Treinfelder Feuerwehr klaut Eberner Maibaum
Autor: Ralf Kestel
Treinfeld, Samstag, 30. April 2016
Frisch geschält, prompt geklaut: 18 Stunden vor dem Aufstellen ging Eberns Maibaum auf Reisen. Die Feuerwehr Treinfeld entführte den Stamm aus dem Bauhof.
Sie freuten sich diebisch: Die 17 Mann, die eine Frau und der kleine schwarze Humpel-Hund, denen kurz nach Mitternacht am Samstag um 0.30 Uhr ein Coup gelang: Sie entführten den Eberner Maibaum aus dem städtischen Bauhof. Die Mannen der Treinfelder Feuerwehr schlugen im Dunkel der Nacht zu, schlichen sich über die Wiesen des Baunachgrundes an.
Der Diebstahl wurde ihnen leicht gemacht: Der bearbeitete, aber noch nicht fränkisch rot- weiß lackierte Stamm, der zum Teil schon geschmückt war, stand zur Abholung bereit. "Der war auf einem Wagen festgezurrt, wir mussten den nur rausschieben." Bis zur Hetschingsmühle zog sich die geräuschlose Nacht-und-Nebelaktion hin.
Dort wartete Silke Schramm mit dem Traktor, die ihre erste Vario-Fahrt unternahm, "weil nüchtern". Dann aber ab durch die Mitte: "Als wir die Landesgrenze erreicht hatten, waren wir schon erleichtert", erzählt Patrick Bock, der sich dennoch wunderte, wie leicht es ihnen die Eberner gemacht hatten. Nur im heimatlichen Lind "hat uns einer gefilmt".
Die Idee zum Baum-Klau wurde nach der Leistungsprüfung der Treinfelder Feuerwehr geboren worden, als man sich an eine ähnlich erfolgreiche Aktion von vor vier Jahren erinnerte, als man den Heubacher eine Nase drehte.
Erst wurde - gegen 23 Uhr - ein Spähtrupp entsandt, der auskundschaften sollte, ob der Eberner Maibaumstamm, heuer ein ganz neuer, wie immer im Bauhof bereit steht. Dann folgte ein Vorauskommando und dann schlug die gesamte Mannschaft mit Traktor, Bus und Auto zu.
Das Beutestück wurde in einer Halle versteckt. Am Morgen folgte die Vorbereitung der Übergabe-Modalitäten. "Wir haben den Eberner Maibaum", klang bei Stefan Horn um 10.15 Uhr am Telefon eine Mischung aus Stolz und Mitleid mit, als er zum Pressefoto lud.
Voller Freude wurde der Beutestamm dann aber präsentiert und eindeutig als der Eberner Maibaum identifiziert: Die Zunftwappen, die Spitze und das Stadtwappen waren an dem frisch geschälten Stamm, der das Vorgängermodell aus dem Vorjahr ersetzt, weil es zu faulen begann, schon angebracht.
Um 11.30 Uhr begannen die Rückgabe-Verhandlungen, die sich gar nicht so einfach gestalteten. Zunächst wurde der Stamm vermessen: 18 Meter lang. "Für jeden Meter zehn Liter Bier", hallte es als Forderung aus der Menge. "Ein Grillfest mit entsprechend viel Bier", einigte man sich aber schnell, zumal man sich streng an den Baumklau-Knigge gehalten hatte, der im Fränkischen Tag nachgelesen worden waren.
Als Michael Streng aber den Vorsitzenden des Eberner Feuerwehrverins, Anton Gerstenkorn, anrief, erwischte er ihn auf der Baustelle seinen neuen Heimes und auf dem falschen Fuß. Obwohl die Feuerwehr das Fest zum Maibaumaufstellen ausrichtet, erklärte er sich für nicht zuständig. "Ihr müsst den Bürgermeister anrufen." Die Treinfelder kamen schnell zu dem Schluss: "Typisch Ebern, keiner zuständig."
Auch David Pfeufer von der Eberner Feuerwehr verwies sich als nicht zuständig und auf den Bürgermeister, der aber nicht Telefon ans ging. "Die sind gänzlich unvorbereitet und auch leicht überfordert", erschien es den Treinfeldern, die sich aber gelassen zeigten, da die Eberner selbst noch den fränkischen Rot-Weiß-Anstrich angekündigt hatten. "Die werden sich schon noch melden, ansonsten stellen wir den Eberner Maibaum bei unserem Fest als Schandbaum auch mit auf." Dann ohne Anstrich, Gelackmeierte gäbe es dann anderswo.