Traumnote beim Abitur: 1,0 in Ebern erzielt
Autor: Ralf Kestel
Ebern, Freitag, 27. Juni 2014
In Ebern haben alle 71 Gymnasiasten die Hochschulreife erlangt. Eine Maroldsweisacherin sogar mit 1,0. Der Notendurchschnitt am Friedrich-Rückert-Gymnasium liegt bei 2,29 und damit über dem bayerischen Wert, meint der Schulleiter.
"Wie soll man im Leben versagen, wenn man doch weiß, wie eine Integralfunktion berechnet wird?" Ironisch, gleichwohl selbstbewusst stellten Fenja Jahn und Jens Knauth als Abiturientensprecher bei der Verabschiedungsfeier diese Frage. Zu diesem Zeitpunkt wussten sie noch nicht, was wenige Minuten später passieren sollte. Einer aus ihren Reihen gewann 500 Quadratmeter Regenwald in Paraquay. Als Bester in Biologie muss sich Manuel Müller mit diesem Problem beschäftigen.
Ob er dabei die Kurve kriegt, Ihm die Kollegen gar helfen? Denn Teamgeist haben sie im Verlauf der vergangenen Monate gezeigt. Und in ferne Länder zieht es sowieso viele, wie die meisten der Redner bei der fast dreistündigen Feier am Freitagnachmittag herausstellten.
Ehemalige sprechen auf
Darunter waren auch zwei, die solche Verabschiedungen selbst schon erlebt hatten: Landrat Wilhelm Schneider (der dem allerersten Abi-Jahrgang 1978 angehört hatte) wie auch Landtagsabgeordneter Steffen Vogel, (Abi-Jahrgang 1993). Sie alle warben wie auch Bürgermeister Jürgen Hennemann um eine Rückkehr nach Studium oder Ausbildung "nicht nur zum Altstadtfest", wie es Hennemann formulierte.
"Wir brauchen auch in unserer Region tüchtige, gut ausgebildete junge Menschen", warb Landrat Schneider und verwies auf den eigenen Werdegang. "Die Abi-Verabschiedung war ein Tag, der mich sehr bewegte, wie später höchstens noch die Hochzeit, die Geburt meiner Kinder oder der Tag der Landratswahl."
Und auch MdL Steffen Vogel stellte die Vorzüge der Region heraus: "Ich muss ja jetzt ab und zu nach München und kann vergleichen: Bei uns ist es schöner. Auch wir brauchen Ärzte, Lehrer, IT-Experten und mit ein bisschen Glück wird man als Abiturient aus Ebern auch Landrat oder Landtagsabgeordneter."
Alle haben bestanden
Das Zeug dazu haben sie sicher. Alle 71 Abiturienten haben bestanden. "Das ist noch nicht so oft passiert", erinnerte sich Studiendirektor Wolfgang Grübert, der letztmals als stellvertretender Schulleiter so eine Feier vorbereitete.
Und auch der Notendurchschnitt kann sich sehen lassen. "Mit 2,29 liegen wir mit Sicherheit über dem Schnitt in Bayern", lobte Oberstudiendirektor Klauspeter Schmidt.
Besonders hervorgetan hat sich dabei Annika Hartleb aus Maroldsweisach mit der Traumnote 1,0. Nicht weniger schlecht die Ergebnisse von Jens Knauth aus Seßlach (1,1) sowie Stefanie Förner aus Reckendorf und Madgalena Schmitt aus Maroldsweisach (beide 1,3).
Versteckte Hinweise auf ein Malheur beim Jubelkorso zum Abschluss der Prüfungen, der mit einem Unfall endete, da die Zentrifugalkräfte falsch berechnet worden waren, waren aus der Rede von Schulleiter Klauspeter Schmidt herauszuhören "Bedenkt die Folgen", lautete seine Empfehlung, wozu er mahnend den Finger hob. "Gebildete Menschen zeichnen sich dadurch aus, dass sie über Taten reflektieren, ehe sie sie begehen. Also, schaltet Euer Gehirn ein, wir haben über Jahre daran gearbeitet."
Gehirn einschalten und trainieren
Einen Tipp, um das Gehirn weiterhin zu trainieren, hatte Schmidt auch parat. "Bleibt drei Stunden jeden Tag offline, kein Smartphone, kein i-Pad, kein Fernseher - nur Beschäftigungen, die Euer Gehirn weiterentwickeln."
Da der Landrat schon einmal im Haus war, wurde ein Thema nicht ausgeklammert: der Zustand des Gebäudes. "Wir sind froh, dass wir in die Sicherheit entlassen werden, weil wir lebten in Sorge, dass uns die Decke auf den Kopf fällt", klagten die Schülersprecher angesichts der Undichtigkeiten im Dach. "Wenn das mit dem Wasser im Keller so weiter geht, wird der Hallenbadbau hinfällig."
Und die Farben in der Aula fanden Jens Knauth und Fenja Jahn auch nicht mehr zeitgemäß. "Aber bevor hier die Wände gestrichen werden, wird eher das Schulsystem ein paar Mal geändert." Deswegen blieb den beiden nur ein "herzliches Mitleid für alle, die dem Reformwahn weiter ausgesetzt sind".
Eine Einschätzung, die auch Franz Schaller, der Vorsitzende des Elternbeirates, teilte "Das G8 war für Euch der Hammer: Zweite Fremdsprache schon ab der sechsten Klasse, mehr Fächer und Klausuren sowie Pflichtabi in Mathe und Deutsch." Und dennoch hätten alle 71 diesen schwierigen Abschnitt gemeistert und die Hochschulreife erreicht.
Auch Schaller griff den maroden Bauzustand auf. "Im letzten Jahr hat es durch das Dach getropft, jetzt strömt es schon. Und das Lehrerzimmer gleicht einer Legebatterie."
Landrat Schneider verwies dazu auf die bereits beschlossene Generalsanierung, die dem Landkreis 20 Millionen Euro kosten wird. Und als Vorabmaßnahme wird das Dach abgedichtet, versprach er als "Ehemaliger", den bei seiner Verabschiedung ein "Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit" beschlichen hatte. Schneider wörtlich: "Ich hätte ganz Welt umarmen können."
Das taten die Abiturienten am Freitag im übertragenen Sinn: Von der Weltkugel im Pausenhof aus ließen sie Luftballons in alle Welt hinaus aufsteigen.
Ausgezeichnete Abiturienten
Die Kursbesten Jens Knauth (Fremdsprachen), Magdalena Schmitt (Deutsch), Stefanie Förner (Latein) Maria Lene Muckelbauer (Gesellschaftswissenschaften), Manuel Müller (Biologie), Annika Hartleb, Alexander Deublein (Physik), Jenny Stubenrauch, Jens Knauth (Chemie), Annila Hartleb (Naturwissenschaften), Stefanie Förner, Alexander Deublein (Mathematik), Anna Westphal (beste Seminararbeit)
Besonderes Engagement Johanna Baer (Sport), Simon Arnold, Manuel Köbrich, Laurenz Werb Roxanna Derra (musisch-künstlerischer Bereich), Lukas Reinmund, Mona Lang Fabian Goldschmidt (Schülervertretung)