Umweltgedanken bei Ackerbau und Waldpflege
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Freitag, 01. Dezember 2017
Revierförster Wolfgang Gnannt legte einen Bericht über den Stadtwald samt 85.000-Euro- Gewinn vor, die Fraktionen einen Antrag auf Glyphosat-Verbot.
Wie Du in den Wald rufst, so schallt es zurück - an dieses Sprichwort mag sich Revierförster Wolfgang Gnannt bei der Stadtratssitzung am Donnerstagabend erinnert haben. "Der Stadtwald warf in diesem Jahr 85 000 Euro ab", verkündete Gnannt. "Ist das nicht zu wenig?", kam es aus der CSU-Fraktion zurück.
Denn Dieter Gerstenkorn (CSU) machte eine andere Rechnung auf. Er zog die 59 000 Euro, die an staatlicher Förderung flossen, ab und kam dann zusammen mit seinem Fraktionskollegen Manfred Fausten zur Überzeugung, dass "die Hektar-Eigenerträge in anderen Wäldern viel höher liegen". Fausten fand gar, dass die Ausgaben, besonders bei den Löhnen, im Vergleich viel zu hoch seien.
Zuschüsse als Anreize
Die Kritik ficht die Waldexperten aber kaum an. Gnannt verteidigte zusammen mit seinem Chef Jürgen Hahn seine Vorgehensweise gelassen. Bei einem Jahreseinschlag von 3895 Festmetern (geplant waren 4255 fm) dürften die Zuschüsse nicht einfach vom Betriebsergebnis abgezogen werden. "Die Förderung erhält der Waldbesitzer ja dazu, damit er etwas Bestimmtes tut und nicht, um ihn reich zu machen."
Bürgermeister Jürgen Hennemann (SPD) verwies darauf, dass mit den Zuschüsse auch etwas für den Erhalt des Waldes gemacht werde. Was Jürgen Hahn unterstrich: "Es werden doch notwendige Reserven und Vorrat für spätere Generationen aufgebaut." Was auch Klaus Schineller (EAL) so sah: "Es muss nicht jeder Euro aus dem Wald herausgeholt, sondern Investitionen für die Zukunft getätigt werden."
Zum Vorwurf zu hohe Löhne zu zahlen verwies Wolfgang Gnannt auf die Ausrichtung seiner Arbeit, die der Stadtrat in den zurückliegenden Jahren stets mitgetragen haben: "Die ist nachhaltig und sozial orientiert." Dazu zählt er auch, dass heimische Unternehmer damit ihren Lebensunterhalt verdienen. "Die zahlen hier ja auch ihre Steuern."
Freilich, so Gnannt, seien Arbeitskräfte aus dem Ostblock günstiger, aber, so schob der Förster nach: "Gute Arbeit kostet auch gutes Geld."
Und auch einen weiteren Kritikpunkt Faustens entkräftete Gnannt mit schneller Retourkutsche. Fausten bezeichnete den Wertholz-Lagerplatz im Frauengrund als gute und sinnvolle Einrichtung. "Aber: Haben wir auch etwas davon?"
Beteiligung am Wertholz
Mit einem überlegenen Grinsen antwortete Gnannt: "Für jeden Festmeter, der dort aufgelegt wird, bekommen wir einen Euro." Und das sind heuer so viele wie nie zuvor. 541 Festmeter hat die Forstbetriebsgemeinschaft diesmal eingesammelt, 32 Festmeter stammen aus dem Stadtwald, zumeist Eichen.Die zählen dann schon zum Betriebsplan 2018, den sich Gnannt auch absegnen ließ. Er plant einen Einschlag von fast 5200 Festmetern und rechnet mit einem Gewinn von 90 000 Euro.
Jürgen Hahn war zu Beginn auf die Möglichkeiten eingegangen, dem Klimawandel beim Waldbau zu begegnen. In einem Szenario bis 2100 und des bis dahin zu erwartenden Temperaturanstiegs sprach er sich für Mischwälder ("Monokulturen sind nix") sowie die verstärkte Nutzung von Douglasie, Eiche, Elsbeere und Buche aus. "Der Fichte geht die Puste aus. Aber wir müssen noch rumexperimentieren, welche Arten mit dem neuen Klima am besten zurecht kommen."
Die CSU-Fraktion findet sich allmählich in ihrer Oppositionsrolle zurecht. Muckten die Herren Gerstenkorn und Manfred Fausten schon beim Waldbericht auf, ging es als Landwirte-Lobby wenig später so richtig zur Sache. Wie nicht anders zu erwarten, kam es beim Thema, ob das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, das die Weltgesundheitsorganisation als möglicherweise krebserregend einstuft, auf städtischen Flächen verboten werden soll, zu einer ausschweifenden Diskussion. Echte Streitkultur in Sachen Pflege der Kulturlandschaft.
Textentwurf aus Haßfurt
Freilich ging es dabei oft um mehr als die 23 Hektar Ackerland im Eigentum der Stadt, die verpachtet sind. Die Debatte drehte sich auch um Grundsatzfragen und Ideologien. Von einem "Schaufenster-Antrag" sprach beispielsweise Fabian Weber (CSU) zur Eingabe von SPD, Freien Wählern, FDP und EAL. Dabei handelte es sich offensichtlich um einem Text, der vom Haßfurter Stadtrat abgekupfert worden war, da von einem Grün- und Umweltamt die Rede war, die es in Ebern gar nicht gibt. So griff Brunhild Giegold (SPD), die den Antrags-Entwurf federführend eingereicht und auch unterzeichnet hatte, in ihrer Begründung gleich höhere Instanzen an: "Ich hätte nicht gedacht, dass es des Antrags noch bedurft hätte. Aber die EU hat uns eines Besseren belehrt. Wir müssen vor Ort etwas tun, dass der Stoff auf Flächen, die neu verpachtet werden, nicht mehr ausgebracht werden darf, und bei den Altverträgen nachverhandeln."
Bürgermeister Hennemann erklärte, dass die Stadt derzeit 23 Hektar an Ackerland verpachtet habe. Über die Größe der Grünflächen habe man noch keinen Überblick und auch keinen Pflegeplan, aber: "Der Bauhof setzt grundsätzlich kein Glyphosat ein."
Und dann zog Hennemann das Aktionsprogramm der kommunalen Agenda 21 heraus, das der Stadtrat schon 1997 auf sein Hinwirken hin und gegen manche Vorbehalte damals beschlossen hatte. "Wir müssen das breiter sehen, wie wir mit unserer Natur umgehen. Mit dem aktuellen Antrag bewegen wir uns im Rahmen des aktuellen Aktionsprogramms, wozu auch die Baunachallianz-Wiesen zählen. Alles Bausteine, um unsere Nachhaltigkeitsziele umzusetzen."
Thomas Limpert (FW) erklärte für seine Fraktion volle Unterstützung. Weil die Umsetzung für größere Betriebe nicht so einfach sei, bat er um Übergangsfristen. Fabian Weber und Marion Müller (CSU) wollten vor einer Abstimmung erst Experten hören. "Ich habe beim Bauernverband nachgefragt. Es gibt 250 andere Wirkstoffe, die weniger untersucht oder auch gefährlicher sind. Auch Alkohol ist schädlich", so Müller. Die Landwirte würden Glyphosat verantwortungsbewusst einsetzen, viele noch Grubbern, was der Tierwelt mehr schade.
Was Klaus Schineller (EAL) als Biobauer nicht bestätigen mochte. "Das Mittel wird doch oft nur gespritzt, damit der Acker sauber ist." Und Philipp Arnold (FW) fand die Argumentation gar lächerlich: "Seid wann erhöht man mit Pestiziden die Artenvielfalt?"
Manfred Fausten mahnte auch zur Zurückhaltung: "Müssen wir überall der Vorreiter sein?" Vielmehr solle an die noch wenigen Landwirte in der Gegend gedacht werden, die "schon die Melkkühe der Nation sind". Was wiederum Arnold zum Widerspruch stimulierte: "Es geht hier nicht um den Ackerbau in der Region, sondern um die städtischen Flächen und darum, ein Zeichen zu setzen."
Markus Fausten und Fabian Weber (CSU) fragten sich, wie so eine Anordnung überhaupt überwacht werden solle? Weber erinnerte dabei daran, dass zur Parkzeitregelung ja auch ein Überwachungsdienst angeheuert wurde. Der Bürgermeister: "Dazu haben wir noch keine Pläne. Es geht mehr darum, ein Zeichen nach außen zu setzen." Thomas Limpert bat um die Ergänzung des Antrags dahingehend, dass beim Verdacht auf Einsatz von Glyphosat Bodenproben zu nehmen seien, womit die Verwaltung beauftragt werden soll.
Lisa Barthelmann verwies als Landwirtsgattin auf die Vertragstreue. "In den Pachtverträgen mit der Stadt sind auch andere Auflagen enthalten und wir halten uns daran. Basta." Außerdem wusste sie, dass die Pflanzen resistenter werden, je mehr gespritzt werde.
Dritter Bürgermeister Werner Riegel (SPD) wussten von einem Mais-Mittel, das "von heute auf morgen vom Markt genommen wurde, weil es als krebserregend eingestuft wurde. Im Grundwasser ist es aber immer noch".
Nachdem sich schon in der Diskussion wie auf dem Briefkopf des Antrages die Fronten klar herauskristallisiert hatten, schlug sich das auch im Abstimmungsergebnis nieder: Mit 11:6 wurde der Einsatz von Glyphosat auf städtischen Flächen untersagt. Die sechs Gegenstimmen kamen aus Reihen der CSU und Jungen Liste.
Für den Bürgermeister ist das Thema damit, aber nicht beendet, sondern "Auftakt zu einer breiten Debatte".