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Vereine als Nutzer, aber nicht zum Nulltarif


Autor: Ralf Kestel

Bramberg, Freitag, 26. Januar 2018

Über ein Jahr stand die alte Schule von Bramberg so gut wie leer. Nun hat die Stadt einen Vorschlag unterbreitet, den zwei Vereine aufgreifen müssten.
Wie geht's weiter mit der einstigen Schule im Bramberg? Zwei Ortsvereine möchten sie nutzen, könnten es auch, wenn sie die Betriebskosten übernehmen.    Foto: Ralf Kestel


Lange haben sie auf diese Versammlung gewartet, zu einer Entscheidung konnten sie sich aber (noch?) nicht durchringen: Bis zur Stadtratssitzung am 1. Februar, will Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) wissen, ob die Vereine und Bürger mittragen, was er am Donnerstagabend bei einer Bürgerversammlung als mögliches Nutzungskonzept für die einstige Schule vorstellte.

Seit über einem Jahr steht das Gebäude so gut wie leer. Nach dem Jugend-Rot-Kreuz waren vor Weihnachten 2016 die letzten jugendlichen Asylbewerber und ihre Betreuer aus der Gemünder Mühle ausgezogen. Schon im Januar 2017 wurde per Unterschriftenaktion, die fast 150 Wahlberechtigte unterzeichneten, der Wunsch an die Stadt herangetragen, die Schule künftig als Bürger- und Feuerwehrhaus zu nützen.

Ein Vorschlag, den Hennemann am Donnerstag, in abgewandelter Form präsentierte, da sich keine anderen Nutzer finden ließen. "Ich habe es als Jugendgäste- oder Wandererhaus beim Kreisjugendring oder dem Burgenwinkel angepriesen, aber keiner hat angebissen."

Bei einem Vorgespräch mit Vereinsvertretern im Mai sei zwar Interesse von Feuerwehr und Haßbergverein angemeldet worden. "Dabei hieß es aber, dass sie nicht die gesamten Betriebskosten tragen könnten, höchstens für das Erdgeschoss."

Daraus entstand die Idee, im Obergeschoss Wohnungen vorzusehen. So gebe es ein Förderprogramm des Freistaates, bei dem es 90 Prozent Zuschuss gebe, wenn Wohnraum für anerkannte Asylbewerber geschaffen werde. "Wir rechnen hier in Bramberg mit einem Aufwand von 300 000 Euro, was einer Generalsanierung gleichkommt und wenn wir dafür 90 Prozent bekommen, ist das ein Glücksfall."

Für das Erdgeschoss müsse ein Verein die Verantwortung übernehmen, habe der Hauptausschuss im Dezember beschlossen. "Der regelt den Betrieb und trägt die Kosten." Falls dies nicht passiere, stehe ein kompletter Umbau zu Wohnungen oder gar ein Verkauf zur Diskussion", zeigte der Bürgermeister Alternativen aus Sicht der Stadt auf.

Bislang lägen die Betriebskosten bei 5000 bis 6000 Euro im Jahr, wovon zwei Drittel auf die künftigen Wohnungen entfallen würden, rechnete Hennemann vor. Er fand, dass 1500 Euro im Jahr leistbar sein müssten. "In anderen Stadtteilen schaffen die das auch", sagte der Bürgermeister mit Hinweis auf den Bürgerverein in Albersdorf. Ortssprecher Andreas Leibold (Freie Wähler) zeigte auf, wie es in Reutersbrunn funktioniert, da drei Vereine eine Gesellschaft des bürgerlichen Rechts (GbR) gründeten und es bei Kosten zwischen 1400 und 1700 Euro im Jahr dennoch gut laufe.

Bedenken, dass es mit einer Mietnutzung schlecht bestellt sei, wenn alle vier Wochen im Erdgeschoss eine Feier stattfinde ("Die ziehen doch gleich wieder aus"), zerstreute Thomas Limpert (Freie Wähler) mit dem Hinweis auf die Praxis im Haus der Bäuerin in Heubach. "Da wohnen auch Mieter drin und es hat noch nie Beschwerden gegeben."

Bedenken, wonach für Asylbewerber Wohnraum geschaffen werde, für sozial schwache deutsche Familien aber nicht, entgegnete der Bürgermeister, dass Sozialschwache zum Zuge kämen, wenn sich keine Asylbewerber für Bramberg fänden. "In Ebern haben wir mittlerweile 30 anerkannte Asylbewerberfamilien Quartier gefunden, aber auch für Sozialhilfebezieher."

Eine Probeabstimmung per Handzeichen ergab, dass sich die überwiegende Mehrheit der gut besuchten Versammlung mit dem Vorschlag der Stadtverwaltung anfreunden könnte, auch wenn Alois Pecht und Ralf Hofmann für Feuerwehr und Haßbergverein erklärten, dass sie die Betriebskosten von 1500 Euro im Jahr nicht schultern könnten.

"Etwas anderes kann ich aber nicht anbieten und vertreten. Ihr bekommt eine Bombenunterstützung. Ich mich echt für Euch reinghängt", warb der Bürgermeister und verwies auf die Gleichbehandlung aller Vereine und Stadtteile. "Auch das Blasorchester in Ebern muss seine Betriebskosten selbst bezahlen."

Als Andreas Schauer eine Spende von 50 Euro für Jugendarbeit auf den Tisch legte, sattelte einer noch drauf: Ortssprecher Wolfgang Heppt (SPD) kündigte für die nächsten drei Jahre jeweils 500 Euro an Zuschuss aus seiner Privatschatulle an. Zum Vorschlag des Bürgermeisters sagte Heppt: "Der ist ausgereizt, wir werden keinen besseren kriegen."

Bis Mittwoch muss er nun einen verantwortlichen Trägerverein finden. Der Stadtrat entscheidet am Donnerstag.