Thema "Herrenwald" entzweit die Ebelsbacher
Autor: Günther Geiling
Ebelsbach, Donnerstag, 27. Februar 2020
Selten war das Interesse an einer öffentlichen Diskussion: Junge Familien wollen Bauland. In der Siedlung befürchtet man Belastungen.
Riesig war das Interesse an der Bürgerversammlung zum Thema Baugebiet "Am Herrenwald". Bürgermeister Walter Ziegler war sichtlich überrascht über die rund 250 Besucher. "In meiner ganzen Amtszeit hatte ich noch nie so viele Teilnehmer bei einer Bürgerversammlung."
Dafür und dagegen
Dabei wurden Fronten deutlich. Während Bürger fanden, dass die Planung "mit zwei Engstellen verkehrstechnisch ein Chaos" sei und "man dies den Menschen nicht zumuten könne, die dort wohnen", hieß es auf der anderen Seite: "Ich kann dies nicht nachvollziehen" und "Das kann man ertragen". In der nächsten Woche ist der Gemeinderat am Zug, über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens zum Baugebiet "Am Herrenwald" zu entscheiden.
Der Bürgersaal konnte die Interessierten kaum fassen. Ganz offensichtlich brennt das Thema "neues Baugebiet am Herrenwald" auf den Nägeln. "Die Gemeinde Ebelsbach ist ein beliebter Wohnstandort und hat in den letzten Jahren die im Flächennutzungsplan ausgewiesenen Wohngebiete angesichts der bestehenden Nachfrage konsequent aufgeplant. Diese Baugebiete sind mittlerweile weitestgehend bebaut und auf die noch freien Bauplätze hat die Kommune aus eigentumsrechtlichen Gründen keinen Zugriff", betonte Walter Ziegler.
Tatsächlich sind noch 63 Bauplätze unbebaut, aber in privatem Besitz. Weil niemand verkaufen will, bleibt kaum Möglichkeit, an Bauflächen zu gelangen. Die Nachfrage nach Wohnbebauung sei aber ungebrochen, beschrieb Ziegler, die Gemeinde muss neue Bauflächen planen.
Voruntersuchungen schon 2017
Der Bürgermeister erinnerte daran, dass Ebelsbach deswegen im April 2017 Voruntersuchungen beauftragte, denn das Gebiet "ist nicht ganz ohne". Drei Punkte galt es zu klären. Bei der Wasserversorgung gibt es im Hochbehälter eine Drucksteigerungsanlage, mit der auch die Zone III versorgt werden kann. Eine Verlegung der 110-kv-Hochspannungsleitung würde bei fünf neuen Masten zwei Millionen Euro kosten; eine Verkabelung 2,5 Millionen Euro.
Und die Anbindung des neuen Siedlungsgebiets an die überörtliche Straße zwischen Steinbach und Ebelsbach? Die Baukosten lägen bei 1,7 Millionen Euro - mit den Nebenkosten bei 2,5 Millionen Euro. Ein weiterer Kreisverkehr Richtung Steinbach wäre dann möglich, wenn Eltmann sein Industriegebiet mit anbände. Gegenwind gibt es vom Naturschutz, weil am Ebelsbacher Hang wertvolle Biotope liegen. So war sich der Gemeinderat einig, von einem Straßenbau aus Kosten- und Naturschutzgründen Abstand zu nehmen.
In der Folge, so Ziegler, wurden Varianten diskutiert. Für die jetzige Teilvariante mit 45 Bauplätzen wurden die Auslegung mit 10:3 Stimmen und das Baugutachten mit 10:5 Stimmen beschlossen. Ziegler sprach für die Verwirklichung zwei Zeitfenster an. Der Aufstellungsbeschluss war zum 31. Dezember 2019 zu fassen; der Plan selbst muss Ende 2021 Rechtskraft erlangen. Der Gemeinderat beschloss am 22. Januar, das Verfahren fortzuführen. Ziegler erläuterte das Abwassersystem: Das Schmutzwasser soll über den Kanal, das Oberflächenwasser über Rückhaltungen in das Kirschental abgeleitet werden. Ziegler kritisierte, dass die Aktiven des Bürgerbegehrens wegen angeblicher Kanalprobleme Druck auf die Bürger machten. Das sei nicht gerechtfertigt.