Druckartikel: Überlebt der Sittich in Krum bei Zeil den Winter?

Überlebt der Sittich in Krum bei Zeil den Winter?


Autor: Brigitte Krause

Krum, Donnerstag, 28. November 2013

Monica Geissler-Gumpert in Krum hat jeden Tag Besuch. Ein Exot, wohl ein australischer Königssittich, mampft Vogelbeeren, inzwischen auch beim Nachbarn. Die Tierfreundin sorgt sich bei der Kälte um das Tier. Doch offenbar fühlt sich niemand wirklich zuständig.
Ein prächtiger Bursche ist der Besuch bei Monica Geissler-Gumpert. Fotos: Monica Geissler-Gumpert


Am Donnerstag Mittag hatte sie's dann schon ein wenig satt. "Mir ist's gegangen, wie dem Buchbinder Wanninger", berichtet sie am Telefon von ihrer "Wanderung" durch die Instanzen. Monica Geissler-Gumpert beobachtet seit einigen Tagen einen bunten Vogel in ihrem Garten. Offenbar ist er seinem Besitzer entschlüpft, vermutet sie.

Und angesichts der Minusgrade in den letzten Tagen macht sie sich Sorgen um den bunten Gesellen, der da draußen in ihrem Garten und inzwischen in dem der Nachbarin scheinbar fröhlich alle Vogelbeeren wegfuttert. Elstern, Amseln und Spechte halten respektvoll Abstand, wenn er auf dem Baum herumturnt. Erst wenn er weg ist, kommen sie zu Tisch.

Nun hat Monica Geissler-Gumpert versucht, jemanden zu finden, der den Vogel einfängt und artgerecht betreut.

Seinem Schicksal überlassen will sie den Burschen nicht, "es ist so ein schöner Kerl, wär doch schad' um ihn", sagt sie.

Der lange Marsch...

Also hat sie bei der Tierschutzinitiative Haßberge angerufen, doch da konnte man ihr nicht helfen. Die Tierschützer sind eher spezialisiert auf Kleingetier und größere Tiere auf vier Pfoten. Weiterverwiesen zur Unteren Naturschutzbehörde verbrachte die Frau aus dem Zeiler Stadtteil Krum schon eine ganze Weile am Telefon oder wartete auf einen Rückruf.

Unterm Strich konnte man da auch nicht weiterhelfen. Ob sie denn die Ringnummer des Tiers lesen könne, meinte der Behördenvertreter, dann könne man in der Artenschutzliste nachschauen. Monica Geissler-Gumpert hatte nämlich nach Internetrecherchen auf einen Rotrücken-Ara getippt, und ein solches Tier steht unter Artenschutz.

Aber natürlich ließ das Federvieh seine Bewunderin nicht näher als fünf Meter heran, dann machte es sich davon. Tierschutzverein, Naturschutz: "Ich hab mich im Kreis gedreht", schildert Geissler-Gumpert und gab die Sache erst mal auf. "Wenn er dann tot im Garten liegt, dann ruf ich an, dann kommen Sie ihn abholen," hatte sie noch einem ihrer Gesprächspartner mitgegeben.

Es ist ein Sittich

Als unsere Redaktion am Donnerstag die Bilder erreichten, die die 68-jährige Hobbyfotografin selbst aufgenommen hatte, schickten wir sie weiter an den Vogelschutzverein Haßberge. Sabine und Ludwig Weinbeer (Unterschleichach) konnten helfen: Es handelt sich wohl um einen australischen Königssittich.

Den, meinte Sabine Weinbeer, könne man unmöglich mit dem Kescher einfangen, viel zu schlau. Wenn überhaupt, dann mit einem Käfig mit Auslösemechanismus, in dem Futter ausgelegt wurde. Und ob der Bursche da reintappt?

Am späten Nachmittag, nach der Arbeit, meldete sich auch Ara-Spezialist Waldemar Kaiser aus Wülflingen/Haßfurt. Und er konnte nicht viel Hoffnung machen. Denn die Fregger kriegt man nicht. "Mir sind selbst schon zwei, nein drei, ausgerissen, und ich hab sie nicht mehr gekriegt", beschreibt er das Züchterproblem.

Darunter war auch ein teurer Vogel, und den durfte Kaiser noch gute zweieinhalb Jahre beobachten. Da flogen etliche hundert Euro an ihm vorbei, das "hat mich gewurmt".

"Die Australier", sagt er, "sind schon harte Vögel", die packten auch Minustemperaturen sehr gut, und sie sind schlau und nutzen Wärmequellen.

Die Vogelspezialisten hoffen, dass sich durch den Bericht vielleicht der rechtmäßige Besitzer findet. Könnte sein, dass das Tier auf die bekannte Stimme hört. Ob es scheu ist oder zutraulich? Wer weiß, vielleicht lässt es sich ja mit Sittich-Leckerbissen löckern?