"Veitensteingruppe": Die Chemie passt einfach
Autor: Günther Geiling
Kottendorf, Mittwoch, 19. Februar 2014
Der Zweckverband Veitensteingruppe mit Sitz in Kottendorf konnte den Nitratwert auf 35 Milligramm je Liter senken. Die Kooperation mit den Landwirten zahlt sich aus. Andere Wasserverbände staunen über das Vorbild in den "Heiligen Ländern".
Einen "Spitzenwert" von 35 Milligramm pro Liter verkündete Rupert Göller stolz bei einer Veranstaltung des Trinkwasserzweckverbands der Veitensteingruppe. Bis zum Jahr 2000 hatte der Verband mit steigenden Werten zu kämpfen. Ab diesem Zeitpunkt zeigte die Kurve deutlich nach unten. Den jetzigen "Spitzenwert" von 35 mg/l (der gesetzliche Grenzwert liegt bei 50 mg/l) sei der hervorragenden Zusammenarbeit zwischen den Landwirten und dem Trinkwasserzweckverband zu danken, frohlockte Göller.
Die erfreuliche Mitteilung machte der Geschäftsführer den Landwirten und Gästen bei der Jahresveranstaltung, bei der auch die freiwilligen Zahlungen an die Bauern erläutert wurden.
Geschäftsführer Göller erinnerte an die 90er Jahre, als man wegen des hohen Nitratgehaltes von 50 mg/l viele Überlegungen angestellt habe. Dabei sei man zweigleisig gefahren. Einmal habe man die Landwirte mit ins Boot geholt in Bezug auf Düngung und verantwortliches Verhalten im Wasserschutzgebiet. Zum anderen habe man Pegel gebohrt, um herauszubekommen, woher das Wasser kommt und welche Flächen hauptsächlich belastet sind.
Flächen aufgekauft
Anfangs wären immerhin bis zu 24 Bauern mit am Tisch gesessen. Nach der Flurbereinigung, durch Zusammenlegungen und Veränderung der Pachtflächen seien es jetzt nur noch zwölf. Der Zweckverband habe nämlich auch noch die Flächen in der Schutzzone II in seinen Besitz gebracht und außerdem Ackerland in Grünland verwandelt. Außerdem habe man die Landwirte über eine gezielte Düngung informiert. So sollten sie nicht mehr düngen, als die Pflanzen aufnehmen könnten. Ebenso sei es wichtig, dass gesunde Pflanzen vorhanden seien, denn nur diese könnten das Nitrat aufnehmen.
In der Folge habe der Zweckverband die eigenen Flächen im Schutzgebiet aber wieder an Landwirte verpachtet, welche das Gras zwei Mal jährlich mähen, aber auch abtransportieren. Mit dem unbelasteten Futter würden diese dann ihr Vieh füttern und könnten das Rindfleisch mit einer besonderen Qualität verkaufen.
Verbandsvorsitzender Bürgermeister Jochen Steppert (CSU) betonte, dass ein solches Projekt nur gelingt, wenn alle Beteiligten gut zusammen arbeiten würden. Zum Team gehörten auch zwei Fachleute, die einen kritischen Blick auf die Situation werfen und auch Empfehlungen für die Zukunft gäben.
"Diese gute Qualität unseres Trinkwassers wollen wir auf Dauer sichern", versprach Steppert. Dies müsse umso höher bewertet werden, als es ja eine freiwillige Vereinbarung zwischen den Landwirten und dem Zweckverband sei. Er glaube aber, dass es für beide Seiten etwas Gutes bringe.
Anderer, erfolgreicher Weg
Geschäftsführer Rupert Göller erinnerte noch einmal daran, dass man lange Zeit Angst hatte, das Nitratproblem nicht in den Griff zu bekommen. Nun habe man aber den Erfolg, den viele Wasserversorger gar nicht verstehen könnten, weshalb diese die Verantwortlichen der Veitensteingruppe um Rat bitten würden. "Viele Wasserversorger verstehen es nicht oder wollen nicht mit den Landwirten kooperieren und gehen deswegen in die Technik. Das kostet aber eine Menge Geld. Wir sind einen anderen und doch sehr erfolgreichen Weg gegangen", betonte Rupert Göller.
Ludwig Bock aus Salmsdorf, der auch die Bodenproben auf den landwirtschaftlichen Flächen zieht, meinte: "Das ist wirklich top! Ich wüsste keine Ergebnisse im ganzen Umkreis, die so gut sind. Wahrscheinlich passt die Chemie zwischen den Landwirten und den Verantwortlichen in diesem Verband."
Helmut Grell, der immer wieder im Trinkwasser-Verband die Landwirte über das richtige Düngen informiert, setzte noch eins drauf: "Diese Nitratwerte sind auf einem so niedrigen Niveau, dass sie fast nicht mehr zu toppen sind."
Belohnung für Landwirte
Das sei um so vorbildlicher, als sie in den letzten Jahren ohne einen einzigen Ausreißer waren, zumal die Landwirte ja doch unterschiedlich arbeiteten. Grell: "Seid deswegen nicht enttäuscht, wenn es durch Wetter bedingt oder andere Gründe einmal ein wenig in einer andere Richtung geht. Andere Betreiber kämpfen mit ganz anderen Werten."
Weniger Pflanzenschutzmittel
Helmut Grell war voll des Lobes, weil diese Entwicklung nicht nur bei den Nitratwerten festgestellt werde, sondern auch bei Pflanzenschutzmitteln. Hier seien Werte fast nicht mehr nachweisbar. "Dies ist keineswegs selbstverständlich", lobte er die Landwirte. Für ihr verantwortungsvolles Verhalten wurden die Landwirte auch mit einer Geldauszahlung belohnt.