Früher wurden Brücken eben einfach gebaut und dann genutzt."

Bis sie einkrachen? Nein. Zumindest Bauamtsleiter Martin Lang wollte es so weit nicht kommen lassen, zumal er der erste wäre, der zur Verantwortung gezogen würde, wie Brückenbau-Ingenieur Neubauer dem Stadtrat darlegte, wobei auch Bürgermeister und Ratsmitglieder zur Rechenschaft gezogen werden könnten.

Deswegen nun also der Anlauf zu regelmäßigen Prüfungen, die alle drei Jahren erfolgen müssen bei Ingenieurs-Bauwerken, deren lichte Weite zwei Meter und deren Höhe 1,50 Meter überschreiten.

Dabei ist noch nicht einmal klar, wie viele Brücken es im Stadtgebiet gibt. Laut ersten Erhebungen über die Stadtverwaltung gibt 37 + X Brücken sowie 23 plus X Wasserdurchlässe berichtete Neubauer, der dabei auch festgestellt hat, dass das große Stadtgebiet von vielen Gewässern durchzogen ist. "Ich rechne damit, dass sich der Zahl der Brücken und Durchlässe bei unseren Erhebungen noch verdoppelt." Die wird er in den nächsten Jahren einer "handnaher Sichtprüfung" unterziehen, einen Bericht erstellen und Maßnahmen empfehlen. Zum Vergleich: Venedig hat 435 Brücken.

Bei 14 Brücken ist diese Kontrolle schon erfolgt und bei Dreien hat die Eingabe seiner Erkenntnisse in ein spezielles Bewertungs-Computerprogramm zwar keine bedenklichen Zustände
erbracht, aber deutlichen Handlungsbedarf aufgezeigt.

So bei einem Wirtschaftsweg über die Preppach in Ruppach, deren Erneuerung langfristig angeraten sei. Kosten für den Neubau: 100 000 Euro. Diese Summe hat er auch für die Brücke über den Mühlgraben in der Untergasse angesetzt, wo schon eine 3-Tonnen-Beschränkung gilt. Auf 75 000 Euro schätzt er den Ersatz für den Fußweg-Übergang am Angerbach in Richtung Rückertanlage (Baumann-Villa).

Vergleichsweise günstiger, aber dringlicher erscheint dem Fachmann die Verrohrung des Angerbachs an der Realschule. "Da ist schon a bissla a Problem, das ich ihnen ans Herz leben möchte."
Neubauer gestand ein, dass "wir schon noch ein wenig recherchieren müssen", um etwaige Mängel an allen untersuchten Bauwerken vorzulegen. Auch sei unklar, wer an welcher Brücken an den Kosten beteiligt wird, wenn er einen Nutzen daraus zieht. "Das wird noch einige Gremien nach Ihnen beschäftigen."

Jetzt gehe es darum, eine Priorisierung aufzustellen und entsprechende Summen im Haushalt einzustellen. "Ich weiß, dass das beim Unterhalt von Bauwerken nicht so leicht fällt, weil man beim Abschluss kein Band für ein Zeitungsfoto durchschneiden kann."

Martin Lang sprach dabei als aktuelles Beispiel die Probleme an einer Baunachbrücke bei Frickendorf an, bei der man in Abstimmung mit der Wegebaugenossenschaft auch eine schnelle Lösung gefunden habe, nachdem "zunächst niemand mehr drüber fahren durfte".

Manfred Fausten (CSU) sprach sich dafür aus, erst alle Bauwerke zusammen zu stellen, um dann zu überprüfen, welche Brücken überhaupt noch benötigt und benutzt werden. "Teure Reparaturen haben sich in vielen Fällen dann bestimmt schon erledigt."

Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) meinte, dass "wir die Problematik nicht ignorieren können und bestimmte Summen in künftige Haushalte einstellen müssen". Eine Summe schob Werner Freibott (SPD) gleich nach: 100 000 Euro im Jahr.

Bei den Kostenschätzungen für Sanierung oder Neubauten mahnte Bauamtsleiter Martin Lang zur Vorsicht. "Das sind nur Schätzungen und eine Hilfe, um Größenordnungen abzuschätzen." So zielte eine Frage darauf ab, ob es denn überall Betonbrücken sein müssten? Holzkonstruktionen hält Christian Neubauer zwar für umsetzbar, aber "nur wenn ein Dach drüber ist".

Der Feuerwehrmann sprach aus Fabian Weber (CSU), als er fragte, ob die Brücke in der Untergasse im Rettungsfall mit großen Löschfahrzeugen überhaupt noch genutzt werden könne? Dazu Neubauer: "Ich würd' drüber fahren."