Druckartikel: Trotz Blutkrebs: 13-Jähriger aus Gemeinfeld lächelt das Leben an

Trotz Blutkrebs: 13-Jähriger aus Gemeinfeld lächelt das Leben an


Autor: Sarah Seewald

Gemeinfeld, Montag, 30. November 2015

Michael Lechner weiß seit Ende April, dass er Blutkrebs hat. Damit hat sich nicht nur für den 13-jährigen Gemeinfelder der Alltag verändert, auch seine Familienmitglieder bewältigen mit ihm einen anderen Tagesablauf.
In den letzten Monaten hat der 13-jährige Michael viel Zeit daheim oder in der Klinik verbracht. Dabei hat er das Puzzeln für sich entdeckt. Mit auf dem Foto ist Michaels Vater, Martin Lechner, zu sehen.  Foto: Sarah Dann


Am Anfang war das Grinsen breit. Keine Diktate, keine Englischtests, keine Hausaufgaben - und das bis zum Ende des Jahres. An die erste Reaktion seines Sohnes auf "keine Schule" kann sich Martin Lechner noch erinnern. Doch die Ernüchterung wiegt schwerer. Damals wie heute. Michael Lechner ist bis zum Ende des Jahres vom Schulunterricht befreit, krankgeschrieben. Der 13-Jährige hat Blutkrebs.

Ein Junge, der bis zum 30. April von Gemeinfeld aus nach Ebern mit seinen Klassenkameraden im Schulbus gefahren ist, Mathematik-Unterricht besser als andere Fächer findet, einen älteren Bruder hat, Mario Götze gerne Fußball spielen sieht, FC Bayern als Mannschaft gut leiden kann und sich zu Weihnachten einen Kicker wünscht. Ein Junge eben, der nicht so viel plaudert, sondern einem lieber mit einem Grinsen, das Lachfalten bis um die leuchtenden Kinderaugen wirft, begegnet.


Immer wieder in die Klinik

Einer, der eines Tages über Kraftlosigkeit im Oberarm klagte. Von heute auf morgen wurde aus dem Orthopäden-Arzt-Besuch ein erster Spezialisten-Marathon für Familie Lechner - vom Orthopäden zum Kinderarzt in die Spezialklinik nach Würzburg.

"Der lange Donnerstag", so nennen seine Eltern, Martin und Martina, den 30. April dieses Jahres. Wobei, eigentlich ist alles "wirklich flott gegangen", sagt Martin Lechner und meint damit die Zeit bis zur Diagnose, die Tage von den ersten auffälligen Beobachtungen im Knochenmarkbild bis zum Untersuchungsergebnis: Leukämie. Und dann müssen Eltern ihrem Kind erklären: "Du bist erstmal länger hier."

19 Tage. So lange hat Michaels erster Krankenhausaufenthalt gedauert. Über zwei Wochen hat er in der Würzburger Kinderklinik verbracht und seine erste Behandlung bekommen. In einem individuellen Behandlungsplan ist das Therapie-Jahr von Anfang Mai bis Ende März durchgetaktet, zwei Jahre dauert die sogenannte Akuttherapie insgesamt. Das aktuelle "Protokoll" sieht keine stationären Aufenthalte vor. Immer wieder fährt er unter der Woche mit seiner Mutter früh morgens von Gemeinfeld aus nach Würzburg. Das ist Michael so aber lieber. Am liebsten ist er nämlich daheim.

In seinem Zimmer, in dem seit Anfang Mai kein Teppichboden mehr liegt und im Wohnzimmer, in dem ein einziger Wasserrand auf dem Fenstersims daran erinnert, dass hier mal Topfpflanzen standen. Alles weg, alles Vorschriften, damit sich nirgends Bakterien oder anderes ansammeln und verteilen kann, was Michael noch zusätzlich eine Erkältung zum Beispiel bescheren könnte. Aber eben auch da daheim, wo ein von der Mama selbstbefüllter Adventskalender an der Wand hängt und er sich auf dem Familiensofa immer die Position suchen kann, die für ihn zum Beispiel nach einer Thrombosespritze angenehm ist. Ja, daheim ist er schon lieber, nickt Michael. Und lächelt.

Mit der Diagnose kamen auf die Familie auch bürokratische Formalitäten zu: Von Zetteln für die Krankenkasse bis zum Antrag für Hausunterricht an die Regierung. Immer wenn Michael fit ist, lernt er daheim im Einzelunterricht Deutsch, Englisch und Mathe. Auch im Krankenhaus gibt es Lehrer. Und zwar besonders akribische, da gibt es keine Ausreden, "oh ja", sagt Michael und wirft seinen Eltern einen verschmitzten Grinser zu.


Die Weihnachtsbaum-Wahl

Bei all der Sorge um Michael gibt es einen Weg für die Familie Lechner: "Nicht so viel grübeln oder rückwärts schauen. Sondern weitermachen. Sich über Teilziele freuen", sagt Martin Lechner. Lichtblicke gebe es immer wieder. Und noch viel besser: Bisher gab es keine Rückschritte für Michael. Nur einmal, da hat ihn eine Chemotherapie ganz besonders heftig geplagt, weil die Nebenwirkung war, dass sich seine Schleimhäute entzündeten. Das war das eine Mal, als der 13-Jährige freiwillig in der Klinik geblieben ist.

Dann können Kosten anfallen, die die Krankenkasse nicht übernimmt. Die spezielle Mundspülung, die Michael im Krankenhaus zur Linderung bekommen hat, gab es zum Beispiel für die Zeit danach - wieder zu Hause - nicht auf Rezept. Das sind freiverkäufliche Medikamente, erklärt Martin Lechner. Medikamente, die die Behandlungspause zu Hause unterstützen - aber eben mit Kosten verbunden sind.

Auch das Weihnachtsfest wird Michael daheim feiern können, wenn alles nach Plan verläuft, kein Fieber oder Schnupfen dazwischenkommt. Im Familienkreis. Denn die Lechners halten sich möglichst an die Daumenregel: Nicht mehr als drei gesunde Menschen um Michael.

Aktuell beschäftigt die Familie folgende Entscheidung: Was für einen Weihnachtsbaum gibt es heuer? Einer, der mit der Zeit sein Nadelkleid verliert, weil er nur ohne Wasser aufgestellt werden darf, damit sich keine Schimmelsporen bilden können. Oder ein unechter, der im nächsten Jahr wieder einem richtigen weichen soll? Der Baum oder viel mehr die Baum-Entscheidung ist noch nicht gefallen. Michael grinst aber schon mal bei dem Gedanken an das geschmückte Endergebnis.

Franken helfen Franken

Idee
Die Mediengruppe Oberfranken, zu der der Fränkische Tag gehört, erreicht über ihre Zeitungen sowie ihre Internetangebote viele Menschen. Das will sie nutzen, um mit Hilfe des Spendenvereins "Franken helfen Franken" Hilfsbedürftige in Franken zu unterstützen.

Spendenkonto
Wer Familie Lechner unterstützen möchte, kann spenden. IBAN-Nummer: DE62770500000302194501;
BIC: BYLADEM1SKB (Sparkasse Bamberg). Bitte geben Sie bei der Überweisung "Hilfe für Michael" als Stichwort an.

Fragen?
Seit der Gründung im Jahr 2009 kamen 231 410,91 Euro zusammen. Mehr Informationen gibt es auf: franken-helfen-franken.de.