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Verträgt Zeil mehr Nachtleben?


Autor: Sabine Weinbeer

Zeil am Main, Samstag, 17. Sept. 2016

Der Bauausschuss des Stadtrates diskutierte ausführlich über einen Antrag auf weitere Livemusik-Angebote im Herzen der Stadt.
Die Innenstadt auch am Abend attraktiv erhalten, aber die Anwohner nicht über Gebühr belasten, das wollen die Zeiler Stadträte. Deshalb wird über einen Antrag, im Music-Café an der Hauptstraße künftig regelmäßig Livemusik anzubieten, im Stadtrat entschieden, sobald die offenen Fragen geklärt sind.  Foto: Sabine Weinbeer


Wie viel "Nachtleben" verträgt die Zeiler Innenstadt? Mit dieser Frage wird sich nach dem Bauausschuss auch der Stadtrat beschäftigen. Der Bürgermeister Thomas Stadelmann (SPD) will sich bis dahin Behörden-Informationen einholen, um den Antrag eines Gastronomen abschließend zu behandeln. Es geht um eine Nutzungsänderung des Musikcafés an der Hauptstraße in Zeil.
Schon seit Jahren finden in dem Café immer wieder auch Live-Acts statt. Als der jetzige Pächter plante, das regelmäßig zu tun, stellte er fest, dass es dazu noch nicht die erforderliche Genehmigung gibt. Zu diesem Zweck muss er eine Nutzungsänderung mit dazugehörigem Bauantrag stellen. Dieser Antrag lag dem Bauausschuss am Donnerstag vor - einschließlich der Maßnahmen, die dafür sorgen sollen, dass Anwohner nicht mehr als bisher, eher weniger, belästigt werden.

Dazu gehören Dämmplatten an den Wänden und schwere Vorhänge an den Fenstern des historischen Gebäudes ebenso wie das Einwirken auf die Raucher, draußen nicht zu laut zu sein.
Im Ausschuss wurde der Antrag ausführlich diskutiert. Alle Mitglieder waren sich einig, dass es Zeil nicht schadet, ein weiteres Angebot für die Jugend vorzuhalten. Alle wollen aber auch die Bewohner, "die ja auch schon das Weinfest hinnehmen", nicht zusätzlich belasten. Auch außerhalb des Weinfestes gibt es gelegentlich Ruhestörungen und Ärger (Sachbeschädigungen und Wildpinkler).
Ob man von einer zusätzlichen Belastung reden kann angesichts der bisherigen Nutzung und der Musikbar wenige Meter entfernt, ob eine probeweise Genehmigung möglich wäre und wie die Auflagen aussehen würden, das will Bürgermeister Thomas Stadelmann bis zur nächsten Stadtratssitzung zusammentragen lassen. Die Öffnungszeiten für das Musikcafé würden auf jeden Fall ebenso ausfallen wie für die "Mambo"-Bar, erklärte er.


Weitere Vorhaben

Auch zu einem anderen Antrag müssen noch weitere Informationen eingeholt werden. Es geht um eine Einzäunung "am Rübezahl". Der Antragsteller hält Pferde, Ziegen und Kamerunschafe, verfügt an seinem Anwesen bereits über Stallungen und möchte nun die angrenzende Wiese einzäunen als Freigelände. Der insgesamt 448 Meter lange Zaun von 1,65 Metern Höhe stellt eine bauliche Anlage im Außenbereich dar und ist genehmigungspflichtig. Die Untere Naturschutzbehörde am Landratsamt hat nichts gegen die Einzäunung, baurechtlich sieht das anders aus, weil der Tierhalter kein praktizierender Landwirt ist und daher keine Privilegierung zum Bauen im Außenbereich genießt. Weil die Stadt keinen Präzedenzfall schaffen will, müssen vor einem Beschluss noch einige offene Fragen geklärt werden.
Mehreren privaten Bauanträgen stimmte der Bauausschuss zu, so dass sie jetzt ans Landratsamt zur Genehmigung gehen können. Schon einmal vorangemeldet wurde die Erweiterung der Ardino Badmöbel GmbH, die ihre Lagerhalle erweitern und an der Sander Straße ein Verwaltungsgebäude errichten will. Auch dem stimmte der Bauausschuss zu.
Deutlich barrierefreier wird das Rudolf-Winkler-Haus durch den Anbau eines Behinderten-WCs, für das die Stadt selbst einen Bauantrag vorlegte. Das Rudolf-Winkler-Haus hat bereits eine Behindertentoilette, doch die ist sehr umständlich über verschiedene Flure und den Aufzug zu erreichen. Das soll jetzt besser werden, was Stadträtin Christl Pottler (ÜZL) als Senioren- und Behindertenbeauftragte begrüßte. Direkt neben dem Haupteingang soll ein Würfel angebaut werden, der von innen befahrbar sein wird. Optisch solle der Anbau der Fassade des Winkler-Hauses angepasst werden, erklärte Markus Frank von der Bauverwaltung. Ein Zugang auch von außen sei schwierig, weil man von bereits vorhandenen Abflüssen abhängig sei, erklärte er. Das sei aber auch nicht nötig, so Bürgermeister Thomas Stadelmann, weil bei allen Außenveranstaltungen auf dem Schulplatz das Winkler-Haus ohnehin wegen der Toiletten geöffnet sei. In dem Neubau soll es auch eine Wickelgelegenheit für Babys geben. Für das etwa 15 000 Euro teure Projekt gibt es Fördermittel zur barrierefreien Gestaltung öffentlicher Gebäude in Bayern, erfuhr der Ausschuss.