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Unglaubliche Flitzer, und alles ohne Motor


Autor: Gerold Snater

Königsberg in Bayern, Montag, 11. Sept. 2017

Das 18. Seifenkistenrennen "Cool Running" zog Bastler und Hobbysportler nach Altershausen. Das Publikum erfreute sich über sehenswerte Szenen.
Zum ersten Mal bei einem Seifenkistenrennen an den Start gingen Lukas Klemm und Julian Keilholz aus Hofstetten mit ihrem "Bodo" und landeten immerhin in ihrer Klasse unter neun Teilnehmern auf dem 5. Rang.


Zum Mekka des Seifenkistenrennsports verwandelte sich am Sonntag der Königsberger Stadtteil Altershausen. Zum 18. Mal fand hier das Seifenkistenrennen "Cool Running" statt. Keine Motoren, und dennoch strahlt dieser Sport eine immense Faszination aus: Abzulesen an den mehrere hundert Besuchern entlang der Strecke sowie dem mit 22 Seifenkisten beachtlichen Teilnehmerfeld.

Letzteres setzte sich nicht nur aus Teams der unmittelbaren Umgebung zusammen, sondern zog weit darüber hinaus Seifenkistenbegeisterte ins sonst eher beschauliche Altershausen. Sogar aus Klettbach bei Erfurt war man gekommen, um hier die Betonrennstrecke unter die Räder zu nehmen.


700 alles entscheidende Meter...

Unterteilt in drei Klassen wurden auf der 700 Meter langen Strecke am Rande von Altershausen die schnellsten der fahrbaren Konstrukte ermittelt. In der Standard-Klasse durfte die Seifenkiste bis zu 150 Kilogramm wiegen, in der Kategorie für Anfänger und Einsteiger durfte das Gefährt nur 80 Kilogramm auf die Waage bringen. Darüber hinaus wurde in einer Profi-Klasse der Sieger unter denjenigen ermittelt, die sich mit hochqualitativen Fahrzeugen auf den Parcours begaben.

Außerdem erhielt die kreativste Seifenkiste einen Preis von der Jury.
In drei Wertungsläufen, von denen die Summe über den Sieg entschied, tasteten und kämpften sich die Fahrer immer näher an die Ideallinie heran, um im Ziel Geschwindigkeiten um die 60 Stundenkilometer zu erreichen. Ganz besonders wichtig war die richtig Kurventechnik in der langgezogenen Biegung vorbei an der Haßberghalle mitunter mit waghalsigen Manövern gemeistert wurde. Keine Frage, dass die Zuschauer und Fangruppen dabei lauthals anfeuerten.


Fantasie und Schraubergeschick

Es waren die tollsten Eigenfabrikate, hergestellt mit viel Fantasie, am Start, die ebenso ideenreiche Bezeichnungen trugen. Von "Gecko" über "Randstaa Schrubber" und "Pistensau" bis hin zum "Erfurter Blitz", mit einem der ältesten Teilnehmer, der bisher am "Cool Running" teilnahm, an den Start ging, reichten die Namen der Fahrzeuge. Über 70 Jahre ist der Pilot des "Erfurter Blitzes", was ihn nicht darin hinderte, mit seinem tollen Renner an diesem Tag die Strecke in der schnellsten Zeit aller Teilnehmer zu absolvieren.

Manche waren zum ersten Mal dabei. So das fantasievolle Gefährt "Bodo" aus Hofstetten, für das erst sechs Wochen vor dem Rennen die Idee geboren wurde. Zusammengebaut haben es Stephan Kaiser und Sebastian Trunk. "TÜV" abgenommen wurde es von Opa Josef. Am Steuer saßen Lukas Klemm und Julian Keilholz. Immerhin schafften sie es in ihrer mit neun Fahrzeugen besetzten Klasse auf Anhieb auf den fünften Platz.
Rennerfahrung hatten dagegen schon Elias und Philipp Hetterich aus Zeil mit ihrem "Bratwurstflitzer". Dass sich in diesem als Rahmen der schnellste Schreibtisch des Landkreises Haßberge versteckt, sah man dem Rennmobil wahrlich nicht mehr an.


"Carlos" macht das Rennen

Und mit ihrem "Bratwurstflitzer" kämpften sie dann auch mit um den Sieg in der 80-Kilo-Klasse. Nur ganz knapp mussten sie sich mit 02:44,62 Minuten "Carlos" mit Robin Hehn aus Sechsthal (02:44,53 Minuten) geschlagen geben. Auf dem dritten Platz landete in dieser Klasse der "Gecko" aus Königsberg mit Emil Hemetsberger am Steuer.

Die traditionell wichtigste Entscheidung war aber das Wetteifern um das schnellste Gefährt in der Standard-Klasse (bis 150 Kilo Eigengewicht). Hier hatte nach den drei Wertungsläufen dann doch das "Wirtsmobil" aus Eichelsdorf mit dem Piloten Jürgen Wagner mit 02:37,55 Minuten verhältnismäßig klar die Nase vorn. Die "Demobande/Oldtimer" (Robert Elflein/Dominik Ridder aus Junkersdorf/Maroldsweisach) und das "Rennvieh", gesteuert von Tobias Hetterich und Patrick Scherbaum aus Zeil) belegten mit 02:45,22 und 02:51,25 Minuten die Plätze 2 und 3.

Zwei Teilnehmer gingen in der Profiklasse an den Start. Hier erzielte der "Erfurter Blitz" mit dem Piloten Jürgen Ludwig aus Klettbach mit 02:27,90 Minuten nicht nur die beste Gesamtzeit aller Starter sondern mit 69 Stundenkilometern im Ziel auch die schnellste Endgeschwindigkeit. Der "Glubbschi" mit seinem Fahrer Andreas Xourgias aus Wendelstein erreichte 02:36,90 Minuten und war im Ziel 64 Stundenkilometer schnell.
Mit dem Preis für das kreativste Rennmobil aller Teilnehmer wurde von einer Jury in diesem Jahr der "Randstaa Schrubber" von Fabio Stretz aus Neubrunn belohnt.


Zeit für einen Plausch

Bei allem Ehrgeiz war es der Spaß, der für alle Teilnehmer im Vordergrund stand. Das spürte man zum Abschluss des langen Renntages unter allen Fahrern, als diese sich mit ihren Gefährten vor der Haßberghalle noch eine Weile zum Fachsimpeln aufhielten, dabei wurden auch die Fragen interessierter Zuschauer beantwortet. Mit der Siegerehrung und der Sektdusche endete das "Cool Running" - verbunden mit dem Vorhaben, sich nächstes Jahr hier wieder zu treffen.