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Veitensteinhöhle bietet spannenden Einstieg in die Geschichte


Autor: Sabine Meißner

Lußberg, Montag, 19. August 2013

Der Veitenstein bei Lußberg war beim sogenannten Veitensteinfest ein gefragter Anziehungspunkt. Die sagenhafte Höhle stand nach zwei Jahren Pause wieder für die Öffentlichkeit offen. Der Haßbergverein als Veranstalter wurde von der Vielzahl der Besucher überrascht.
Vor der Höhle hat sich eine Warteschlange gebildet, da aus Sicherheitsgründen nur je fünf Personen einem HBV-Mitglied folgen können. Fotos: Sabine Meißner


Zahlreiche Wanderer sind "dem Ruf des Veitensteins" gefolgt. Aus allen Richtungen kamen sie und zogen in Scharen zu Fuß auf den Lußberg, der sich 461 Meter hoch erhebt und über eine Felsspalte Zutritt in das Innere des Felsens ermöglicht.

"Die Geister, die ich rief...", mag Roland Wolf, der Vorsitzende des Haßbergvereins Veitenstein-Breitbrunn (HBV), gedacht haben, als er am Nachmittag die Höhle des Veitensteins zwischen zwei Führungen verließ und auf die unüberschaubare Menge von Interessenten blickte. Überwältigt stellte er fest. Viel mehr, als in den Jahren zuvor und als er sich in seinen kühnsten Träumen ausgemalt hatte, waren gekommen: "Das übersteigt alle unsere Erwartungen."

Familien mit Kindern, junge und ältere Menschen, allein, zu zweit oder in größeren Gruppen, mehrere mit Hunden und einige mit Kinderwagen hatten sich auf den Weg gemacht, um die Haßberge

von oben zu sehen oder in die Tiefe des geheimnisumwitterten Veitensteins hinab zu klettern. Rund 500 Gäste mögen es, über den Nachmittag verteilt, gewesen sein. Schon vor 12 Uhr waren die ersten Gäste da und erst bei einsetzendem Regen, so gegen halb sechs Uhr, sind die letzten verschwunden. Die 25 oben auf dem Berg aufgestellten Biertischgarnituren seien immer alle besetzt gewesen.

Im letzten Jahr ausgefallen

Der Haßbergverein Veitenstein-Breitbrunn (HBV) besteht seit 1978 und ist eine von 18 Ortsgruppen unter dem Dach des Deutschen Wanderverbandes. Drei Jahre ist es her, seit Wolf mit seinen Mitstreitern ein Veitensteinfest, verbunden mit dem "Tag der offenen Höhle", ausgerichtet hatten. 1978 fand mit der Gründung des Vereins erstmals eine offizielle Begehung statt, von da an alle zwei Jahre. Nur 2012, als wegen extremer Trockenheit eine außerordentlich hohe Waldbrandgefahr herrschte, musste kurzfristig alles abgeblasen und der Zweijahresrhythmus unterbrochen werden.

"Aber dieses Jahr passt alles", meinte Hubertus Schmitt beim Getränkeverkauf, "das Wetter ist gut und wir können uns heuer über nichts beschweren". Gemeinsam mit Georg Hofmann verkaufte er pausenlos Getränke. Am Bratwurststand, wo Berthold Knoblach gefordert war, war trotz eilig herangeschafften Nachschubs Schluss, bevor alle Wanderer ihren Hunger stillen konnten. Viele weitere Vereinsmitglieder waren im Einsatz. Aus Kirchlauter war Willi Rausch, früher Polizist in Ebern, mit seinem Akkordeon gekommen und unterhielt die ganze Gesellschaft mit Wanderliedern.

Besonders die Kinder hatte Neugier gepackt. Spannende Sagen von den "Querkeln", die an Staffelstein und Veitenstein ihr Unwesen getrieben haben sollen sowie die Erzählung vom "Veit vom Veitenstein" ließen ihre Phantasien blühen und gar zu gern wollten sie in den Felsen hinein klettern. Wer weiß, vielleicht war ja noch etwas zu entdecken, was bisher keiner gesehen hatte?

An der unteren Felsöffnung warteten sie geduldig, um da hineinzukriechen, wo kein Erwachsener hineinpasst. "Lediglich einen Durchmesser von 40 bis 45 Zentimeter hat das Loch und ist knapp zehn Meter lang", erklärte HBV-Mitglied Christian Geheb aus Breitbrunn. Er sicherte den Ein- und Ausstieg der jungen Höhlenforscher.

Der "Zwerg" im Inneren

"Am Ende des Ganges sitzt der Zwerg", erklärte er schmunzelnd den Kindern, "da müsst ihr umwenden und zurück kriechen". Der "Zwerg" war Reiner Wölker, der den mutigen Kindern zur Belohnung Lutscher spendierte und die Unternehmung von innen absicherte. "Man kommt nur robbend oder kriechend vorwärts und hinten wird es steiniger und enger", beschrieben der achtjährige Hannes und dessen zwölfjähriger Bruder Niklas aus Wonfurt ihre Höhlenexpedition. Obwohl die beiden Buben als trainierte Kunstradfahrer durchaus gelenkig sind, trugen sie ein paar Schrammen an den Knien davon. "Das heilt wieder", trösteten die Eltern Susanne und Rainer Marquart.
Auch Janine aus Reckendorf wollte auf den Spuren der "Querkel" wandeln. Mit ihrem Vater Ralf Schug, der "unbedingt bei der Begehung der Höhle dabei sein" wollte, hatte sie sich brav in die Warteschlange gestellt, um unter Anleitung eines HBV-Mitgliedes auf Leitern in den elf Meter nach unten führenden, vor 35 Jahren begehbar gemachten Abstieg, zu klettern. Man müsse das einfach mal gesehen haben, meinte der Vater. "Schließlich ist es eine seltene Möglichkeit, den Veitenstein von innen zu erleben und schon die Wanderung von Reckendorf hierher war ein nettes Abenteuer". Ob die achtjährige Janine Angst hatte? "Ein bisschen schon", gab sie zu, "es geht ganz tief runter und da ist es kalt".

Die Tropfen vermisst

"Einige Frauen hatten erwartet, in eine Tropfsteinhöhle zu steigen", berichtete Roland Wolf. Sie hätten gefragt, warum es in der Veitensteinhöhle so trocken sei. Wolf erläuterte ihnen, dass "der Veitenstein ein Sandsteinmassiv ist, da tropft es nicht".

Für Simone Berninger und Tochter Annika aus Stettfeld war die Schlange der Wartenden zu lang. Statt in die Höhle hinab zu steigen, genossen sie deshalb die weite Aussicht vom Bergrücken über die Haßberge und Ausläufer des Steigerwaldes. Ganz hinten erkannten sie sogar die Kühltürme des Kernkraftwerkes Grafenrheinfeld.
Vom Bericht im FT inspiriert, waren beide erstmals auf den Veitenstein gekommen.

Die Fernsicht ins Frankenland begeisterte auch Michaela Olbrecht und Bernd Puchinger aus Bamberg. "Es ist sehr schön hier, wir haben die Aussicht sehr genossen", sagten beide.

Was für die Besucher touristisches Erleben und Freude an der Erkundung einer heimatlichen Sehenswürdigkeit bedeutete, war für die Organisatoren eine ziemliche Herausforderung. Etwa 150 Erwachsene plus viele Kinder haben die Höhle im Inneren gesehen.

Die Vereinsmitglieder fragten sich, ob man das Fest zukünftig jährlich veranstalten solle und wie man noch besser der hohen Besucherzahl hätte gerecht werden könne. Sicher werden diese Überlegungen demnächst eine Rolle spielen. Aber so viel teilte Wolf als erstes Fazit mit: "Es soll spannend bleiben, den Veitenstein zu erkunden. Und die Vorgaben des Forstamtes sind in jedem Fall einzuhalten sowie die Sicherheit beim Besteigen der Höhle zu gewährleisten."