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Untermerzbach tankt Strom


Autor: Katharina Becht

Untermerzbach, Montag, 24. Februar 2014

Die Gemeinde in Itzgrund nimmt eine Elektro-Tankstelle in Betrieb. Autofahrer zögern noch mit der Umstellung, aber die Radfahrer mit E-Bikes sind schon stark vertreten.
Udo Reg (links) erklärt Rolf Ospel wie sein E-Bike funktioniert. "Wenn man sich mal dran gewöhnt hat, will man gar kein normales Fahrrad mehr." Fotos: Katharina Becht


"Man muss seine Fahrten besser planen." Dieses Fazit ziehen sowohl Inge als auch Rolf Ospel aus Buch. Beide fahren ein Elektro-Auto. Rolf fährt bereits seit über zwei Jahren ein Elektro-Auto und zieht ein durchweg positives Fazit. Inge ist seit November stolze Besitzerin eines Elektro-Autos und ebenfalls sehr zufrieden.

"Mein Mann ist Elektroingenieur und sowieso ein Elektrofreak", verrät sie. Also war es für die Eheleute nur logisch, als das alte Auto von Frau Ospel nicht mehr durch den TÜV kam, auf ein Elektrofahrzeug umzurüsten. "Wenn ich nach Ebern oder Untermerzbach rein fahr', da hab ich keine Probleme" erzählt Ingrid Ospel. Aber wenn sie doch einmal eine Fahrt nach Coburg oder Bamberg plant, dann, so berichtet sie weiter, fährt sie nur los, wenn das Auto komplett geladen ist.

"Es ginge zwar wahrscheinlich auch anders, aber so bin ich auf der sicheren Seite, falls doch mal eine Umleitung ist, oder ähnliches." Gerade wegen dem Akku und der noch fehlenden Lade-Infrastruktur will jede längere Fahrt mit dem Elektro-Auto also gut geplant und überlegt sein.

Doppelt so lange gebraucht

"Einmal habe ich einen Langstrecken-Versuch gemacht" erzählt Rolf Ospel. Dabei fuhr er von Buch nach Hamburg und zurück. "Geplant hatte ich 48 Stunden, tatsächlich gebraucht habe ich 96." Das lag vor allem daran, dass so manche Ladestation unterwegs außer Betrieb oder belegt war.

Dazu kommt, dass nicht alle Ladesysteme miteinander kompatibel sind. "Momentan drängt ein Hersteller mit japanischem Ladesystem auf unseren Markt", weiß Rolf Ospel auch. Dieses System ist allerdings nicht mit den europäischen Systemen kompatibel: "Hier wäre eine Normierung hilfreich."

Kauf ist teuer

Außerdem schrecken der noch hohe Anschaffungspreis sowie die relativ geringe Reichweite oft die Kunden ab, besonders da, wie bereits erwähnt, die Lade-Infrastruktur noch nicht optimal ist.

Ein Stück weit hat sich die Lade-Infrastruktur vor allem im Landkreis Haßberge jetzt jedoch verbessert. In Untermerzbach ist ab sofort am Wertstoffhof/Bauhof eine Ladebox verfügbar. "Sie ist immer offen", versichert Bürgermeister Helmut Dietz bei der offiziellen Vorstellung.

Die Gemeinde hatte Glück, diese Box zu bekommen. "Bei einem Wettbewerb hatte Untermerzbach die meisten Rückläufe bei den ausgegebenen Fragebögen", bestätigt Jörg Wicklein, dessen Arbeitgeber, die Kommunalbetriebe Neustadt, die Box spendiert hat. So haben die Untermerzbacher Bürger dafür gesorgt, dass ihre Gemeinde diese Ladestation erhalten hat. "Wir mussten nur für die Installation zahlen", freut sich auch der Bürgermeister.
Die Installation hat Joachim Büchner, ein Mitarbeiter des Bauhofs, vorgenommen. "Aber wir haben es am Ende von einem zertifizierten Elektrobetrieb abnehmen lassen", sagt Helmut Dietz. Nun können nicht nur die Fahrer von Elektro-Autos ihre Fahrzeuge hier aufladen, sondern auch beispielsweise E-Bike- Fahrer. Und davon gibt es in der Gemeinde immer mehr. "Ich bin der Überzeugung, die Elektro-Mobilität wird sich durchsetzen. Elektro-Fahrräder haben wir schon einige in der Gemeinde und es werden immer mehr", prophezeit der Bürgermeister

Fahrrad mit Elektroantrieb

Einer der ersten mit einem Elektro-Fahrrad war Udo Reg. Er hat sein Modell bereits seit zwei Jahren. "Es geht jetzt ins dritte Jahr. Und meine Frau und ich sind total begeistert", bekennt er. "Aber unter 100 Kilometer Akkuleistung braucht man gar nicht erst anfangen", findet er. "Als wir uns die Elektro-Fahrräder gekauft haben, haben wir gesagt, entweder wir fangen jetzt damit an oder nie mehr. Mit 70 setz ich mich nicht mehr damit auseinander."

Und er freut sich jetzt, dass er sein E-Bike auch unterwegs besser aufladen kann. "Eigentlich reicht mir der Akku zwar immer, aber es ist schon toll, vor allem für Ortsfremde, die auf dem Radweg ankommen."

Schild fehlt noch

Von dort ist die Ladestation allerdings noch nicht ausgeschildert. "Aber das wollen wir auf jeden Fall noch nachholen" so der Bürgermeister. Denn er findet, man müsse solche innovativen Projekte anregen, sonst könnten sie auch nicht angenommen werden. Zudem ist er stolz, dass Untermerzbach jetzt über die östlichste Ladestation im Landkreis Haßberge verfügt. "Die nächste Ladestation wird demnächst am Umweltbildungszentrum Ubiz in Oberschleichach installiert." Sonst gibt es noch kaum Lademöglichkeiten im Landkreis. Damit ist Untermerzbach in Sachen Elektro-Mobilität ganz vorn dabei.

Die neue Elektro-Tankstelle

Standort: Am Bauhof/Wertstoffhof in der Neubaustraße in Untermerzbach

Steckdosen: 3

Leistung: bis 3kW, je nach Anzahl der angeschlossenenFahrzeuge

Öffnungszeiten: immer geöffnet