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Trinkwasser-Versorgungsanlagen im Landkreis: "Es sieht ganz gut aus"


Autor: Klaus Schmitt

LKR Haßberge, Donnerstag, 24. August 2017

Alle Trinkwasser-Versorgungsanlagen im Landkreis halten bei Nitrat den Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter ein.
Alle Trinkwasser-Versorgungsanlagen im Landkreis halten bei Nitrat den Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter ein. Punktuell sind die Unterschiede gravierend.


Es ist ein Thema, das immer wieder hochkocht: die Nitratwerte im Trinkwasser. Nitrat gilt als gesundheitsschädlich. Insbesondere für kleine Kinder kann es Risiken bergen. Damit die Gesundheit nicht beeinträchtigt wird, hat der Gesetzgeber einen Grenzwert festgesetzt, der aktuell bei 50 Milligramm pro Liter (mg/l) liegt. Verschiedentlich wird ein niedrigerer Wert gefordert.

Alle Versorgungsanlagen im Kreis Haßberge halten den derzeit gültigen Grenzwert ein, wie eine Umfrage unserer Zeitung unter allen 26 Städten und Gemeinden ergeben hat. Aber damit sind die Kommunen nicht alle Sorgen los. Es heißt: wachsam sein!


Karte entsteht

Die Konzentration von Nitrat und Phosphat im bayerischen Grundwasser soll mit einer neuen Landesverordnung deutlich gesenkt werden. Hintergrund ist die vor drei Monaten in Kraft getretene Düngeverordnung des Bundes, die Landwirten strengere Regeln bei der Düngung ihrer Wiesen und Felder vorschreibt. Dünger gilt als eine Ursache für erhöhte Nitratwerte.

Im Freistaat erarbeitet das Umweltministerium aus diesem Grund derzeit eine Karte, die die besonders belasteten Regionen identifiziert und in denen laut eines Sprechers des Agrarministeriums ab 1. Januar 2019 die neue Landesverordnung "Rote Gebiete Nitrat" greifen soll.


"Rote Gebiete"

Demnach sollen alle Regionen Bayerns als "Rote Gebiete" gelten, in denen der Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat je Liter Grundwasser überschritten wird. Gleiches gilt für Gebiete, in denen der Vorsorgewert von 37,5 Milligramm Nitrat je Liter mit einer seit Jahren steigenden Tendenz überschritten wird. Bei einem fallenden Trend muss dagegen nicht gehandelt werden. Nach den bisherigen Erfahrungen dürften insbesondere weite Teile Frankens und Niederbayerns von zu hohen Nitratkonzentrationen betroffen sein.

Und wie sieht es im Kreis Haßberge aus? "Insgesamt liegen wir im grünen Bereich", erklärt der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes in Bad Kissingen, Leonhard Rosentritt, zu dieser Frage. In den 26 Städten und Gemeinden gibt es nach seiner Darstellung weitgehend gleichbleibende Wert: nicht steigend, aber auch nicht fallend. Das bedeutet laut Rosentritt mit Blick auf möglichen Handlungsbedarf bei dem genannten Vorsorgewert von 37,5 Milligramm pro Liter: Keine Kommune mit über diesen 37,5 mg/l habe steigende Tendenz. Im Landkreis Haßberge müsse man sich "absolut keine Sorge" machen, meint der Behördenleiter. Auch wenn es mal den einen oder anderen Brunnen gebe, der einen höheren Wert aufweise. Solche Schwankungen hält der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes aber für normal.

Der Blick auf die nebenstehende Karte, zu der alle 26 Städte und Gemeinden im Landkreis ihre Nitratwerte an unsere Zeitung gemeldet haben, macht deutlich, dass keine Versorgungsanlage über dem Grenzwert liegt und es nur wenige sind, die über dem so genannten Vorsorgewert liegen. Dass einige Gemeinden mehrere Werte angegeben haben, liegt daran, dass sie verschiedene Versorgungsanlagen haben. In manchen, meist benachbarten Gemeinden, sind die Werte gleich, weil sie ihr Wasser vom gleichen Versorger bekommen, zum Beispiel in den "Heiligen Ländern" von der Veitensteingruppe oder im Maintal von der Sand-Knetzgau-Wonfurt-Gruppe.
Auffallend ist die Gemeinde Rauhenebrach. Sie hat gleich fünf Werte mitgeteilt - weil sie fünf Versorgungsanlagen hat. Auffallend ist ferner, dass diese Werte weit auseinander gehen: 2,3 mg/l ist einer der besten Werte im Landkreis, und 44,9 mg/l ist einer der schlechtesten. Der 2,3-mg/l-Wert ist die Brunnenanlage in Theinheim; sie liegt im Wald, und dort gibt es keine äußeren Einflüsse. 44,9 mg/l hat die Anlage in Prölsdorf, und dort gibt es äußere Einflüsse. Aber: Bürgermeister Matthias Bäuerlein (FW) beruhigt: Bevor das Wasser in Prölsdorf aus dem Hahn kommt, wird es mit nitratarmem Wasser gemischt, so dass der tatsächliche Wert bei etwa 25 mg/l liegt. Dennoch wisse Rauhenebrach um die Problematik, räumt Bäuerlein mit Blick auf den hohen Prölsdorfer Wert ein. Mit dem Mischen sieht er aber alles im grünen Bereich. Matthias Bäuerlein: "Wir haben keinen akuten Handlungsbedarf."

Um Versorgungssicherheit zu gewährleisten, hatte Rauhenebrach zuletzt alle seinen Versorgungsanlagen quasi im Ringschluss miteinander verbunden. Das soll sicherstellen, dass in allen Orten immer Wasser fließt, und es kann gemischt werden.

"Bauern wollen nicht der Sündenbock sein" bei der Nitrat-Problematik

Wenn das Thema Nitratwerte im Trinkwasser zur Sprache kommt, wird fast reflexartig auf die Bauern gezeigt. Die sind schuld mit ihrem Dünger, dass die Nitratwerte nach oben gehen, heißt es. Das stimmt nicht, wehrt sich Klaus Merkel, der Kreisobmann Haßberge des Bayerischen Bauernverbandes (BBV). "Die Bauern wollen nicht der Sündenbock sein", sagt er, und sie seien es auch nicht. Für hohe Nitratwerte gebe es mehrere Faktoren.

Dünger sei nur eine mögliche Ursache, betont der Landwirt aus Mariaburghausen im Gespräch mit unserer Zeitung. Andere Faktoren seien beispielsweise die Bodenbeschaffenheit und insbesondere in Unterfranken die Niederschläge. Konkret: Unterfranken gilt als niederschlagsarmes Gebiet, und wenn wenig Wasser von oben kommt, reduziere sich - sehr vereinfacht ausgedrückt - der Verdünnungseffekt und der Nitratwert, ein prozentualer Wert, steige.

Eine weitere Besonderheit hat Unterfranken nach den Worten Klaus Merkels: Hier gebe es die niedrigste Tierrate Bayerns, aber die höchsten Nitratwerte. Das lässt nach seinen Worten die Schlussfolgerung zu, dass eben nicht nur die Tierhaltung und damit der Dünger, der auf die Felder ausgebracht wird, für hohe Nitratwerte verantwortlich sein kann. "Der Landwirt ist nur ein Faktor", betont er.

Ähnlich wie der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes in Bad Kissingen, Leonhard Rosentritt, bewertet auch Klaus Merkel die Gesamtsituation beim Thema Nitrat im Trinkwasser als positiv im Kreis Haßberge. Keine Kommune überschreite den Grenzwert von 50 Milligramm Nitrat pro Liter. Und insgesamt sieht er die Werte eher sinkend und stagnierend als steigend. Sein Fazit: "Es sieht ganz gut aus."


An einen Tisch setzen!

Wenn es doch Probleme wegen des Düngers bei den Nitratwerten gebe, dann empfiehlt er, dass sich die Beteiligten, die Wasserversorger ebenso wie die Kommunen und die Landwirte, an einen Tisch setzen und nach Lösungen suchen. Das funktioniere, hat er erfahren und nennt ein Beispiel im Raum Hofheim.