Über 1850 Unterzeichner fordern bereits EBN
Autor: Eckehard Kiesewetter
Ebern, Samstag, 01. Juni 2013
Die Unterschriften-Aktion für die Wiedereinführung der Auto-Kennzeichen läuft noch eine Woche, bis Samstag, 11. Juni. Bis Ende Mai hatten etwa 1850 Personen die "pro EBN"-Petition unterzeichnet. Im Internet ist eine Debatte um "alte Gräben" im Landkreis Haßberge entstanden.
Die Zahl der Unterschriften auf den Listen, die in den Geschäften aufliegen, nähert sich der 2000-Marke. Überschlägig hat der Eberner Lothar Olbrich, einer der Organisatoren der Aktion "pro EBN" am Wochenende nachgezählt und ist auf mehr als 625 gekommen; die Befürworterzahl im Internet ist auf 1024 Unterzeichner angewachsen.
Gut 1850 Unterzeichner haben also bislang ihre Namen unter die Online-Petition zur Wiedereinführung der EBN- und HOH-Kennzeichen im Landkreis Haßberge gesetzt. Beide Listen sollen noch bis Samstag, 11. Juni, für weitere Unterstützer "geöffnet" bleiben, ehe man sie dem Landrat Rudolf Handwerker (CSU) in Haßfurt übergeben will. "Ist doch schon eine stattliche Zahl," findet Lothar Olbrich, der sich sicher ist, dass an den EBN-Kennzeichen kein Weg vorbeiführt: "Das kommt auf jeden Fall. Die Frage ist halt nur Wann!?"
Mehr als eine kleine Minderheit
"Überrascht und begeistert," äußerte sich Fabian Weber, der Vorsitzende der Jungen Union im Landkreis, über die große Anzahl von Unterstützern. Weber, der in Ebern zuhause ist, hofft, "dass der Landrat anhand der vielen Stimmen erkennt, dass es sich nicht nur um eine kleine Minderheit handelt, sondern hinter dem Anliegen eine breite Unterstützerschaft steht". Weber baut darauf, "dass der Landrat seine Einstellung und Entscheidung noch einmal ändern wird".
Die Unterstützer der Aktion wollen ihre Heimatverbundenheit auch wieder durch die Nummernschilder der früheren Landkreise Ebern und Hofheim auf ihren Autos zum Ausdruck bringen. Hofheim hält sich bei der Kampagne zurück. Der Großteil der Unterzeichner stammt aus dem Raum Ebern, wo sich eine parteiübergreifende Bewegung "pro EBN" entwickelt hat.
Die rechtliche Grundlage
Im September 2012 hatte der Bundesrat beschlossen, die ausgelaufenen Kennzeichen wieder einzuführen. Die Länder wurden ermächtigt, die alten Orts-Kürzel als Wunschkennzeichen wieder zuzulassen.
In Bayern hatte der Ministerrat dafür am 14. Januar den Weg frei gemacht und bis zum 30. April hatten die Landkreise und kreisfreien Städte Gelegenheit, anzugeben, welche Initialen in ihren Verwaltungsbezirken künftig wieder möglich sein sollen. Mitte Juli werden die betroffenen Altkennzeichen im Bundesanzeiger veröffentlicht und sind dann offiziell zu haben.
"Mit über 50 Altkennzeichen ist Bayern eines der Bundesländer mit den meisten wiedereingeführten Kennungen," frohlockte Wirtschaftsminister Zeil (FDP) Anfang des Monats, denn "Ein Wunsch vieler Bürger geht damit in Erfüllung."
Dies gilt für Städte in den Kreisen Bad Kissingen und Schweinfurt ebenso wie für die Kreise Coburg, Lichtenfels und Rhön Grabfeld, um nur einige zu nennen.
Nicht jedoch im Landkreis Haßberge. Nach dem Willen des Kreistages, auf den der Landrat die Entscheidung übertragen hatte, soll der Landkreis künftig allein durch Fahrzeuge mit dem Kennzeichen HAS vertreten sein, denn eines Tages werden Alter und Rost und damit der TÜV auch die letzten Personenwagen und landwirtschaftlichen Fahrzeuge mit den alten Nummernschildern aus dem Verkehr gezogen haben.
Frage des Pluralismus
Dem will die Initiative "Pro-EBN" (Homepage www.pro-ebn.de) mit ihrer Petition an Landrat Rudolf Handwerker entgegentreten, denn laut Wirtschaftsministerium sind für die Wiedereinführung auch Zweit- oder Drittanträge nötig: "Wir fordern mit dieser Online-Petition den Kreistag des Landkreises Haßberge auf, seine Entscheidung vom April 2013 gegen die Wiedereinführung der Altkennzeichen "EBN" und "HOH" rückgängig zu machen und den Bürgerinnen und Bürgern unseres Landkreises die Möglichkeit zu geben, frei entscheiden zu können, mit welchem Kennzeichen sie Ihre Heimat repräsentieren möchten", heißt es in der Petition.
Sie macht sich für Entscheidungsfreiheit und Pluralismus sowie eine Förderung des lokalen Marketing- und Tourismusbestrebens stark und lehnt das "Graben denken" zwischen den Regionen der Haßberge ab.
Gerade dieses Grabendenken hat die Debatte um die Kennzeichen wieder aufgeworfen. Hatte der Kreistag damit argumentiert, die Einführung unterschiedlicher Kennzeichen könnten den in 40 Jahren zusammen gewachsenen Landkreis wieder auseinander dividieren, so beweisen Online-Kommentare auf der Homepage unserer Zeitung und bei Facebook das Gegenteil. Gerade die Verweigerung, alte Kennzeichen wieder möglich zu machen, sät offenbar Antipathien und lässt Ressentiments von einer Bevorzugung der Kreisstadt im Maintal gegenüber den Haßbergen wieder aufleben.
Von "Willkür ist da die Rede", von einem "EBN-Skandal" und von "HASSfurter Lobbyisten" sowie einem "Image-Schaden für Ebern". Der Kommentator "Hablohablo" meint, die Stadt Haßfurt "kann jetzt anstelle eines Obelisken einen Debakelisken aufstellen".
"Sodda!" kommentiert: "Man muss sich nicht wundern, wenn nun das ,Kreis-Identifikationsgefühl‘ der Eberner nachträglich (!) Schaden genommen hat." Ein User namens "EBN-Befürworter verbindet mit den Initialen HAS eindeutig die Stadt Haßfurt, deren buntes "HAS"-Logo - jetzt auch auf den Internetseiten den Landratsamtes - unter Behörden - zu finden sei: "Damit's ganz klar wird, dass "HAS" für Haßberge und nicht Haßfurt steht," folgert er ironisch.
User " Kletti" dagegen findet viele der EBN-Statements "peinlich" und stellt klar; "Liebe Auswärtige! Dieses Forum ist nicht repräsentativ für Ebern!" und "dass der normale Eberner in dieser Frage nicht ,extremistisch‘ geprägt ist."
Er meint: "Nehmt Euch ein Beispiel an den Hofheimern! Auch dort gibt es sicherlich viele Befürworter für ihre HOH-Kennzeichen. Aber die Hofheimer sind in der Lage, demokratische Entscheidungen zu respektieren und inszenieren keinen Aufstand!"