Unterschriften-Hoffnung bleibt in Sachen Bereitschaftspraxis Ebern
Autor: Sarah Seewald
Ebern, Donnerstag, 10. Dezember 2015
Der Infoabend, zu dem Vertreter der Kassenärztlichen Vereinigung, Politiker und Ärzte in der vergangenen Woche gekommen waren, hat die Wogen nicht geglättet. Die Befürworter einer Bereitschaftspraxis in Ebern sehen noch Chancen.
Er hat unterschrieben, sie auch: Wolfgang Z. und Nicole D. Zwei, die öffentlich im Netz ihr "Ja" zu einem separaten ärztlichen Bereitschaftsdienst in den nördlichen Haßbergen geben. Seit Dienstag ist die Petition des CSU-Ortsverbands und der Frauenunion Ebern, die bisher vor allem in Arztpraxen und Geschäften in Ebern aufliegt, auch online erreichbar.
Eine der Unterschriftenlisten liegt bei Hans Merkl im Wartezimmer. Er ist Allgemeinmediziner in Ebern. Er war einer der Ärzte, die vergangene Woche ins Rathaus gekommen waren, um ihren Unmut gegenüber den Plänen der Kassenärztlichen Vereinigung (KVB) kundzutun.
Jetzt meldete sich der Arzt in einer schriftlichen Stellungnahme zu Wort, weil er eine Bereitschaftspraxis am Standort Ebern immer noch nicht für verloren sieht. Nach seiner Ansicht dürfe nicht verschwiegen werden, dass eine Alternative mit Ebern als Zentrum bestehen würde.
"Diese Alternative würde - wie bisher schon - die Landkreisgrenze überschreiten und wäre, unter Einbezug von Pool-Ärzten, die von der KVB ohnehin vorgesehen sind, realisierbar", schreibt Merkl. Vor allem aber hält der Mediziner diese Variante für kranke Patienten aus dem Raum Ebern zumutbarer als eine Fahrt ins Krankenhaus nach Haßfurt, Coburg, Bamberg oder Scheßlitz.
Pool-Ärzte sind laut KVB Nicht-Vertragsärzte, die am organisierten ärztlichen Bereitschaftsdienst teilnehmen möchten. Pool-Ärzte sind dafür da, niedergelassene Ärzte zu entlasten oder in MVZ (Medizinische Versorgungszentren) auszuhelfen. Sie werden nicht wie Vertragsärzte in Dienstgruppen organisiert, sondern übernehmen Dienste für Vertragsärzte und werden separat abgerechnet.
Merkl hatte diesen Vorschlag auch an dem Abend im Rathaus in die Runde geworfen: "Hierzu äußerte Kollege Christian Pfeiffer von der KVB, der Pool müsse erst noch erstellt werden. Später könne man ja zum Alternativvorschlag zurückgehen - falls die Patienten sich die Erschwernisse nicht bieten lassen würden, was eigentlich bisher nicht vorgekommen sei." Merkl hat sich die Antwort gut gemerkt, nur war und ist dies für ihn keine plausible Erklärung.
Ideen für den Standort in Ebern
Er ist nicht der Meinung, dass man abwarten soll, wie die zentrale Bereitschaftsdienstregelung ab 1. April 2016 mit Standort in Haßfurt und Schweinfurt angenommen wird: "Für ein solches Versäumnis kann man nicht die Patienten büßen lassen. Dann muss eben, bis dieser Pool existiert, die jetzige Regelung beibehalten werden", schreibt Merkl.
Derzeit wird der Dienst in drei Dienstgruppen (Ebern, Haßfurt, Hofheim) gegliedert, an Wochenenden wird in Haßfurt der Bereitschaftsdienst zusätzlich in Sitz- und Fahrdienst geteilt. Der Arzt leiste den Bereitschaftsdienst grundsätzlich in den eigenen Räumen. Merkl will, dass dies erst einmal so bleibt. Er bezieht sich in seiner Stellungnahme nicht nur auf die Ärzte. Gehe es nach ihm, sollten die Apotheken, die unabhängig zu den Ärzten Bereitschaftsdienst leisten, auch in "einem vergleichbaren Pool" organisiert werden , um die Medikamentenabgabe ohne weitere Fahrtstrecken zu ermöglichen", so Merkl. Zum Thema Apotheken-Notdienst äußerte sich bei der Diskussion Arman Behdjati-Lindner, Kinderarzt in Haßfurt und Mitglied im Verein für die zentrale Bereitschaftspraxis: "Wer in Haßfurt betreut wird, findet dort auch eine Apotheke." Zwar wohl nicht unbedingt direkt neben dem Krankenhaus, aber auf jeden Fall in Haßfurt, so dass der Patient nach der Behandlung nicht noch einen größeren Umweg nehmen müsse.
Hans Merkl will sich weiter einsetzen: "für einen "wohnortnahen Bereitschaftsdienst in Ebern". Denn nur wenn hier Protest sei, würden die Verantwortlichen in München etwas davon mitbekommen, meinte Merkl am Mittwoch im Rathaus. "Patienten sind Patienten, keine Versuchstiere oder Melkkühe", das ist seine Überzeugung und die Motivation für die Beteiligung an der Unterschriftenaktion der CSU Ebern.
Portalpraxis als Alternative?
Auch die Initiative Epino, die weiterhin anonym auf ebern.infranken.de Leserbeiträge verfasst, ist für eine zweite Bereitschafts- beziehungsweise Portalpraxis am Krankenhaus in Ebern.
"Im Raum Ebern sind bereits alle Voraussetzungen vorhanden: ein Krankenhaus und ausreichend niedergelassene Ärzte. Die Bereitschaftspraxis könnte sogar als gemeinschaftliche Portalpraxis betrieben werden: mit den niedergelassenen Ärzten und der (chirurgischen) Notfallambulanz des Krankenhauses zusammen." Seit Dienstag haben Birgit K., Norbert D., Joachim B. ... insgesamt 37 Personen ihre virtuelle Unterschrift für eine Alternative zu Haßfurt abgegeben. Anfang Dezember meldete die CSU Ebern 1100 Unterschriften. Man kann gespannt sein, wie viele Bürger sich letztendlich wirklich auf dem Papier - schwarz auf weiß - gegen die Pilotregion Schweinfurt-Haßberge 2016 aussprechen.