Viele "Körbla" im Sander Jubeljahr
Autor: Alfons Beuerlein
Sand am Main, Mittwoch, 17. Dezember 2014
Das 875. Jahr hielt die Verantwortlichen in der Gemeine Sand in Atem. Jetzt gab es einen Schlusspunkt mit Bilanz und Ehrungen in der letzten Gemeinderatssitzung 2014. "Raaser"-Denkmal und Kunstrasenplatz wirken nach außen.
"Wir können mit dem Erreichten zufrieden sein", bilanzierte Bürgermeister Bernhard Ruß (SPD) in der Jahresschlusssitzung des Sander Gemeinderats. Die Winzer- und frühere Korbmachergemeinde Sand sei heute eine moderne Wohngemeinde mit intakter Infrastruktur. Dass Sand attraktiv ist, beweise die gleichbleibend hohe Einwohnerzahl trotz der demographischen Prognosen.
Ruß bilanzierte zum 875. Jubiläumsjahr, dass es richtig gewesen sei, bewusst auf große Feierlichkeiten verzichtet zu haben. Hingegen war das Gemeindejubiläum im Sinne des Leitgedankens "Von Sandern für Sander" immer wieder mit kleinen Veranstaltungen im Blickpunkt. Ruß kam auf etliche Aushängeschilder zu sprechen wie die Auftaktveranstaltung zu Neujahr mit Festgottesdienst und Bürgerempfang auf dem Kirchplatz, den Jubiläumsabend in der Sport- und Kulturhalle und zuletzt den Besuch durch Bischof Friedhelm Hofmann.
Ein gutes Image
"Auch die Einweihung des "Raaser"-Denkmals gehört dazu", erklärte Ruß: "Auch das hat überörtlich zu einem guten Image unserer Gemeinde beigetragen."
Das "Einheimischen-Modell" sieht der Bürgermeister als richtige Entscheidung an. "Wir wollen kein Wachstum um jeden Preis, sondern eine kontinuierliche Entwicklung."
Stets über 3000 Einwohner
Die gibt es, denn 1996 überschritt Sand die Grenze von 3000 Einwohnern, und bis heute hat man 3105 Einwohner. Bei einem Schuldenstand von gut 1,5 Millionen Euro kommt man da auf eine Pro-Kopf-Verschuldung von 499 Euro - deutlich unter dem Landesdurchschnitt.
Der Bürgermeister erklärte, wie die Kommunalwahl im Sander Gemeinderat einen Generationenwechsel mit sich brachte. Sechs Gemeinderäte, darunter Hugo Ackermann (nach 42-jähriger "rekordverdächtiger" Gemeinderatstätigkeit), wurden durch sechs "neue" ersetzt. "Mit jetzt vier Frauen in unserem Ratskollegium sind wir auch bei der Frauenquote gut aufgestellt", sagte Ruß.
Sporteinrichtungen tragen zur Attraktivität der Gemeinde Sand bei
Die Arbeitsschwerpunkte des Gemeinderates lagen auf Planung und Bau des Kunstrasenplatzes. Dafür kassiert Sand Fördermittel aus dem "Leader"-Programm, und obwohl vorher heiß debattiert worden sei, werde der Platz inzwischen öffentlich als recht gut bewertet, so Ruß. Überhaupt sei das gesamte Umfeld des Sander Sportzentrums mit Sportheim, Vierbahnen-Kegelanlage, Sport- und Kulturhalle und Tennisplätzen auf dem neuesten Stand und trage wesentlich mit zur Attraktivität der Wohngemeinde Sand bei.
Zufrieden ist Ruß auch mit der Beteiligung der Gemeinde Sand am Bürgerwindpark Sailershäuser Wald und dem Breitbandkabel-Ausbau: Die Telekom habe schriftlich mitgeteilt, die Breitbanderschließung mit eigenen Mitteln bis 2016 vorzunehmen. In diesem Zusammenhang dankte Ruß Matthias Klauda und Roland Mahr für ihre Vorarbeiten.
Im Ausblick sprach das Gemeindeoberhaupt den behindertengerechten Zugang zum Rathaus an, für den die Planungen bereits im Laufen sind. Weiter erschlossen wird das Baugebiet "Untere Länge". Es soll eventuell mit der "Oberen Länge" per Kreisverkehr an die Knetzgauer Straße angebunden werden. Darüber hinaus wird sich der Gemeinderat mit der Schaffung von Urnen-Grabfeldern beschäftigen müssen.
Nägel mit Köpfen
Als dienstältestes Gemeinderatsmitglied gab Gerhard Zösch im Namen aller Ratsmitglieder den Dank für die gute Zusammenarbeit an Bürgermeister Bernhard Ruß zurück: "Wir alle zusammen haben im zu Ende gehenden Jahr viel getan und erreicht. Aber das ist Sand: Wenn wir was anfassen oder anfangen, dann machen wir trotz aller Diskussionen auch Nägel mit Köpfen. Unsere gemeinsamen Leistungen können sich überall, auch außerhalb von Sand, sehen lassen. Es braucht aber auch immer jemanden, der vorangeht. Deshalb danken wir Bürgermeister Bernhard Ruß für seinen unermüdlichen Einsatz."
In der Jahresschlusssitzung wurden drei Bürger geehrt. Ernst Albert war darunter. Albert war Mitbegründer des Kegelvereins Haßberge und damit Pionier des Kegelsports im Landkreis. Als langjähriger stellvertretender Vorsitzender des BLSV Kreis Haßberge war Ernst Albert auch organisatorischer Leiter der Aktion "Franken aktiv 2011" am Haßfurter Schulzentrum. In Sand verbindet man den Namen Ernst Albert mit dem SKK "Alle Neun", denn hier war er über vier Jahrzehnte hinweg Vorsitzender. Weitsicht bewies er, als er sich seinerzeit bei der Sportheimsanierung für eine moderne Vierbahnen-Kegelanlage aussprach. Und: Ernst Albert ist auch einer der Motoren des Sander Altmain-Weinfestes.
Besitzerwechsel und Umbauten
Geehrt durch die Gemeinde Sand wurde ferner Edwin Zösch für seine Ahnenforschung und seine Chronistenarbeit für die Gemeinde Sand. Ruß listete auf, dass Edwin Zösch sämtliche Häuser und Anwesen in Sand erforscht und ein Buch darüber verfasst habe. "Die kommenden Generationen werden Edwin Zösch dafür dankbar sein", meinte Ruß. Ein weiteres Hobby von Zösch sei die Ahnenforschung und die Erfassung historischer Daten. So habe der 86-Jährige alle Lehrer ermittelt, die seit 1797 bis heute in Sand tätig waren. Sein bisher letztes Werk, so der Bürgermeister, habe Edwin Zösch erst kürzlich in der Gemeindeverwaltung vorgestellt, indem er in einer historischen Flurkarte alle Flurnamen eingetragen hat; sie sind nun alle nachvollziehbar zugeordnet.
Die Dankurkunde des Bayerischen Innenminister Joachim Hermann (CSU) für langjähriges verdienstvolles Wirken in der kommunalen Selbstverwaltung erhielt schließlich auch Rudi Krug. Er war vom März 1991 bis April 1996 und vom Juli 1999 bis April 2014 insgesamt fast 20 Jahre Mitglied des Sander Gemeinderates. In dieser Zeit gehörte er vorwiegend dem Bau- und Umweltausschuss sowie dem Jugend-, Sport- und Kulturausschuss an. Bürgermeister Bernhard Ruß dankte Rudi Krug und würdigte dabei auch dessen jahrzehntelanges Engagement für die Sportjugend des TV Sand.
Die Winzer- und Korbmachergemeinde aus besonderen Perspektiven
Zur 875-Jahr-Feier hatte die Gemeinde einen Fotowettbewerb ausgeschrieben. Sehr viele Hobby-Fotografen beteiligten sich und lieferten Fotografien ab, die die Winzer- und Korbmachergemeinde in ihrem Jubiläumsjahr aus besonderen Perspektiven zeigen.
Aus den eingereichten Bildern wählte die Jury, Paul Hümmer, Martina Zeiß und Heinz Müller, nun die besten Arbeiten aus. Die beste Fotografie hatte Stefan Wambach aus Sand eingereicht. Den ersten Preis erhielt er für den Blick von der Wörther Seite auf den Hochwasser führenden Altmain mit sich im Wasser spiegelnden Bäumen. Im Hintergrund zu sehen sind die Häuser oberhalb der "Schmittsteige". Zweite Preise erhielten Roland Oberreuter aus Oberschwappach; seine Fotografie zeigt den korbbeladenen Rücken des "Raaser-Denkmals" im Vordergrund und die Pfarrkirche St. Nikolaus im Hintergrund. Zweitplatzierter ist auch Marco List aus Sand. Er setzte ein Ruderboot am Ufer des Baggersees in Szene unter einem wolkenbestürmten Himmel.
Oftmalige Blutspender
Geehrt als treue Blutspender wurden für 25-maliges Spenden Johannes Radler und Norbert Fella und für 50-maliges Blutspenden Alexandra Altmannsberger. Eine besondere Ehrung wurde Egfried Goger zuteil, der bereits 125 Mal Blut gespendet hat. Ruß lobte aber auch Familie Erich Benz aus Hermannsberg, die schon seit fast 35 Jahren die Blutspende-Tage in Sand vorbereitet und organisiert.