Druckartikel: Umdenken ist dringlich

Umdenken ist dringlich


Autor: Sabine Weinbeer

Oberaurach, Montag, 13. Februar 2017

Um die Welt-Energieszene ging es zum Auftakt einer Vortragsserie mit Vertretern der Universität Würzburg im Kreis Haßberge.
Konrad Schliephake bei seinem Vortrag Foto: Sabine Weinbeer


Einblicke in die Welt-Energieszene und die Erdöl produzierenden Länder, speziell Saudi-Arabien, bot Konrad Schliephake bei einem Vortrag im Umweltbildungszentrum (Ubiz) in Oberschleichach. Damit begann die Wintervortragsreihe des Universitätsbundes Würzburg im Landkreis Haßberge.

Der Referent hat Jahre in der arabischen und islamischenWelt gelebt und gearbeitet, arbeitete an syrischen und saudi-arabischen Ministerien, aber auch als akademischer Direktor des Instituts für Geographie der Universität Würzburg, wo er heute Lehrbeauftragter ist.


Altes Energiezentrum

Schliephake freute sich über den Vortrag im Ubiz "im Steigerwald, das ja eigentlich ein altes Energiezentrum ist. Die Orte hier wurden besiedelt, weil Energie vorhanden war". Das nach wie vor günstig verfügbare Erdöl habe dem Holz aber längst den Rang abgelaufen.

Der Preis verschleiere die Knappheit des Rohstoffs, warnte er. Der heute bekannte Erdölvorrat werde noch rund 40 Jahre genügen. Dann gebe es noch so zweifelhafte Fördermethoden wie Fracking, "aber da stellt sich dann die Frage des Preises", erklärte er. Angesichts dessen und der Tatsache, dass es Herstellungsprozesse gibt, die Erdöl brauchen, sei es eine ungemeine Verschwendung, Erdöl zu verfeuern, "wenn man dann noch bedenkt, dass die Hälfte alle gefahrenen Kilometer im privaten Bereich für Freizeit und Vergnügen stattfinden".


Drehscheibe der Energie-Szene

Schliephake stellte die Regionen Saudi-Arabiens vor, von Dschidda über Mekka nach Riad, erzählte von den 30 000 bis 40 000 Prinzen und Prinzessinnen, die vom Ölreichtum profitieren. Trotz der strengen islamischen Regeln stehen die Gastarbeiter Schlange, weil in Saudi-Arabien sehr gutes Geld zu verdienen sei.

Über 60 Prozent der Welt-Erdölvorräte und 25 Prozent des Erdgases liegen unter den Golf-Staaten. So wurde die Wüste zur Drehscheibe der Welt-Energieszene. Die vorhandene Energie werde dazu führen, wie einst im Steigerwald, dass die Industrialisierung am Golf weiter schnell voran schreitet.

Saudi Arabien sieht sich als ökonomisch und strategisch führende Macht und als Hort des sunnitischen Islams und seiner korrekt befolgten Scharia. Daraus resultiert ein Dauerkonflikt mit der schiitischen Nord- und Ostküste des Persischen Golfs. Weniger als die Energiewende würden die Saudis eine Bedrohung durch ihre armen Nachbarländer fürchten. Die massive Ungleichverteilung des Wohlstands berge enorme Sprengkraft.


Unrealistischer Standpunkt

Sich weiter auf die Verfügbarkeit von Erdöl und Erdgas zu verlassen und sich vom niedrigen Preis blenden zu lassen, bezeichnete Schliephake als unrealistisch. Die Endlichkeit des Vorrats sei nicht wegzudiskutieren, Kohle gebe es reichlich, sei aber keine Alternative. Um Unabhängigkeit zu erreichen, müsse an vielen Stellschrauben gedreht werden, von der Effizienzsteigerung über Einsparungen, den Ausbau der Erneuerbaren Energien bis zu grundsätzlichen Veränderungen in Wirtschaft, Gesellschaft und Privatleben. So sei es "sehr bemerkenswert", dass in Deutschland ein Drittel aller Energie für den Transport aufgewendet wird. Über den Verbrauch müsse neu nachgedacht werden, in jedem Lebensbereich, ob bei Kleiderfrage oder Wohnzimmertemperatur.